Am Wochenende haben wieder mal ein paar Jugendliche Häuser besetzt. Mancher dachte schon, dieses Kapitel der Neustadt-Geschichte wäre seit ein paar Jahren endgültig geschlossen. Nun blüht er noch mal auf, der illegale und kriminelle Ruf der Neustadt. Ein Ruf, der schon vor über 15 Jahren entstanden ist und Manchen von der anderen Elbseite immer noch davon abhält, hier her zu kommen.

Hausbesetzungen haben in der Äußeren Neustadt eine lange Tradition. Schon zu Zeiten der strengen Kontrolle und Wohnungsknappheit in der DDR gab es hier die ersten Schwarzmieter. Meist waren es Studenten, die nicht in den Acht-Bett-Zimmern der Plattenbau-Wohnheime nächtigen wollten. Aber auch Künstler und Intellektuelle zog der verfallene und illegale Charme der Neustadt an.
Nach der Wende besetzten Jugendliche ganze Häuser, um darin zu wohnen, zu feiern und eine neue Revolution zu planen. Sogar ein Theater entstand auf diese Weise. Die Häuser auf dem Bischofsweg, der Louisen- und Lutherstraße waren berühmt und berüchtigt. Die Pläne sind gescheitert, die Häuser legalisiert, die Jugendlichen angepasst und die große Revolution wird eingestellt.
Nadelstreifenträger haben die ganze Neustadt vermarktet. Die ganze – Nein noch gibt es Nischen, Nischen mit Mietergenossenschaften und begrünten Dächern, soziale Vereine und ein paar Kneipen, die nicht nur auf die Jungen, die Dynamischen und die Angepassten zugeschnitten sind.
Wahrscheinlich werden hier immer wieder Häuser besetzt, solange noch einige leer stehen. Die Neustadt zieht doch immer noch die kriminellen Elemente an.
Nachträge
2007
Besetzungen haben weiter Tradition am 10. März war es mal wieder so weit.
2009
Im Hechtviertel wurde ein Haus besetzt. Siehe hier.
2010
In der Leipziger Vorstadt wurde ein Haus besetzt. Siehe hier.
2016
Im Scheunenhof-Viertel wurde auf der Lößnitzstraße ein Haus besetzt
2019
Hausbesetzung an der Königsbrücker Straße