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Von lauten Italienern und stillen Franzosen

„Mamma mia, Cazzo diablo, Oh Antonio“. Lautes und heiseres Geschrei schlägt an mein Ohr. Die Frauenstimme scheint sich vor Aufregung zu überschlagen, aber leider, ich verstehe kein Wort italienisch. Doch die Gesten sind eindeutig, dem Küchengehilfen muss etwas runter gefallen sein. Durch die Fenster sehe ich ihn niederknien, vermutlich muss er jetzt Scherben zusammenkehren.

Ein lautes Klirren hatte die besinnliche Ruhe auf der Terrasse hinter dem La Vie en Rose gestört. Ein Klirren, das einem kneipenerfahrenen Ohr verrät, dort drüben sind soeben Teller zu Bruch gegangen.

Dort drüben, da ist das Al Capone, ein italienisches Restaurant auf der Alaunstraße, berühmt ob seiner köstlichen Steinpilz-Sahne-Soße. Da müsste ich eigentlich sein. Doch heute speise ich französisch – Kalbsleber mit gebratenen Zwiebeln. Dazu gibt es einen feinen Rotwein, trocken wie üblich und ebenfalls französisch. Die Neustadt hat sich zu einem Ort der internationalen Küche entwickelt. Ob russisch, griechisch oder spanisch, fast alles ist hier vertreten. Der Trend aber ist kubanisch. Zum Bermuda-Dreieck aus La Habanna, El Paraiso und El Cubanito hat sich jetzt eine klassische Bar gesellt. Vergangene Woche öffnete der Havana-Club auf der Bautzner Straße. Kubanisches Flair allenthalben. Billige Alternative in der multikulturellen Szene sind die zahllosen Döner-Buden.

Die heisere Frauenstimme schreit schon wieder nach Antonio. Ich zucke zusammen und blicke auf. Die freche rothaarige Kellnerin hat meinen leeren Teller entführt und steht schon wieder fragend vor mir. Soll ich bleiben oder gehen? „No lo sé.“ – Ich weiß es nicht.

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Nachtrag 2008

La Vie en Rose, La Habanna, El Paraiso und Havanna-Club gibt es leider nicht mehr, dafür sind ein paar andere fremdländische Restaurants hinzugekommen.


Nachtrag 2016

Aus dem italienischen Restaurant ist ein Irish-Pub geworden. (Neustadt-Geflüster vom 21. Juni 2016)

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