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Hausbesetzer am Landgericht verurteilt

Richter Jürgen Scheuring hat heute am Landgericht den Hausbesetzer Steve P. im Berufungsverfahren wegen Hausfriedensbruch verurteilt. Allerdings sprach der Richter eine sehr geringe Strafe aus. Wie schon in mehreren Prozessen am Amtsgericht verhängte auch Scheuring eine sogenannten Verwarnung mit Strafvorbehalt. Das ist gewissermaßen eine „Geldstrafe auf Bewährung“. Sollte sich der Angeklagte innerhalb eines Jahres etwas zu Schulden kommen lassen, wird ein Verwarngeld in Höhe von 20 Tagessätzen fällig. Falls nicht, kommt er ohne Strafe davon.

Hausbesetzung auf der Königsbrücker Straße
Hausbesetzung auf der Königsbrücker Straße

Gegen das Urteil des Richters Arndt Fiedler am Amtsgericht war die Staatsanwaltschaft in Berufung gegangen. Daher wurde der Prozess heute neu aufgerollt.

Der Angeklagte, der Mitglied der anarchosyndikalistischen Gewerkschaftsföderation FAU ist, nutzte die Gelegenheit zu einem gesellschaftskritischen Vortrag. Er kritisierte Polizei, Staatsanwaltschaft und auch die Justiz, die alles dafür getan hätten, die antihumanistischen Eigentumsverhältnisse in den Häusern an der Königsbrücker Straße wieder herzustellen. Zur Erinnerung, im Januar 2020 hatten rund 20 bis 30 Personen die drei Häuser an der Königsbrücker Straße besetzt. Die Häuser waren nach wenigen Tagen von Polizei und Sondereinsatzkommando geräumt worden.

Außerdem sei das Eigentum an Grund und Boden ohnehin nur eine Folge von früheren Bluttaten in Verbindung mit einem überholten Erbrecht, so der Angeklagte in seiner Einlassung. Der Eigentümer und Multimillionär Helmut Röschinger benutze und besitze die Häuser nicht. Nun nutze er Bedienstete wie Richter und Staatsanwaltschaft und eine paramilitärische Rambotruppe, um sein Eigentum weiterhin leer stehen zu lassen.

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Gegen die dort teils auf dem Gelände, teils in den Häusern befindlichen Personen wurden Strafverfahren angestrengt, der größte Teil dieser Verfahren wurde von verschiedenen Richtern am Amtsgericht entweder ganz eingestellt oder mit geringen Strafen belegt. Allerdings gab es gestern einen weiteren Prozess, bei dem ein Mann vorm Amtsgericht sowohl wegen Hausfriedensbruch als auch wegen Sachbeschädigung verurteilt wurde. Der Hausbesetzer befand sich zum Zeitpunkt der Räumung in einem Baum.

Problem Strafantrag

In nahezu allen Fällen versuchten die Anwält*innen der Besetzer*innen geltend zu machen, dass der Strafantrag nicht richtig gestellt wurde. Dazu muss man ein bisschen Licht in die Eigentumsverhältnisse des Geländes bringen. Das Grundstück gehört der Dental Kosmetik GmbH & Co. KG, das ist die Firma, die unter anderem auch die bekannte Putzi-Zahnpaste herstellt und aktuell gerade bestreikt wird. Die Firma wiederum gehört zur Argenta-Gruppe, deren geschäftsführender Gesellschafter, Helmut Röschinger hatte nun einen Mitarbeiter beauftragt, Strafantrag bei der Polizei zu stellen. Das tat dieser auch, allerdings mit einem Stempel der Argenta-Gruppe. Damit sei er nicht berechtigt, den Strafantrag zu stellen, argumentierten auch heute wieder die Verteidigerin Isabel Antz.

Nun ist aber Röschinger nicht nur Geschäftsführer der Argenta, sondern auch Geschäftsführer der Dental Kosmetik und damit sehr wohl antragsberechtigt. Der Strafantrag sei ordnungsgemäß, befand Richter Scheuring. Gleichzeitig beschwerte er sich aber, dass es ihm noch nicht untergekommen sei, dass sich ein Berufungsgericht mit einer solchen Sache beschäftigen müsse. Außerdem würde hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Immerhin sei die Hausbesetzung friedlich abgelaufen, es habe keine Übergriffe auf die Polizei gegeben, dass kenne er aus der Frankfurter Hausbesetzerszene anders.

Sachbeschädigung nicht nachweisbar

Die von der Staatsanwaltschaft unterstellte Sachbeschädigung sei nicht nachweisbar. Nicht hilfreich war eine vom Eigentümer eingereichte Rechnung über Beräum- und Sicherungskosten. Denn die war statt auf die Häuser 12 bis 16 auf die Häuser 14 bis 18 ausgeschrieben und dann waren da etliche Posten drin, bei denen der Richter anzweifelte, dass sie im Zusammenhang mit der Besetzung stehen. Auch die zwei im Verfahren gehörten Polizisten konnten kein Licht in eine mögliche Beteiligung an Sachbeschädigungen des Angeklagten bringen.

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Bleibt also noch der Hausfriedensbruch. Die Verteidigerin argumentierte, dass in einem leerstehenden, nahezu abbruchreifen Haus kein Frieden gebrochen werden könne. Das sah der Richter anders. Immerhin habe sich der Angeklagte in dem Haus befunden und dieses habe nicht nach allen Seiten offengestanden. Mit seinem Urteil nahm er Bezug auf ein Urteil des Oberlandesgerichtes Köln aus dem Jahr 1982 mit einem ähnlichen Sachverhalt.

Der Richter ließ es sich nicht nehmen auf die Anschuldigungen des Angeklagten zu Beginn der Verhandlung einzugehen. Er und auch sein Kollege von der Staatsanwaltschaft seien Teil der Demokratie und er müsse ahnden entsprechend der Rechtslage. “Solche Beschimpfungen können wir ab”, sagte Scheuring. Außerdem verwies er darauf, dass es Eigentum an Grund und Boden auch in der DDR mit ihrem gelebten Kommunismus gegeben habe. Und ohne Erbrecht hätte es keine kommunistischen Vordenker wie Marx, Engels, Lenin oder Mao gegeben, denn die hätten allesamt vom Vermögen ihrer Eltern profitiert.

Gegen das Urteil gibt es noch die Möglichkeit einer Revision.

Entwicklung des Geländes

Auf dem Gelände rund um die seit ungefähr 25 Jahren leer stehenden Häuser scheint sich nun aber etwas zu entwickeln. Das Thema wurde gestern im Bauausschuss besprochen. Grünen-Stadtrat Johannes Lichdi berichtet: “Der Eigentümer des Putzi-Geländes hat im Bauausschuss die Planungen vorgestellt. So sollen die Produktionsflächen der Dental Kosmetik im Norden zusammengefasst werden und im Süden können Wohnungen entstehen. Auch die Villen sollen saniert werden.

40 Kommentare

  1. Steile Forderung: “die antihumanistischen Eigentumsverhältnisse in den Häusern an der Königsbrücker Straße wieder herzustellen” …

  2. @Nur So

    Viel besser finden wir ja “anarchosyndikalistischen”…….

    Das mussten wir dann doch mal googlen! Was es alles gibt. Man lernt nie aus.

    An dieser Stelle vielen Dank an die Redaktion für die Wahrnehmung des Bildungsauftrags!

    ;-)

  3. Der Begriff Anarchosyndikalismus bezeichnet die Organisierung von Lohnabhängigen, basierend auf den Prinzipien von Selbstbestimmung, Selbstorganisation und Solidarität. Ideengeschichtlich stellt der Anarchosyndikalismus eine Ergänzung des Anarchismus um den revolutionären Syndikalismus dar….. (wiki)

    Auch wiki:
    Anarchie:
    “Herrschaftslosigkeit’

    Syndikat:
    “als geschäftliches Unternehmen getarnter Zusammenschluss von Verbrechern”

    Kurz:
    “Führungsloser Haufen Verbrecher”… ;-)

  4. @Nur so:
    Ich stecke da nicht so in der Materie, aber “…die Organisierung von Lohnabhängigen…” trifft es wohl nicht so ganz, oder?
    Müsste die Begriffserklärung nicht um die Begriffe der “Transferleistungsabhängigen” oder der “auf Kosten anderer schmarotzende Personen” ergänzt werden?

  5. Hallo nur so,
    wenn wir schon wiki bemühen, dann doch bitte mit einer gewissen Lesekompetenz:
    Der aus der frühen französischen Gewerkschaftsbewegung (vgl. Charta von Amiens) übernommene Begriff Syndikat (franz.: syndicat, schwedisch: syndikat) spielt eine große Rolle in der gewerkschaftlichen Bewegung des Syndikalismus. Er bezeichnet hier einen lokalen, branchenweiten Zusammenschluss von Arbeitern.[4] Der deutsche Begriff „Gewerkschaft“ gibt die Idee der Syndikate nur teilweise wieder, da die syndicats im Syndikalismus nicht nur eine Interessenvertretung der Arbeiter, sondern Keimzelle des Aufbaus der gesamten Gesellschaft sein sollten.

  6. @seldon…

    war nicht so verkopft…;-)

    …mir ist aber klar geworden, dass die Hausbesetzer nicht die Keimzelle unserer Gesellschaft werden..
    .. da fehlt es an der einen oder anderen Kompetenz.

    ;-)

  7. Verstehe das nur ich so, oder sind die Sanierungspläne mit neuen Wohnungen und Erhalt der Villen vielleicht auch ein Erfolg der Proteste bzw. Besetzungen?

  8. Hallo nur so,
    ja nee…Keimzelle oder Nabe unserer Gesellschaft sind kleine bedruckte Papierschnipsel oder deren Äquvalente. Sowie deren permanentes Hin und Her unter Konkurrenzbedingungen, die jeden zwingen immer mehr davon anzustreben. Zusammen mit Nonopolisierung des Eigentums entsteht so ne Gesellschaft,in der Häuser verfallen,Mieten steigen und manche unter Brücken schlafen. War nicht immer so,muß nicht immer so bleiben! Anarchismus,Anarchosyndikalismus, Kommunismus… irgend was dazwischen? Sozialismus oder Barbarei! Luxemburg hats auf den Punkt gebracht. Vor ner Woche war 150. Geburtstag.

  9. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, werktags 11:18 Uhr über vermeintlich „auf Kosten anderer schmarotzende Personen“ abzulästern.

  10. @seldon:

    Ich wollte eigentlich was fragen, aber Du hast es schon beantwortet…

    Für mich fangen echte sozialistische (oder wie auch immer) Revolutionen nicht damit an, anderen was wegzunehmen, sondern damit einen eigenen Weg zu öffnen und etwas neues zu schaffen.

    Bist Du arm, weil andere reicher sind? Schaffe eine neue Welt, aber erstmal für Dich, nicht gleich für alle anderen.

    Das war und bleibt das Problem, dass die Ziele, die an der eigenen Person scheitern durch den „bösen“ Rest der Gesellschaft geleistet werden sollen…

    Mach Dein Ding, lass andere in Ruhe Ihres machen….

  11. P.S.: @Seldon

    In den letzen 150 Jahren ist auch manches schief gelaufen…

    (..besonders wenns ideologisch wurde….)

  12. @Truppenteil:
    Ich kann von mir sagen, dass ich außer den Leistungen die Kinder so bekommen, nie etwas von Anderen gewollt oder bekommen zu haben.
    Nicht auf den Staat oder Erbe gehofft, sondern einfach was gelernt und was gearbeitet, keinen beschissen oder “ausgebeutet”, keiner Ideologie hinterher gehechelt und den Kopf bei Lebensentscheidungen eingeschaltet.
    Jetzt kann ich gut dahinzuleben (ohne mir vorschreiben zu lassen wann, wie und wo) und über alimentierte Weltverbesserer zu lästern.

    @Seldon:
    Dann lasse uns das Geld abschaffen und zum Tauschhandel zurückkehren.
    Wie lange überlebst Du?

  13. Hallo nur so,

    Reicher Mann und armer Mann standen da und sah n sich an. Da sagt der Arme bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.

    Brecht
    Ganz genau, Armut und Reichtum bedingen einander! Gäbe es nicht eine Mehrzahl Armer, Besitzloser, gezwungen ihre Arbeitskraft zu verkaufen, gäbe es auch keine wenigen Reichen. In einem grundsätzlichen Sinn sind alle Lohnarbeiter arm, ganz gleich welches aktuelle Lohneinkommen sie gerade beziehen, weil ihr Lebensunterhalt von einem fremden Willen und fremden Interessen abhängt. Ihr Einkommen hängt davon ab, dass ein Kapitalist ihre Arbeitskraft kauft und ihnen so den Lebensunterhalt zahlt. Es ist jedoch falsch, alle Lohnarbeiter für arm im gewöhnlichen Wortsinn (arm = mittellos) zu halten. Die Lohnarbeiter besitzen vielleicht ein paar Konsumtionsmittel. Ihre Existenz können sie damit auf Dauer nicht bestreiten.
    Jemandem etwas wegnehmen? Das passiert doch alltäglich. Die Verteilung “von unten nach oben” ist doch offensichtlich.

    Man hat uns Kommunisten vorgeworfen, wir wollten das persönlich erworbene, selbsterarbeitete Eigentum abschaffen; das Eigentum, welches die Grundlage aller persönlichen Freiheit, Tätigkeit und Selbständigkeit bilde.

    Erarbeitetes, erworbenes, selbstverdientes Eigentum! Sprecht ihr von dem kleinbürgerlichen, kleinbäuerlichen Eigentum, welches dem bürgerlichen Eigentum vorherging? Wir brauchen es nicht abzuschaffen, die Entwicklung der Industrie hat es abgeschafft und schafft es täglich ab.

    Oder sprecht ihr vom modernen bürgerlichen Privateigentum?

    Schafft aber die Lohnarbeit, die Arbeit des Proletariers ihm Eigentum? Keineswegs. Sie schafft das Kapital, d.h. das Eigentum, welches die Lohnarbeit ausbeutet, welches sich nur unter der Bedingung vermehren kann, daß es neue Lohnarbeit erzeugt, um sie von neuem auszubeuten.

    Manifest

  14. @nur so, Revolution und selber versuchen:
    Jaja, der real existierende Sozialismus…ein grandios gescheitertes Experiment, welches unter widrigen Bedingungen, Krieg und Nachkriegzeit, kalter Krieg …, Embargo, Wettrüsten, usw. stattfand und in der Tat mit Parteiendiktatur und sich mit nur wage festgepapptem Etikett auf Marx berufend…Vom Marx’schen „Verein freier Menschen“ jedoch weit entfernt. Was die Alternativen angeht ist es nun leider so, das diese recht ungern geduldet und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten eingeräumt wurden und werden, stattdessen werden doch eher alle Mittel wirtschaftlicher, staatlicher und militärischer Macht eingesetzt, um sie im Keim zu ersticken, zusammenzuschießen und kaputt zu kartätschen: Jesuitenrepublik, Pariser Kommune, Deutschland 1918, Ukraine 1922 (Machno), Spanien 1936, Mexiko, Chile, El Salvador, Nikaragua, natürlich auch Ungarn56, DDR53, Prager Frühling, Kuba und aktuell Venezuela, Bolivien usw. die mit allen Mitteln politischer und wirtschaftlicher Sanktionen bis hin zu verdeckter oder offener Gewalt …Wie wahrscheinlich ist es, das Du mit gleichgesinnten einen Ort finden, um Alternativen zu leben, wenn der Investor winkt; wieviel Einfluß haben alternative Einwürfe auf Entscheidungsprozesse in Politik und Wirtschaft,…? Vorurteile, Ressentiments, Angst bestimmen die öffentliche Meinung Alternativen gegenüber. Einfache Wahrheiten verkaufen sich, noch dazu mit entsprechendem finanziellen Hintergrund, weit besser, damit lebt es sich weit bequemer, angepaßter, veränderungsloser, standardwahrender…
    Dazu kommt eine 150 Jahre andauernde Gehirnwäsche hinsichtlich der Alternativlosigkeit des Systems…

  15. @seldon
    …könnt ich jetzt so schnell nich alles lesen, aber:

    “Red nicht über andere, rede über Dich!” ist ein hilfreiches Motto.

    Mich hat nix gehindert meine Welt zu gestalten…

    Ich bin auch nicht arm, weil andere mehr haben… ;-)

  16. Hallo nur so,
    kein Problem. Lass Dir Zeit. Melde Dich wieder, wenn Du’s gelesen hast.
    Schön für Dich, wenn Du Dich im real existierenden Kapitalismus bequem einrichten könntest. Wer keine großen Ansprüche hat,gar Veränderungen anstrebt, dem mag das gelingen. Wir haben ja aber darüber geredet, wie es mit Alternativen aussieht.. .

  17. @Timur: Das klingt gut. Dafür Respekt!

    Mit der Lebenserfahrung könnste doch rhetorisch auch großzügiger agieren, wenn die Jungspunde und, bevor die Amazonen vom Innenministerium ausfreaken, Jungspundinnen versuchen, die Welt zu verbessern oder mindestens sich die Hörner abzustossen.

    Und ich denke, daß die gesellschaftlichen Institutionen niemanden alimentieren, sondern jeden kaufen. Mal mehr, mal weniger subtil Loyalität einfordern und materielle Abhängigkeiten einbauen.

  18. Hallo Timur,
    Beim Geldabschaffen bin ich dabei. Wieso aber Tauschen als Alternative? Hat Jahrtausende auch ohne Tauschen, noch länger auch ohne Geld funktioniert. Es geht doch nur darum, die notwendigen Güter zu schaffen und zu verteilen. Da ist Tausch (schon gar der geldvermittelte) doch nur eine Möglichkeit…

  19. @Seldon
    Genau, die nötigen Güter schaffen und verteilen.
    Und verteilen an jene Mitglieder der Gesellschaft, welche ebenfalls etwas substanzielles zur Bedarfsdeckung beitragen.
    Gerne auch verteilen an Kopfarbeiter, deren Leistungen den übrigen Menschen einen Mehrwert bringt.
    Ist am Ende auch ein Tauschhandel.
    Forderungen, Utopien und auch Schulterklopfen machen nicht satt und nerven nur.

  20. @Seldon

    …brauchte ich nur überfliegen, ging schnell.

    Du hast die Möglichkeiten alternativ zu leben und auch gemeinsam mit anderen. Aber da darf man nicht in der Hängematte liegen und auf das Schielen was andere aufbauen, sondern muss mit seinem Entwurf zufrieden sein.

    Ist einfach. Für andere solltest Du dabei nicht mitdenken, schafft Dir auch Zeit das Holz für den Winter vorzubereiten…
    ..da lässt sich das Kaminflackern mit Freunden genießen…

    ;-)

    (Ohne Fleiß kein Sozialismus)

  21. @Seldon

    …setz Dich mit Deinen Genossen zusammen und gründet eine Genossenschaft. Eure Regeln, Aufgaben, Freiheiten und Pflichten könnt Ihr intern alles selber regeln…
    Ihr könnt erfolgreich sein und auch scheitern. Liegt nicht an der Welt, sondern an Euch…. so, jetzt muss ich wieder Holz vorbereiten.. :-)

  22. Hallo Timur,
    “verteilen an jene Mitglieder der Gesellschaft, welche ebenfalls etwas substanzielles zur Bedarfsdeckung beitragen”
    Ja genau, Kinder, Kranke und Alte lassen wir dann verrecken, oder wie stellst Du Dir das vor?
    In archaischen Gesellschaften wurde ganz ohne Tausch das “erwirtschaftete” in der Sippe verteilt, nix von wegen: “Gibst Du mir Faustkeil, geb ich dir Mammutsteak…”
    In Feudalgesellschaften verteilt der Feudalherr die Güter, Dorfgemeinschaften bewirtschaften gemeinsamen Grund (Allmende). Markt und Geld als allgemeines Zahlungsmittel kommen erst mit dem Kapitalismus so ab dem 16.Jh. auf. Die Abhängigkeit davon, zu Geld zu kommen, da es nur noch was zu kaufen gibt, löst die persönliche Abhängigkeit ab. Naja, zuviel INfo, Geschichte, Anspruch…nervt wahrscheinlich nur. There is no alternative? But there is!

  23. Hallo nur so,
    danke für die Tipps! Wär’ ich nie drauf gekommen.
    im Rahmen des Möglichen ist das Mögliche möglich…wer hätt’s gedacht. es geht ja aber gerade darum, diesen Rahmen zu verlassen! Aber auch innerhalb dessen gibt es schon genüged Grenzen, angefangen damit, dass Freiraum an sich schon Mangelware ist. Nochmal die Fragen: Wie wahrscheinlich ist es, das Du mit gleichgesinnten einen Ort finden, um Alternativen zu leben, wenn der Investor winkt; wieviel Einfluß haben alternative Einwürfe auf Entscheidungsprozesse in Politik und Wirtschaft,…?
    Das trotzdem alternatives Lebensentwürfe möglich sind, ist schön und zeigt, dass es eben nicht so alternativlos ist, wie immer behauptet. Die bleiben aber privat und wirkungslos, solange sie die Grundfesten der Gesellschaft nicht erschüttern, es “im Großen” versuchen. Dann wird das auch nicht mehr toleriert und mit allen Mitteln bekämpft. s.o.
    Die Pariser Kommune ist nicht an deren Protagonisten, sondern an der Armee gescheitert, Sowjetrussland war von Anfang an von Interventionsarmeen bedroht, die spanische Republik wurde von den Faschisten zerstört, Chile von Pinochet mit Unterstützung der USA, Kuba wird von Beginn an sanktioniert und isoliert…usw. usf.

  24. @Seldon – schon mal etwas von KrankenVersicherung, ArbeitslosenVersicherung oder RentenVersicherung gehört. Die Solidargemeinschaft zahlt auch, wenn man noch nie oder wenig eingezahlt hat. Es gibt Wohngeld, Obdachlosen – Unterkünfte usw. Und das finde ich auf jeden Fall wichtig und richtig. Langsam habe ich allerdings das Gefühl, dass Sie sich, wie die Coronaleugner, von der Realität abgekoppelt haben. Die Realität ist doch, dass Flüchlinge ihr Leben auf Spiel setzen, um in einen kapitalistischen(!) Staat zu gelangen. Offensichtlich ist China, Kuba, Nordkorea … nicht so das Traumziel. Den Zusammenbruch des sozialistischen Staatensystems haben sie wahrscheinlich nicht mitbekommen. Die Wahlergebnisse vom WE (die Linke) bitte mal anschauen. Einfach in der Solidargemeinschaft ankommen und etwas dazu beitragen. Aber die ewig Gestrigen kennen nur eine Ansage “die Anderen sollen …” Es verbietet ihnen keiner einen Wohnungslosen oder Flüchtling bei sich aufzunehmen. Letzteren können sie gleich mal fragen warum er nicht in ein sozialistisches Land geflüchtet ist und den Wohnungslosen warum er nicht arbeitet. Und ehe sie fragen, es gibt die Möglichkeit eine meldepflichtige Adresse zu bekommen, die für die Arbeitssuche nochtwendig ist.

  25. @seldon:

    …und Du schaffst es noch nicht mal, Deine Ziele in einer Kleingruppe umzusetzen… ich denke nicht mal Deine Mutter würde den Vertrag zum Genossenschaftsbeitritt freiwillig unterschreiben… (hat Dich aber trotzdem lieb).

    Problem erkannt, wenn „es“ alle so wollten, wie Du, wäre es schon so… scheint aber nicht von allen gewünscht… ;-)

    Bleib besser erstmal im Rahmen…

  26. Hallo nur so,
    Du hast gesagt: “Für mich fangen echte sozialistische (oder wie auch immer) Revolutionen nicht damit an, anderen was wegzunehmen, sondern damit einen eigenen Weg zu öffnen und etwas neues zu schaffen.”. Ich hab dem widersprochen: “Revolution ist was anderes!”
    Wenn für Dich Revolution der Biogärtner auf seiner Datsche ist oder der Einkäufer in der VG, hast Du halt eine sehr eigene (und falsche) Vorstellung von Revolution. Was meine Erfolge oder Mißerfolge in Kleingruppen angeht, kannst Du wohl kaum beurteilen und tut hier auch nichts zur Sache…
    Das momentan keine Revolution auf der Tagesordnung steht, liebe(r) Nikkibude, ist mir klar. Das Dir zu Alternativen nur “Nordkorea” einfällt, auch!

  27. @Seldon:
    „Eine Revolution ist ein grundlegender und nachhaltiger struktureller Wandel eines oder mehrerer Systeme, der meist abrupt oder in relativ kurzer Zeit erfolgt. Er kann friedlich oder gewaltsam vor sich gehen. Revolutionen gibt es in den verschiedensten Bereichen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens.“

    …könntest Du also auch eine Revolution in Teilbereichen der Gesellschaft oder innerhalb einer Kleingruppe anführen…

    Sag mal nicht, warum nicht, sondern bewege was… Eine Revolution muss ja nicht immer alle Systeme auf einmal bewegen… revolution@home (besseralsnix)…Mach Dein Ding!

  28. @Seldon – habe die Hälfte meines Lebens im Sozialismus verbracht und den Rest logischer Weise im faulenden, stinkenden Kapitalismus. Ich weiß also wovon ich rede. Ohne den Vergleich mit dem Kapitalismus wäre der Sozialismus toll.
    Stellen sie sich doch mal ehrlich die Frage, wieviele von den heute momentan “sozial Abgehängten” gerne komplett unter sozialistischen Bedingungen leben möchten.
    Natürlich hatte ich noch weitere Alternativen angeboten … Nordkorea habe ich nur mit reingenommen, da es mal eine Zeit gab, in der Ihr Bruder im Geiste (H&K) es regelmäßig erwähnt hat.

  29. Ende der 19Jundertsiebziger gab es an der Trierer Uni verschiedene politische Gruppen. Von der Partei Bibeltreuer Christen bis zu Häkeln für Fortgeschrittene war alles dabei was das Herz eines Kommilitonen erwärmt. Drei dieser Gruppierungen nannten sich Marxistisch-Leninistisch. Die blieben unter sich, genauer gesagt, waren die so damit beschäftigt sich gegenseitig zu fetzen, dass andere ohne weitere Störungen ihr jeweiliges Geschäft machen konnten. Nicht immer zum Vorteil für die Studierenden.
    Beim Lesen des einen oder anderen Kommentars denke ich mir: Hurra, sie leben noch.
    Jeder lebt für sich allein. (oder wie war das nochmal?)
    Ach ja: Im Fetzenreich (Studentenkneipe) hatten die Hausverbot.

  30. Um noch einmal zum Thema Hausbesetzung zurück zu kommen: der ach so tolle Kapitalismus sorgt dafür, dass Häuser leer stehen und gleichzeitig Leute auf der Straße leben. Dass Leute neben vollen Regalen verhungern, dass Kleidung vernichtet wird und gleichzeitig Menschen erfrieren. Und ja, aus unserer privilegierten Perspektive mag das nicht so offensichtlich sein. Aber die Welt geht hinter unserem Tellerrand weiter!

  31. Hallo Herr Schmitz,
    Und in den 1920er erst: das fröhliche Studentenleben gipfelt in den Mechterstädter Morden.
    Die freigesprochen Verbindungsstudenten durften bestimmt in die Kneipe. Das waren noch Zeiten.. .

  32. “… der ach so tolle Kapitalismus sorgt dafür, dass Häuser leer stehen und gleichzeitig Leute auf der Straße leben.”

    Immerhin: Der ach so tolle Sozialismus bot jungen Menschen eine Chance auf vier eigene Wände, wenn sie sich so schnell wie möglich reproduzierten. Oder eine Weile an der Drushba-Trasse schufteten.

    Meine Eltern haben, während mein Vater studierte, in einer ausgebauten Garage gelebt. Ich habe deshalb die ersten drei Jahre meines Lebens bei meinen Großeltern verbracht, weil die kaum heizbare Garage für mich einfach zu gefährlich war.

    Und wenn man dann mal eigene vier Wände in einem richtigen Haus hatte, waren die manchmal von erschreckender Qualität; ich habe in Cotta in einer Dachgeschosswohnung gelebt, in der man keinen Hammer brauchte, um Nägel für Bilder in die Wand zu bekommen. Und dafür musste man noch nicht einmal eine Fuge treffen.

    Ja, wir hatten ein Dach überm Kopf. Zumindest teilweise. Dort, wo keins mehr war, standen bei Regengefahr große Eimer bereit.

    Die Fenster waren undicht und verqollen. Als sie gar nicht mehr zu gingen, hat ein netter Handwerker im Auftrag der KWV ein bisschen was abgehobelt. Danach gingen sie zwar wieder zu, aber dafür drückte jetzt bei jedem schwereren Regenguss auf der Nordseite der Regen in kleinen Bächen durchs Fenster in Küche und Badezimmer.

    Kohleöfen und Kohlenmonoxid waren kein Problem, weil ständig Durchzug war, selbst bei geschlossenen Fenstern und Türen. Im Winter hing vor der Wohnungstür ein Vorhang aus richtig schwerem Stoff, der sich bei Wind trotzdem noch munter bewegte.

    Der Badeofen (Kupfer, aus den Dreißigern oder Vierzigern), hat irgendwann 100 Liter Wasser direkt auf die Feuerung geschüttet. Durchs Ofenrohr konnte man im Dunkel die Funken in den Schornstein ziehen sehen, das war ein tolles orangefarbenes Leuchten.

    Irgendwann ist das dreiflügelige Haus ein paar Zentimeter abgesackt, hat dabei die Sanitärrohre zerquetscht. Wir hatten ein halbes Jahr ein Außenklo auf dem Hof stehen, für 24 Wohnungen.

    Der Versuch der Nachbarin, nach 20 Jahren die Küchendecke neu zu streichen, endete darin, dass ihr vier Quadratmeter Putz auf den Kopf fielen.

    Ich könnte endlose Schwänke dieser Art erzählen. Aber: Wir hatten eine Innentoilette. Mit Wasserspülung. Der Sozialismus hatte ganz eindeutig gesiegt.

  33. @Seldon

    „Um noch einmal zum Thema Hausbesetzung zurück zu kommen: der ach so tolle Kapitalismus sorgt dafür, dass Häuser leer stehen und gleichzeitig Leute auf der Straße leben. „

    Wo warst Du die letzten Jahrzehnte? Schau mal über den Rand deiner Manifeste… ich konnte sehen dass (im bösen Kapitalismus) die meisten Häuser vom Verfall gerettet und saniert wurden.

    Jetzt sind nur noch wenige Häuser übrig, die noch nicht saniert wurden…. aber das ist dann auch wieder falsch…

    Dir kann es nicht recht gemacht werden… evtl. kannst du hier entspannen:

    https://youtu.be/lAXg3VG42iU

    Wir sind Individuen, da gibt es sehr viele unterschiedliche Entwürfe und Bedürfnisse. Die kannst Du nicht alle gleich machen und die Planwirtschaft wieder einführen…

    ;-)

  34. Hallo Jörg und nur so,
    ja, tolle anekdotische Einblicke in die Wohnungssituation. Nach dem Krieg sa es dbzgl. hüben wie drüben nicht so gut aus. Wohnungsmangel wurde auf verschiedene Arten bekämpft. Zuteilung an die Bedürftigsten war im Osten einer davon. Eine Wohnungspolitik mit Bindung enormer Ressourcen ein anderer. Das es besser und schneller hätte gehen können…geschenkt. Wenn Ihr hier die siebziger (?) vergeichen wollt findet ihr ähnliche Situationen auch im Westen. Die DDR hatte keinen Marshallplan und hatte mit vielfältigen Problemen zu kämpfen. Wie es in den Siebzigern in New York aussah, kann man bspw. im Pilotfilm der Fernsehserie “Einsatz in Manhattan” sehen. spoiler: wie nach dem Krieg…
    Caravan-Siedlungen und billige Holzhaussiedlungen sind auch heutzutage für Millionen das zu Hause: Nach Angaben der Interessenvertretung National Manufactured Home Owners Association leben in den USA 17 Millionen Menschen in Wohnwagensiedlungen. Auch in den Niederlanden gibt es eine ähnlich finanziell schwache Bevölkerung, die in sogenannten woonwagenkampen lebt. Das größte und bekannteste liegt nahe Maastricht und heißt De Karosseer.
    Was die vielgeschmähte Platte Ost angeht, war sie zumindest eine Möglichkeit für viele, eine moderne Wohnung zu beziehen. Und hier nicht wie im Westen als Discount-Angebot für die gesammelten Sozialfälle, die sich in der Gropius-Stadt, Chorweiler oder Lohbrügge wiederfanden. Die banlieus von Paris sind wrschl. auch bekannt.
    Ja, es wurde viel saniert, der Eigenheimbau floriert und was weiß ich…
    Mieten steigen weiter: nach Angaben des Statistischen Bundesamts lag der Index zur Entwicklung der Wohnungsmieten in der Bundesrepublik im Januar des Jahres 2021 bei einem Wert von 107,7 Punkten. Dies entspricht einem Anstieg von etwa 7,7 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2015 (Index = 100). Die Löhne stagnieren.
    Und über unseren Tellerrand hinausgeblickt: die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) geht davon aus, dass im Jahr 2016 52.000 Menschen in Deutschland obdachlos waren. Das wäre ein Drittel mehr als 2014, damals waren 39.000 Personen betroffen.
    Weltweit sind mindestens 100 Mio. Menschen praktisch obdachlos. In Europa sind jedes Jahr vier Millionen vorübergehend von Obdachlosigkeit betroffen, in den USA 3,5 Millionen…

  35. “Wenn Ihr hier die siebziger (?) vergeichen wollt …”

    Tatsächlich waren es die Mittachtzigerjahre. Die geschilderte Wohnung habe ich in benanntem Zustand noch bis Mitte der Neunzigerjahre bewohnt, 1997 wurde sie dann saniert.

    Das erste Haus, in dem meine Eltern mit mir eine Wohnung bezogen haben, wurde bereits Ende der Siebziger entwohnt, weil der Schimmel durch defekte Entwässerung und mangelnde Verputzung nicht mehr beherrschbar war; es stand leer, bis es Anfang/Mitte der Neunzigerjahre abgerissen wurde.

    Im Osten standen zumindest in städtischen Altbauarealen wahrscheinlich mehr Wohnungen unbewohnt herum als heute, gleichzeitig war die Zahl der Wohnungssuchenden auch nicht gerade klein. Dafür habe ich allerdings keine Statistiken an der Hand, das ist nur eine Kombination aus Bauchgefühl und der Erinnerung an diverse Briefwechsel mit der KWV.

  36. Das ist hier ein Online-Magazin für Dresden (Neustadt). Weltweit Beispiele für noch schlechtere Wohnsituationen, im Wandel der Zeit, zu finden ist nicht zielführend. Bleiben wir bitte beim Vergleich Sozialismus (auch in der Perspektive) und Kapitalismus in unserer/m Stadt / Viertel.
    Dieser Rückblick ist offensichtlich wichtig um den Menschen immer wieder vor Augen zu führen, dass die letzen letzten beiden Diktaturen sich nie wiederholen dürfen.
    Ansonsten gilt der Blick nach vorn.
    Es ist eine Analyse der Ursachen für die aktuelle Wohnunslosigkeit notwendig. Dazu empfehle ich, die Biografien der Betroffenen anzusehen. Ggf. mal in eine Obdachlosenunterkunft gehen und mit ihnen und den Mitarbeitern zu sprechen. Die Angelenheit ist zu komplex um sie mit ein paar Sprüchen von toten Linken lösen zu wollen. (Stichwort – Mietschulden, Missbrauch harter und weicher Drogen, fehlende Fähigkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen bzw selst für ihren Unterhalt zu sorgen usw.)
    @DerJörg – Danke

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