In der Gedenkstätte Bautzner Straße findet am Donnerstag eine künstlerische Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur statt. Die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. (KAS) veranstaltet ein Podiumsgespräch mit musikalischer Begleitung.
Drei Zeitzeugen geben tiefe Einblicke in ihre Biografien. Sie erfuhren am eigenen Leib, wie absurd und brutal das SED-Regime mit politischen Gefangenen umging. Außerdem schildern sie, wie sie ihre traumatischen Erfahrungen den Weg in den künstlerischen Ausdruck fanden.
Die Veranstaltung wird organisiert von Elena Meis. Sie absolviert derzeit bei der Konrad-Adenauer-Stiftung ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Sie hat großes Interesse an Politischer Bildung und insbesondere an der SED-Diktatur. „Das ist ja unsere nähere Geschichte und es gibt noch Zeitzeugen“, sagt die 21-Jährige.
Das Projekt entstand aus ihrer eigenen Initiative, ein halbes Jahr lang hat sie geplant und vorbereitet. Ziel der Veranstaltung ist es, die Geschichten der Unterdrückten zu erzählen. Dabei wählen die Zeitzeugen eine künstlerische und musikalische Form. So wollen sie zeigen, wie hervorragend sich Musik oder andere Kunst eignen, um als Medium für Gefühle zu fungieren.
Millionen von Überwachung und Wilkür betroffen
Sie erzählen unter anderem von einer Flucht mit dem Ruderboot, dem Fliehen aus jugendlichem Leichtsinn, oder von willkürlichen Verhaftungen wegen eines Ausreiseantrages bis hin zu Freikäufen durch die BRD. So eröffnen diese Podiumsgespräche neue Einblicke in die deutsch-deutsche Geschichte, die noch gar nicht so lange her ist.
In der DDR waren Millionen von Bürgern in unterschiedlichem Maße von der Überwachung und der staatlichen Willkür betroffen. Bis Ende der 1980er Jahre wurden mehr als 250.000 Menschen aufgrund politischer Delikte verhaftet, unter anderem auch hier in der Stasi-Zentrale auf der Bautzner Straße.
Tausende Menschen versuchten der Diktatur zu entkommen, tausende Fluchtversuche, davon viele Tragödien und und auch Todesfälle, die vom DDR-Regime geheim gehalten wurden.
Selbst die Kunst wurde von der Staatsmacht ständig kontrolliert. Jegliche Kritik und Meinungsverschiedenheiten waren dem Staat ein Dorn im Auge. So gerieten auch Künstler oft in Konflikte mit dem System.
In der Veranstaltung wird die Aufarbeitung der SED-Zeit thematisiert. Dazu werden zwei der Künstler die Veranstaltung musikalisch begleiten. Ihre Lieder bieten tiefe Einblicke und erzählen persönliche Erlebnisse. Sie werden darüber sprechen, wie ihre Erlebnisse in ihre Kunst und Musik eingeflossen sind und wie die Musik ein Werkzeug des Widerstandes geworden ist.
Diese Veranstaltung soll mehr als ein Rückblick werden. Sie ist ein Beitrag zu einer offenen Erinnerungskultur: Wie geht eine Gesellschaft damit um, wenn politische Verfolgung und Unterdrückung Wunden hinterlassen haben? Welche Rolle spielt Kunst dabei das Unsagbare hör- und sichtbar zu machen? Und wie verhält sich kollektive Erinnerung, wenn ein Individuum seine persönlichen Geschichten in die Öffentlichkeit trägt?
„Für mich persönlich war diese Arbeit eine bedeutsame Reise“, sagt FSJ-lerin Elena Meis. Die Gespräche mit den drei Akteuren hätten ihr gezeigt, wie wertvoll der Dialog mit Betroffenen ist, um Geschichte lebendig zu halten. „So können wir Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen“, so Meis, die mit diesem Projekt ihr FSJ bei der Konrad-Adenauer-Stiftung abschließen wird.
Flucht und Freiheit
- Künstlerische Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur mit Dietrich Kessler, Eberhard Klunker und Hartmut Leimcke
- Moderation Sven Riesel, stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten
- Donnerstag, 26. Juni 2025, 18 Uhr
- Weitere Infos: www.bautzner-strasse-dresden.de und www.kas.de