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Trauermarsch für’s Sabotage

Stellvertretend für sterbende und gestorbene Freiräume und Clubs, wurde mit einem Trauermarsch am Donnerstagabend das Sabotage, versinnbildlicht mit einem Sarg, zu Grabe getragen. Der Trauerzug führte, eskortiert von Polizeiwagen, vom Alaunplatz über Alaunstraße, Böhmische, Rothenburger, Louisenstraße, Prießnitzstraße und Bautzner bis zum ehemaligen Standort des Dresdner Clubs, dessen Todesurteil 2017 gefällt wurde. Todesursache: Gentrifizierung.

Der Trauermarsch gegen Clubsterben und die Ausrottung von Freiräumen sammelt sich auf dem Alaunplatz

„Die Wunde ist noch nicht verheilt“, sagt Initiator und ehemaliger Betreiber des Sabotage, Christoph Töpfer.  Ständig werde ihm von Betroffenen kondoliert. Der Club hinterlässt eine Lücke. Das Sabotage existierte sieben Jahre lang. Im Sarg ruhen gelebte Utopien, lebendige Träume und nie aufgegebene Visionen. Zukünftig wird er seinen Platz im tba haben.

Getragene Blasmusik, betretene Gesichter. Die Sache ist ernst.

Gedacht wurde dem Freiraum Elbtal (verstorben 2015), der Nikkifaktur (2018 – nur der Club, nicht die Werkstatt), dem So&So in Leipzig (2018), dem Johnny Knüppel (2018), dem Hamburger Club Moloch (2018), dem Centrum Club in Erfurt (2018) und dem MMA in München (2019). Clubs wie About Blank, Renate oder Rummelsbucht in Berlin stehen vor dem Aus. Erstere zwei werden von Autobahnplänen bedroht.

Neubauten im ehemaligen Sabotage-Hof

„Wir brauchen Orte für Spinner und Fantasten“, sagt Christoph Töpfer in seiner Trauerrede. „Sie bringen Ideen des gemeinsamen Wirtschaftens, Arbeitens und Feierns mit in die reale Gesellschaft. Sie geben neue Impulse und stehen für das Gelingen einer freiheitlichen Atmosphäre. Freiräume brauchen städtische Protektion.“ Darauf wolle er besonders in Anbetracht der Wahlen am Sonntag hinweisen.

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Die Prozession endete am ehemaligen Sabotage. Im Schein von Grablichtern gedachte man beim Leichenschmaus (Kekse und Bier) den vielen Erinnerungen. Zum ersten Mal aufgelegt, Ehepartner kennengelernt, wegweisende Gespräche geführt. „Hinter jedem Club stehen Menschen, die sich hier verwirklicht haben“, sagt Christoph Töpfer. „Es ist ein Euphemismus, dass das Sabotage dahin gebracht wird, wo eigentlich seine Heimat ist: Unter die Erde.“ Jedoch: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und Wiederauferstehung gibt es nicht nur in Zombie-Filmen.

In die Gruft. Hier war einst der Eingang zum Sabotage

13 Kommentare

  1. Vielleicht ist heute nicht gerade das beste Timing für den Artikel mit dieser Überschrift und das dazugehörige Bild.

  2. Freiräume gesucht? Die Friedrichstadt, Gorbitz, Radeberg, überall Freiräume….

  3. mimimi…Clubs kommen, Clubs gehen. Alles hat seine Zeit. Ich bin seit 30 Jahren in der Neustadt. Vor 2 Jahren haben zur BRN 17-jährige Clerasil-Gesichter auch schon diese zu Grabe getragen, obwohl sie niemals eine BRN miterlebt haben können, die nach ihrem Geschmack gewesen wäre. Aber Jammern/Protestieren/Peditionen stehen dieser Tage hoch im Kurs.

  4. Ich komme aus dem Fitnessbereich und habe in den letzten 20 Jahren haufenweise Studios zu machen sehen. Dort haben sich auch viele Menschen getroffen, auch Paare gefunden.
    Ich will auch gar nicht darauf hinaus, welche Freizeitbeschäftigung besser ist und wo mehr Unbeteiligte vielleicht darunter „leiden“ müssen.
    Jedenfalls heult da auch niemand, so ist nun mal das Leben, ein Kommen und Gehen, alles hat seine Berechtigung und seine Dauer.

  5. Die Ent-Berechtigung vom Sabotage wurde aber, soweit ich weiss, durch einen miesen juristischen/baurechtlichen Winkelzug hergestellt. Das war weder ein Fitnessstudio dem die Leute wegbleiben oder die Wirtschaftlichkeit flöten geht weil die Miete zu hoch war, noch ist auch nur ein Wort über die BRN gefallen. Gelaber

  6. @Terry …du hast natürlich recht, mit der Sabotage ist was völlig anderes, das kann man mit nichts auf der Welt vergleichen.
    Ich bin mal auf Morgen gespannt, ob die Erde sich noch weiter dreht…ohne Sabotage.
    Im Falle der Umfrage zur Sommerzeit, hat jemand gesagt, dass sich nur die melden, die mit der Umstellung unzufrieden sind…zurück zur Sabotage…hier melden meist die, die mir der Auflösung unzufrieden sind. Vielleicht aber nur vielleicht gibt es ja auch Menschen, die das gut finden, und vielleicht sind das ja auch mehr.
    Nicht alles was mir gefällt, wird auch auf der Welt auch so umgesetzt, das ist halt der Nachteil, wenn man mit anderen Menschen zusammenlebt ;-)

  7. Hat das Sabotage nicht zum Jahresende zugemacht? Ach stimmt, es ist ja Wahlkampf, da muss Herr Töpfer als Möchegern-Stadtrat noch mal auf die Tränendrüse drücken… Passt zu ähnlich selbstlosen Aktion wie der Sperrstunden-Geschichte. Heuchlerische Type!

  8. Stimmt, der Christoph weiß schon wie er die Leute für die eigenen Interessen vor seinen Karren spannen muss. Das Sabo war ja bekanntlich ein gut brummender Club, der sonst sicher noch Jahrzehnte weiter existiert hätte :-D
    Im Ernst: Wenn die lieben Feierwütigen sich gegen zwei langsam aufmachen und um Fünf schon wieder Schluss ist kann das auf Dauer nicht gut gehen. Insofern kam die Zwangsschließung dem wirtschaftlichen Misserfolg nur zuvor. Man könnte glatt die kühne These aufstellen das das den Machern schon ganz recht kam.. schön das er jetzt auf politischer Ebene was zum eigenen Vorteil reißen will und dafür alibimäßig die Subkultur vorschiebt.

  9. Ich bin kein Sabotage-Fanboy, ich war früher 1,2 mal im Uboot, das is alles. Die Aktion mit der DB-Messung in einem eigentlichen Nicht-Wohnraum war trotzdem mies. Vom Rest habe ich keine Ahnung, brauche ich aber auch nicht um sinnlose Vergleiche à la Fitnessstudio oder BRN kritikwürdig zu finden. Klärt gerne sachlich und zum Thema des Beitrags auf, bin ich immer für offen. Den Rest könnter dem Friseur erzählen.

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