Ein neuer Radweg für die Neustadt! Erstmal eine Erfolgsmeldung des ADFC, scheint diese Nachricht auch die vorprogrammierte Katastrophe der Händler auf der gegenüberliegenden Seite der Bautzner Straße zu sein. Clubvorstand und Molkerei-Chef liefern sich beim Pressetermin einen verbalen Schlagabtausch.
Dresden ist weiterhin traurige Spitze und gilt als gefährlichste Stadt für Radfahrende in Deutschland. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) installierte gestern aufgrund „fehlender und sicherer Radinfrastruktur“ dreieinhalb Stunden lang einen Pop-up-Radweg an der Bautzner Straße zwischen Martin-Luther-Straße und Prießnitzstraße stadtauswärts:
„Die Bautzner Straße ist eine Hauptachse für den Radverkehr in der Dresdner Neustadt. Trotzdem fehlen nach wie vor durchgehende und sichere Radwege. Mit unserem Pop-up-Radweg zeigen wir, wie einfach und wirkungsvoll Anlagen für den Radverkehr umgesetzt werden können“, bekundet Jonas Geyer vom ADFC anlässlich der Aktion.
Mit der Fertigstellung der zwei Jahre lang sanierten Prießnitzbrücke wurden auch die Radwege in den Straßenverkehr der Bautzner Straße eingeflochten. Jedoch endet der Radweg vom Weißen Hirsch kommend an der Prießnitzstraße und beginnt (erst) wieder ab der Martin-Luther-Straße. Ebenso stadtauswärts, wo gestern die Aktion stattfand, und der Radweg an der Kreuzung Martin-Luther-Straße und Bautzner endet, dann erst ab dem Diako Richtung Bühlau beginnt: „An der Kreuzung Bautzner Landstraße endet der Radweg stadtauswärts bislang einfach im Nichts. Wir fordern hier endlich eine sichere und durchgehende Lösung“, sagt Jonas Geyer vom ADFC.
Die Rad-Route über den Elberadweg entlangzuführen sei dabei „aufgrund der wichtigen Anlaufpunkte entlang der Bautzner“ keine Option für den ADFC.
Sowohl als auch
Auf der anderen Straßenseite ein anderes Bild: Seit Sanierung der Prießnitzbrücke plant das Rathaus fest damit, die Rad-Route ab Prießnitzstraße bis Martin-Luther-Platz auszubauen. Aktuell verhindere eine Baumaßnahme an der Stolpener Straße den geplanten Radwegausbau. Siehe dazu die Pressemitteilung vom 27.6.2025.
Demnach werde aufgrund von „Hochbauarbeiten an der Pulsnitzer Straße […] die Radverkehrsanlage erst nach Ende der bestehenden Verkehrseinschränkung in diesem Bereich stadteinwärts fortgeführt.“
Ein Horrorszenario für Pfunds Molkerei: „Das ist kein Spaß mehr. Wir haben jährlich fast so viele Touristen wie die Frauenkirche. Wenn die Busse nicht mehr halten können, ist das schon schlimm genug, aber wenn wir keine Lieferungen mehr vor die Tür erhalten, bei rund zwei Tonnen Lieferung im Monat, machen wir nach 130 Jahren zu.“ Das sei so sicher wie das Amen in der Kirche, meint Molkerei-Chef Frank Zabel zähneknirschend zum ADFC-Vorstand.

Der Schlagabtausch
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Zabel: Elegant wäre ein Radweg an der Elbe. Außerdem auch zumutbar, weil es nur etwa 50 Meter Umweg für die Radfahrer bedeuten würde.
Geyer: Die Bautzner ist schon immer eine wichtige Kernroute und auch im Radwegekonzept der Landeshauptstadt enthalten. Dem können wir nicht zustimmen.
Zabel: Ich spreche nicht nur in meinem Namen, sondern auch im Namen der anderen Geschäfte, die an der Bautzner stadteinwärts.
Geyer: Wir sprechen im Namen der vielen Radfahrer, die hier jeden Morgen zur Kita fahren oder in die Innenstadt.
Bleibt abzuwarten, welchen Plan das Dresdner Rathaus schmieden wird, um die Radfahrer und die Händler zufrieden zu stimmen.