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Frank Apel ist gestorben

Frank Apel, 1997. Foto: Angela Stuhrberg
Frank Apel, 1997. Foto: Angela Stuhrberg
Dresden ist am vergangenen Montag ärmer geworden. Denn von nun an fehlt uns ein Mensch, der – wie kaum ein anderer – über Jahrzehnte die Kinolandschaft der Stadt mitgeprägt hat.

Frank Apel ist gestorben.

Es war nicht das allbeherrschende Virus, das Frank mit 64 Jahren aus dem Leben gerissen hat, sondern eine andere schwere Krankheit. Zwischen Diagnose und Tod lag jedoch eine nur sehr kurze Zeit, und so kam die Nachricht umso überraschender, wirkt umso bedrückender.

Geboren 1955 in Erfurt, studierte Frank ab 1976 in Dresden Informationsverarbeitung, seit 1977, beginnend mit dem Filmklub Marschnerstraße, mischte der im besten Sinne Filmverrückte die hiesige Cineastenszene auf, arbeitete zu DDR-Zeiten in der Bezirksfilmdirektion, gründete das Nickelodeon und das Casablanca, war Mitübernehmer der Schauburg, hatte das Metropolis inne, bespielte Kinos in Chemnitz und Cottbus, der Stadt, in der er aufgewachsen war.

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Einen Traum erfüllte er sich gemeinam mit seiner Frau Conny Apel im Jahr 2006 mit der Eröffnung des Kinos in der Fabrik. Hier prägte er das Programm, hielt mit profundem Wissen und jeder Menge Humor zahlreiche Film-Vorträge, lud regelmäßig zur allseits beliebten „Rumpelkammer“ und betätigte sich sogar regelmäßig als DJ Moryc Welt.

Einen ausführlichen Nachruf gibt es in der nächsten SAX. Heute müssen wir vor allem trauern und sind in Gedanken bei seiner Familie.

Ein Gastbeitrag von Uwe Stuhrberg, Chefredakteur der SAX, dem Dresdner Stadtmagazin.

Die Schauburg war lange Jahre Apels wichtigstes Kino. Hier ein Bild des Kinos vor dem Umbau. Foto: Archiv/2013
Die Schauburg war lange Jahre Apels wichtigstes Kino. Hier ein Bild des Kinos vor dem Umbau. Foto: Archiv/2013

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10 Kommentare

  1. So ein verrückter Kerl. Was der sich alles getraut hat. ‘Zeigt mir ein Kino, das noch keinen Betreiber hat – ich mach’s…’ Was ich alles für Filme bei Frank Apel gelernt habe, schafft man gar nicht in drei Nächten am Tresen zu besprechen. Mein erstes Kinojahr war voll von Wenders, Fassbinder, Greenaway oder Tarkowski und Wajda, Fellini oder Leone und dann die Franzosen… Ich sehe noch, wie Niki List, Paulus Manker und Frank Apel in der alten Visionsbar in der Schauburg sitzen und über »Müllers Büro« und »Sternberg Shooting Star« schwatzen. Hoffentlich musste er nicht mehr sehen, wie alle Kinos in Dresden auf Wochen und Monate schließen.

  2. Dead Men Don’t Wear Plaid…Er brach das siebte Siegel, brachte uns das Gespenst der Freiheit und hielt uns den Spiegel vor…
    Als startrek noch mehr wahr als ein action-Märchen schenkte er uns den Filmmarathon im Nickelodeon, ließt uns im Casablanca rauchen und stellte uns Themroc vor.
    Besonders in Erinnerung wird aber sein gesellschaftliches Engagement bleiben, die Veranstaltungen und statements an und in der Schauburg.
    Ich wünsche seiner Familie alles Gute und uns viele Filmveranstaltungen, die seinen Sinn weiter tragen.

  3. Oh, Gott fangt jetzt bloß keine Liste an. »Mann beißt Hund«, »Abschied von Matjora«, »Geh und sieh« (da standen 300 Leute vor dem bereits ausverkauften Casablanca, »Spur der Steine«, »Das alte Gewehr«, »Shining«, »Leise Schatten« (da saß die vollkommen überraschte Sherry Horman nachts im Casablanca und staunte, dass es ihre Geschichte so ähnlich schon einmal gab, als »Legende von Paul & Paula«) oder die seltsame Begebenheit mit »Bahnhof für zwei«, wo Frank eine Videokassette besaß, nur leider mit einer vollkommen inakzeptablen BRD-Synchronisation (und gerade war die DEFA-Synchro durchs Kino gelaufen), apropos Videokassette. Auf einer solchen brachte er nachts »So sind die Tage und der Mond« mit, und dann suchten wir wie verrückt nach einem Verleiher… legendär war auch der 3. Januar in der Schauburg, als dem Vorführer einer der Dollar-Filme vom Teller gerutscht war und alle vor dem Leone Saal saßen und warteten, bis der Arme die 3000 m Film wieder aufgefädelt hatte. In den ganz frühen Neunzigern gab es gelegentlich Filmpartys mit den Lieblingsrollen aus jenen Streifen, die irgendwo in Dresdner Kellern herumstanden; Die Törtchenszene aus »Es war einmal in Amerika«, die alle Räuber müssen im Schnee baden und dann singen sie Szene aus »Ronja Räubertochter«, jede Szene aus »Müllers Büro« oder die What watch? – Ten watch – Such much? Szene aus »Casablanca« und zwischendurch hatte er immer zur Auflockerung eingestreut: einen Lehrfilm für LPG-Auszubildende »Die künstliche Besamung der Schafe«

  4. Einfach mal sitzen und nen Schwatz halten. Eine Traube Menschen um sich herum und jedem Gespräch gewachsen sein. Intellektuell immer auf Augenhöhe und trotzdem vornehm zurückgenommen. Gibt es das heute noch? Selten. Seltener.

  5. Ich möchte ihm danken. Ein Bruder im Geiste. Ein Mensch, dem ich vertrauen konnte, dem ich in die Augen schauen konnte.
    Ich bin sehr traurig …
    Tilo Schiemenz

  6. Hörsaal 172 in der Marschnerstraße/Ecke Dürerstraße – Schlange stehen – Flasche Bier holen – Frank Apel stimmt uns in seiner unverwechselbaren Art ein – Film genießen – wichtige und schöne Erinnerung – Danke!

  7. Das plötzliche Ableben von Frank hat auch mich sehr betroffen gemacht, kannte wir uns doch, spätestens aus “Nikelodeon-Zeiten”, seit Anfang der 90er Jahre.

    Frank Apel im Dezember 2019

    Anbei meine letzte Aufnahme von ihm. Es ist auf einer privaten Veranstaltung am 06. Dezember 2019 im “Schwarzen Salon” des “Kinos in der Fabrik” auf der Tharandter Str. entstanden. Auf dieser zeigte Frank eine sehr unterhaltsame Sammlung von kurzen Ausschnitten aus Filmklassikern, welche er natürlich zur Erheiterung aller entsprechend blumig moderierte.

  8. Ich durfte mit Frank zwischen 1994 und 1998 in der Schauburg arbeiten und einige Nächte um die Ohren hauen – was ein ‘verrückter Hund’. Er hat uns damals Dresden von einer anderen Seite gezeigt. Frank, mit Dir verliert Dresden eine Persönlichkeit. Danke für alles und machet jut!

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