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Albertstraße soll vierspurig bleiben

Albertstraße am Vormittag
Albertstraße am Vormittag
CDU, FDP, Freie Bürger und die neugegründete Bürgerfraktion haben am vergangenen Mittwoche einen Antrag zur Albertstraße eingebracht. Danach soll die Straße zwischen Albertplatz und Carolabrücke weiterhin vierspurig sein. Die Fraktionen überschreiben den Antrag mit: „Straßenrückbau stoppen.“ Die eingesparten 400.000 Euro sollen in die Liquiditätsreserve fließen.

Diese Liquiditätsreserve wurde mit dem Haushalt in der vergangenen Woche beschlossen, sie beträgt aktuell rund 44 Millionen Euro. Das Geld soll für Projekte eingesetzt werden, die in den Haushaltsverhandlungen noch nicht berücksichtigt wurden.

Rückblick: Planungen zur Albertstraße

Im Februar wurde die Planung zum Umbau der Straße vorgestellt. Die Albertstraße sollte breite Radfahrstreifen bekommen. Eine Vision, die der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) schon im Jahre 2010 hatte.

So wünschte sich der ADFC die Albertstraße ... Montage: ADFC
So wünschte sich der ADFC die Albertstraße schon 2010. Montage: ADFC

Die Stadverwaltung veröffentlichte im Februar eine Skizze, wie die Albertstraße künftig aussehen soll. Für den Umbau der Albertstraße gab es sogar schon einen konkreten Termin. Zwischen 3. September und 26. Oktober sollen auf der bislang vierspurigen Straße zwei Radwege angelegt werden. Dabei wird voraussichtlich einer der Auto-Fahrstreifen in stadtauswärtiger Richtung entfallen. Die Kosten für den Umbau sollten rund 400.000 Euro betragen. Bislang ist es jedoch zu keinem Umbau gekommen. Der Grund dafür: Auf die Ausschreibung des Straßen- und Tiefbauamtes hatte sich nur ein Bauunternehmen beworben, das Angebot lag nach Informationen der Sächsischen Zeitung deutlich über dem Schätzpreis. Aktuell läuft ein neues Vergabeverfahren. Geplanter Baubeginn im März. Wenn nicht der Antrag der drei Fraktionen dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung macht.

Die Skizze von der Albertstraße in Höhe der ehemaligen Fußgängerbrücke zeigt. Eine Fahrspur wird entfallen. Grafik: Stadtverwaltung
Die Skizze von der Albertstraße in Höhe der ehemaligen Fußgängerbrücke zeigt. Eine Fahrspur soll entfallen. Grafik: Stadtverwaltung

Seit Jahren setzt sich der ADFC für die Radfahrstreifen auf der Albertstraße ein. Nils Larsen, Vorstandsmitglied des Vereins, sagt: „Ohne bedarfsgerechte Radwege werden sich weder die Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern auf der Hauptstraße lösen lassen, noch werden die Unfälle am Albertplatz zurückgehen.“ Der Verein hatte am 20. Juni 2018 in 18 Stunden insgesamt 3137 Radfahrer auf der Nord-Süd-Radroute in Höhe Archivstraße gezählt.

Durch das geplante Vorhaben gäbe es keine Verlierer, nur Gewinner, sagt Larsen. „Die Stadtverwaltung hat die Leistungsfähigkeit für den Kfz-Verkehr berechnet und positiv geprüft. Wir sind schockiert, dass hier ein baureifer Plan zur Herstellung längst überfälliger bedarfsgerechter Verkehrsanlagen in allerletzter Sekunde torpediert wird.“

In der Begründung des Antrages heißt es unter anderem: „Die einseitige Betrachtung des Verkehrsraums nur im Radverkehrskonzept wird der Bedeutung der Albertstraße jedoch nicht gerecht.“ Als Teil der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung der Landeshauptstadt sei eine Streichung einer oder sogar zweier Autospuren nicht nachvollziehbar. Die Seitenräume in dem Gebiet seien ausreichend groß für die Einordnung von Radwegen, die dann auch besser an Albertplatz und Carolabrücke angeschlossen wären.

Das Straßen- und Tiefbauamt lässt regelmäßig die Verkehrsmenge auf der Straße zählen, in den vergangenen drei Jahren fuhren immer weniger Autos über die Albertstraße.

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Advenster.org

  • 31.12.2017 – 19.700 Kfz/24 Stunden
  • 31.12.2016 – 21.900 Kfz/24 Stunden
  • 31.12.2015 – 23.100 Kfz/24 Stunden
  • Quelle: dresden.de

Die Dresdner Neuesten Nachrichten haben gestern über das Thema berichtet, heute zog die Sächsische Zeitung nach. Darauf reagierten nun heute die Grünen mit einer Pressemitteilung. Darin erklärt Thomas Löser, der Fraktionsvorsitzender der Grünen: „In anderen wichtigen europäischen Städten wie Rotterdam, Rom, Paris oder Madrid werden Innenstädte verkehrsberuhigt und touristisch wichtige Bereiche von Blechlawinen befreit. In Dresden planen die Konservativen eine Rolle rückwärts in der Verkehrspolitik.“

Johannes Lichdi, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion ergänzt, dass der Petitionsausschuss noch mit anderen Mehrheitsverhältnissen im Jahr 2011 einen Verkehrsversuch mit Radfahrstreifen auf der Albertstraße beschlossen habe: „CDU, FDP und Bürger kassieren damit Beschlüsse denen sie einst selbst zugestimmt haben.“

Der Stadtrat kommt zur nächsten Sitzung am 24. Januar zusammen, dann soll er über den Antrag abstimmen. Vorher muss der Antrag noch durch die Ausschüsse für Stadtentwicklung und Finanzen.

25 Kommentare

  1. „…in den vergangenen drei Jahren fuhren immer weniger Autos über die Antonstraße.“

    Meintest Du nicht vielmehr die Albertstraße?

  2. Lernfrage: ist es möglich, dagegen zu klagen, dass sich demokratisch gewählte Mehrheiten einfach so ändern? Das kann doch nicht sein, dass hier gewütet wird, wie ein Wildschwein im Gemüsegarten. So viel Demolation in so kurzer Zeit … das ist ja nicht auszuhalten :(

    schlimmer als in Amerika nach nem Präsidentenwechsel

  3. @Rulio Ralapeno: Nennt man repräsentative Demokratie.
    Alle paar Jahre mal ein Kreuz machen, dann Klappe halten.
    Natürlich kann man klagen. Dann werden vom Bundesverfassungsgericht tatsächlich viele Entscheidungen gekippt. Gerade so radikale Sachen wie Vorratsdatenspeicherung von Zensursula und DSVGO und andere Überwachungswerkzeuge, die gegen das Grundgesetz verstoßen.
    Die Albertstraße wird nicht dazu zählen.
    Dazu brauchte es direkte Demokratie, die meiner Meinung nach auf lokaler Ebene sehr gut etablieren könnte.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Repr%C3%A4sentative_Demokratie

  4. Daß Zastrow als Antreiber hier abseits seiner Budenmärkte und Eigenwerbung über Sachverständnis gegen Null verfügt, ist ja allseits bekannt. Umso verstörender ist seine FDP-Dresden/Sachsen, welche nur aus dieser Person zu bestehen scheint. Der ganze Rest scheinen ärmliche Lakaien unter diesem Oberhirten zu sein – eigentlich kennt man außer Horst und Hillibert auch niemanden, der in der Vereinigung mitmacht. Schade, daß auch CDU-Thiele übers Wahlkampfgetöse-Stöckchen sprang. Man sollte dringend den Fraktionszwang aufheben, denn abseits der fachpolitischen „Sprecher“ jeder Partei gibts doch immer auch Zweifler und Restvernünftige, welche aber – ganz „demokratisch“ – nie frei und selbstbestimmt abstimmen dürfen.

    Man kann nun nur alle Radfahrenden auffordern, ganz legal auf der Albertstraße-Fahrbahn zu fahren, also auf der hier vorgegebenen „Führungsart für Radverkehr“, falls Angst dann möglichst im Pulk ab Ampel. Vielleicht läßt sich eine Pulksammelstelle und Pulkstartgebung installieren.
    Was sicher über viele Jahre nicht kommen kann, ist eine „alternative Führung“ fürs Rad, wie es der Antrag ja vorgaukelt. Zu kompliziert und schwerwiegend sind die Randbedingungen, um mal eben „woanders“ den Radverkehr zu führen, weil ja „im Grunde so viel Platz“ sei. Vermutlich wissen die Antragsteller dies nichtmal, da diese Laien meist keinerlei Ahnung haben. „Repräsentative Demokratie“ heißt aber ganz klar, daß genau diese Ratsbeschlüsse HÖHER gestellt sind als z.B. fachlich-nachgewiesene Verwaltungsarbeit. Eigentlich müßten wir Bürger eine bestmögliche Verwaltung wählen können, dann wäre alles geritzt. Bisher können wir nur „Vertreter“ wählen, die ahnungslos oft nur Schaden anrichten. Frohe Ostern!

  5. Dresden kippt – CDU und FDP stimmen mit der in Sachsen tatsächlich rechtsextremen AfD, ohne dass das zu größeren Protesten führt.

  6. @Andreas

    Liegt vielleicht daran, dass wir drängendere Probleme haben als Rechtsextremismus.
    Davon abgesehen ist die AFD nicht rechtsextremer als die CDU. Und gegen die hat von den „linken“ Pappnasen ja auch lange keiner mehr protestiert.

    Sollten es die Verantwortlichen wider Erwarten schaffen, endlich eine halbwegs vernünftige Lösung für die Königsbrücker zu fabrizieren, ist mir vollkommen egal ob die AFD da dran beteiligt war oder nicht.

  7. Schönes Bild mit den zwei roten Fahrradwegen auf der Albertstraße. Auch der Plan zeigt nur einen Teil (Höhe Markthalle/Archiv). Wie aber war denn die Anbindung am Albertplatz und am Carolaplatz bzw. der Carolabrücke geplant? An diesen Enden der Straße endet das Fahrradvergnügen im Nichts. Somit war war die Sache nicht zu Ende gedacht und eher als populistische Aktion einzustufen. Wenn die Augustusbrücke fertig ist, fahren alle Radler sowieso wieder über die Hauptstraße.

  8. @Eule: Ich hoffe, dass Du das nicht ernst gemeint hast: Wir hätten drängendere Probleme als den Rechtsextremismus? Gut, bestimmt die Fragen nach Frieden und Gerechtigkeit einschließlich Ökologie, die sind drängender. Aber hängt das eben nicht in fataler Weise genau auch mit den rechten Tendenzen zusammen?
    Wen willst Du beschimpfen mit Deinem AfD-CDU-Vergleich? Ist Dir die AfD zu zahm, oder die CDU zu radikal???

    @M.f.r.: Die Carolabrücke ist m.E. eine sehr gute Alternative, gerade in Richtung Rathaus usw.: man muss sich nicht durch die Schlossstraße quälen. Die Streckenführung Carolaplatz ist sicher ausbaufähig. Aber die derzeitige Variante vom Albertplatz über Fußweg zur Metzer und Sarrasanisraße ist doch keine Lösung.

  9. Dresden ist offenbar in jeder Hinsicht zurückgebliebene Provinz. Wenn man sich anschaut, was große Städte anfassen: Paris baut massiv Radweg, London sowieso und sogar New York. Nur wir Provinztrottel sehen die Zeichen der Zeit nicht.

  10. Fraktionsvorsitzender der Grünen: „… und touristisch wichtige Bereiche von Blechlawinen befreit…“

    Also es geht um die Albertstraße.

    Versteht diese Partei in Dresden eigentlich ansatzweise noch was sie so sagt?

  11. Ex-Grüner: In der Pressemitteilung der Grünen ging es auch um die Augustusbrücke, die nach dem letzten Stadtratsbeschluss nun doch erstmal wieder für den Autoverkehr freigegeben werden soll.

  12. Die Anbindung zur am stärksten frequentierten Brücke im Innenstadtbereich zurückbauen klingt irgendwie unlogisch. Aber gut, so ist ja dann dort auch weniger Verkehr, ist doch super. Bedauerlicherweise wird der sich dann irgendwo anders durch die Innenstadt stauen, ist ungefähr so, wie wenn man eine Hauptader etwas abklemmt, ist auf Dauer nicht sinnvoll. Und wenn man mal ganz grob über Google Maps schaut, dann stehen die Gebäude auf der Albertstraße mindestens 50 Meter auseinander. Wenn man es will, reicht der Platz da nicht für Fußgänger, Straßenbahn, Radfahrer und Autos aus? Oder erschöpft sich das Verkehrskonzept schon darin, dass man den Autoverkehr immer unattraktiver macht? Dann aber bitte nicht über leere Innenstädte usw. rumjammern. Fahren die Leute mit dem Auto dann eben noch öfter in den Speckgürtel oder bestellen online.
    Vielleicht sollte man sich da lieber erstmal Gedanken machen, wie man vorhandene Radwege ausbaut und das Netz derer sinnvoll vergrößert. Im konkreten Fall muss man dafür genau gar keine Autospur opfern, außer natürlich es geht hier einfach nur ums Prinzip. Wie schon weiter oben gefragt wurde, wieviele Radfahrer sind da eigentlich so tagtäglich auf der Albertstraße unterwegs? Und werden es aufgrund extrabreiter Radwege dort wirklich signifikant mehr werden oder fahren die doch wie jetzt über die Hauptstraße?

  13. @Quatschkopp
    Du hast auf jeden Fall Recht. Es gibt viele Kritikpunkte, auch wegen Zensur, gegen das DSGVO, die auch in Richtung Zensur gehen. Aber nicht so dramatisch, wie bei anderen gestzen ist.
    Falls es interessiert, gibt es bei Netzpolitik.org einen ganzen Blumenstrauss von Artikeln:
    https://netzpolitik.org/tag/dsgvo/

    Sorry, dass ich erst jetzt antworte!

  14. „Und werden es aufgrund extrabreiter Radwege dort wirklich signifikant mehr werden oder fahren die doch wie jetzt über die Hauptstraße?“

    Abgesehen von Sightseeing und Shopping gibt es eigentlich gar keinen vernünftigen Grund, als Radfahrer die Hauptstraße zu nutzen. Denn neben der Tatsache, dass die glatteren Wege dort z. B. von Treppen unterbrochen werden und die einzige treppenlose Führung mit Kopfsteinpflaster und ein paar Brunnen in der Mitte aufwartet, kommt noch dazu, dass man dann an beiden Enden irgendwie abbiegen muss, statt aus der bzw. in die Stadt den direkten Weg nehmen zu können.

    Die Alternative in Richtung Altstadt ist ab Albertplatz aber derzeit noch irrwitziger als die Hauptstraße selbst: Nachdem man den Albertplatz auf einem kombinierten Rad-/Fußweg umrundet hat, kann man dann theoretisch einen kleinen Nebenweg der Hauptstraße verwenden, welcher von ein paar Pollern abgeschlossen wird, vor denen auch gern mal ein Auto parkt. Und jetzt in der Weihnachtszeit war diese Nebenstrecke dank der Betonlegosteine noch ein bisschen bekloppter zu erreichen.

    Deshalb behaupte ich: Gäbe es eine vernünftige Radspur direkt auf der Albertstraße, dann würde die sicherlich besser und häufiger genutzt, und die Zahl der Fahrradfahrer auf der Hauptstraße dürfte deutlich abnehmen.

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