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Andi Valandi, ohne Band

Andi Valandi radelt günstigerweise einen halben Meter vor mir, als ich zehn Minuten zu spät zu unserem Interview in die Kamenzer Straße einbiege. Dort befindet sich das Rock’n’Roll-Office von Andi Valandi und Band, in das wir beide eintreten. Frank, ein Drittel der Band und zuständig für Organisation, Termine und Kommunikation, sitzt bei lauter Bluesmusik hinter dem Schreibtisch. Für das Interview zieht er sich zurück. „Das macht Andi.“ Ich treffe Andi Valandi also ohne Band.

Andi Valandi: "Soll ich da jetzt reingucken?"
Andi Valandi: „Soll ich da jetzt reingucken?“

Andi dreht die Anlage aus, wirft die abgewetzte Lederrinde über die Sofalehne und lässt sich aufs Polster fallen. Wie Geschäftsmänner sich vor einem Termin die Krawatte zurecht rücken, schlüpft er aus den Schuhen und wackelt mit den nackten Zehen. „Ich bin Anarchist geblieben“, sagt er und schlürft Kaffee. „Krautblues“ wurde der Sound getauft, den Andi (Gitarre und Gesang), Frank (Keyboard, Mundharmonika) und ganz frisch Selin, vorher Yvonne, (Schlagzeug) durch die Boxen blasen. Rau, melancholisch, poetisch. Blues eben. Andis Raspelstimme und die lokalkolorierten Texte verleihen der Musik die einzigartige Schönheit einer in der letzten Whisky-Neige ausgedrückten Kippe.

Andi Valandi
Andi Valandi: „Ich seh mich als Punk, aber ich spiele keinen.“

Blues leckte Andi erstmalig als etwa 12jähriger auf dem Elbhangfest. Dort spielte eine ACDC-Tribute-Band. Die anderen in der Klasse schauten MTV und Andi verliebte sich nicht nur in den Blues, weil er „direkt ins Blut“ ging, sondern weil die coolen Jungs damit nichts anfangen konnten. Er hörte sich ein, ging auf die Suche und fand schließlich die Wurzeln des Blues in seiner ursprünglichsten Form – dem Blues der Bananenfelder. „Ich habe, wenn man so viel, die Entwicklung des Blues rückwärts durchgemacht.“

Zum Musizieren kam Andi, als er das erste Mal weit fort von Zuhause in Frankreich weilte. Er klampfte leidenschaftlich und zurück in Deutschland schlossen er und zwei Freunde sich zu den „Jägermeisters“ zusammen. Man bespielte die Neustadt. „Aber“, gesteht Andi, eigentlich sei er gar kein Neustädter, sondern „Pieschen-Kiddie.“ Nach zwei Jahren entstanden die ersten Aufnahmen.  Das musikalische Wirken zeichnete sich den Beschreibungen nach durch Spontanität und Pegel aus. Immer wenn Andi eine neue Melodei entdeckt hatte, wurde sie präsentiert. Ganz frisch und unpoliert. Scheu vor Auftritten hatte er nie. „Ich bin eher so der Typ: Guckt mal! Was ich Neues habe!“

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Andi Valandi
Andi Valandi: „Inforadio ist wie Facebook ohne Bullshit“

„Die Jägermeisters“ zerschellten dann an den Klippen des jugendlichen Stürmen und Drängens: „Wir drahteten uns auseinander.“ Andi spielte weiter. Gern auf der Straße, regelmäßig auf offenen Bühnen, so auch in der Blauen Fabrik. Im Freiraum Elbtal, wo er damals lebte und Konzerte organisierte, traf er auf Frank. Frank sagte, er habe eine Bluesband, die klinge zu sauber. Andi bürstete gern den Sound auf. Einzige Bedingung: Am Schlagzeug sollte eine Frau sitzen. Die Suche war schwierig, wurde aber nicht aufgegeben, denn bei seiner Organisationsarbeit hatte Andi wiederholt festgestellt, dass „immer nur Typen auf der Bühne stehen. Das ging mir gegen den Strich.“ Man entdeckte Yvonne, die man allerdings etwas raubritterhaft einer anderen Band entführen musste. Dann war das Trio komplett und gemeinsam spielte man sich auf die großen Bühnen der einschlägigen Musikfestivals wie beispielsweise Altzella. „Wenn du im nächsten Level angekommen bist, wirst du durchgereicht“, sagt Andi.

Hauptberuflich Musiker sein ist viel Arbeit. In drei Jahren bewältigte die Band 150 Auftritte. Und die Schubladen mit den Songs quellen über. Jedes Wochenende ruft eine neue Bühne. Der Schlagzeugerinnen-Abtausch war dieser Tatsache geschuldet. Ob er ehrgeizig sei, frage ich Andi. „Ich? Nee. Ich bin ziemlich schnell zufrieden, würde ich sagen. Mir reicht ein Dach über dem Kopf und ein paar Spinatnudeln.“ Die Konzerte reißen ihn aus Faulheit und Soziophobie, sagt er und blickt dabei in die Ferne, als stehe er mit einem Strohhut und Gitarre auf einem Bananenfeld.

„Unten am Fluss kann mich niemand vertreiben, denn wer hier baut, den holt bald die Flut“ singt Andi in einem Lied. Nun ist der Freiraum Geschichte. Der Fluss bleibt. Und Andi auch. Mit Band.

Andi Valandi & Band

  • www.andivalandi.de
  • Der nächste Auftritt findet auf dem Rudolstadtfestival am 6.Juli statt
  • In Dresden spielt Andi Valandi mit Band das nächste Mal zum Hechtfest am 24. August
  • Die viel erfragte neue CD mit dem Titel „Der Blues ist tot“ ist in Arbeit

Kippe im Mund und Herz in der Hand

Seit heute online. Andi Valandis neuestes Video. Regie, Kamera, Schnitt: Andrej Bavtschenkov, 2. Kamera: Katja Springer.

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Ein Kommentar

  1. <3 … Bester! Wovon ich mich schon bei unzähligen Konzerten überzeugen konnte. Mach weiter so Niels. Wir bleiben Anarchisten für immer! Freiräume, Musik, Kippen und Bier ;)

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