Jenseits des Alaunplatzes auf der Bischofswerder Straße ist die Neustadt noch in Ordnung. Keine Spätis, keine Galerie, kein Restaurant, kein Bäcker. In der Bischofswerder Sackgasse wird gewohnt. Wie ein Relikt wirkt sie streckenweise. In Prießnitznähe fällt hier der Putz von den Wänden, Baumwurzeln lüpfen Gehwegsteine und hinter niedrigen Zäunen stehen unangeschlossene Fahrräder. Experimentelle Bepflanzungskonzepte lassen sich auf so manch bröselndem Fensterbrett bewundern, andere Balkonkästen dagegen versprühen einen schon fast überheblichen floralen Chic. Rauchgeruch hängt in der Luft, er schmeckt nach Kohle.
Die Patina der Idylle legt sich über gepflegte 30er-Jahre-Häuser mit Efeubart und einen Hippiebus. Kein Autobrummen, nur Trompetenklänge aus angelehnten Fenstern – ist es vielleicht sogar Thomas Friedlaender, der da auf einer skandinavischen Holztrompete Töne in den blassblauen Himmel pustet? Zumindest wohnt die Dresdner Koryphäe für Zink, Trompeter und Perkussion hier und musiziert sich durch historische Blasinstrumente. Ihm antworten die ersten mutigen Buchfinken aus der Heide.
Am Anfang der Bischofswerder Straße hat die Evangelische Christengemeinde Elim ihren Sitz im ehemaligen Prießnitzbad, das sich hier zwischen 1831 und 1875 samt Gartenlokal befand. Es entstand, wie das Waldbad Klotzsche, da man dem Wasser der Prießnitz heilende Kräfte zusprach. Der Gastwirt pflanzte am 10. November 1859 zu Ehren Schillers, der an diesem Tag 100 Jahre alt geworden wäre, eine Linde am rechten Prießnitzufer. Das Bad gehört zu den Kulturdenkmälern der Neustadt. Gleich nebenan befindet sich das Sozialwerk und die Wohnungsgenossenschaft von Elim, zwei kooperierende Einrichtungen für betreutes Wohnen für Senioren.
Abgesehen davon wirkt die Straße, wie das Nimmerland der Neustadt. An den Scheiben der Mietshäuser klebt bunter Papierschmuck, Kinderwagen parken hier so viele wie Bierdeckel auf der Alaunstraße liegen, Kindergeschrei schallt aus den Höfen und wo die Straße sich in ein Sackgassen-T teilt und gegen Fahrzeuge sperrt, führt der Weg zu Fuß nach rechts weiter in ein Spielewäldchen bis zur Waldorfschule. Das erscheint in der winterlichen Tristesse noch etwas spukig, aber sind die Maikätzchen erstmal ausgebrochen, kann man viele Menschenwelpen beim Suhlen in der Sandkuhle, Räubern, Gendarmen und Frösche aufblasen beobachten. Bezüglich des Namens behauptet der promovierte Heimatforscher Karlheinz Kregelin zwar, dass die Straße nach Bischofswerda, dem Tor zur Oberlausitz benannt wurde, doch diese Annahme geht höchstwahrscheinlich fehl, sonst würde sie ja Bischofswerdaer Straße heißen. Wahrscheinlicher scheint jedoch, dass die Straße einem Werder in der Prießnitz an dieser Stelle benannt wurde, die der Bischof aus seinem Weg von Meißen nach Stolpen querte.
Die Bischofswerder Straße
- Die Straße auf dem Stadtplan von dresden.de
Schön! Eine der Ecken in Dresden in der ich wirklich gerne wohnen würde :) Gerade auf der Bühne haben wir schöne „offene Bühnen“ gehabt. Und so nah an der Heide wäre für die Kinder wunderbar.
Ich freu mich das es sowas noch gibt!
(zumal bei dem Zustand die Mieten sogar noch bezahlbar sein dürften?)
Das ist doch überhaupt nicht weit vom tobenden Neustadtbär. Und trotzdem bin ich sicher, daß ich noch nie dort war …
Die Straße hab Ich vor vierzehn Tagen auch das erste mal entdeckt und dachte, huch, wo bin Ich denn hier gelandet.
Schön ruhig da.
Ich kann nur sagen, es ist wunderbar, hier zu wohnen, danke für den Beitrag. Und sogar ein Foto von meinem Fahrrad, herrlich.
„Wahrscheinlicher scheint jedoch, dass die Straße (nach) einem Werder in der Prießnitz an dieser Stelle benannt wurde, die der Bischof aus seinem Weg von Meißen nach Stolpen querte.“
Dann wäre es doch aber die Bischofswerderstraße oder die Bischofswerderer Straße …
@DerJörg: Das klingt plausibel. Aber mit dem Argument scheidet leider auch mein geheimer Favorit aus: Dass die Straße nach Biskupiec benannt wurde.
hier fehlt die Hauptsache meines Kommentars.
Wieviel Zeichen habe ich?
brissvilla zu Glück dazu zahlen.
Statt in den Neubau zurück auf die Baumstr., ging es jetzt wegen sogenannter Residenzpflicht an der neuen Arbeitstelle auf die Böhmische Straße „An der Loge“.
Wo ist der erste Teil des langen Kommentars hin???
Dort ging es um Bischofswerder-, Kötzschenbroder- und Kötzschenbrodaer Straße!
Hallo Gerhard, es gibt keine Zeichenbegrenzung. Wo der erste Teil Deines Kommentars geblieben ist, weiß ich nicht. Hier ist nur der zweite angekommen. Bei langen Kommentaren empfehle ich, diese erstmal offline in einem Schreibprogramm aufzuschreiben und dann komplett reinzukopieren.