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Stadt sucht neuen Betreiber für St.-Pauli-Kirchruine

Gestern hat die Stadtverwaltung auf dresden.de die Ausschreibung für den Betrieb der Kirchruine im Hecht-Viertel veröffentlich.

St.-Pauli-Ruine im Hecht-Viertel
St.-Pauli-Ruine im Hecht-Viertel
Es geht um einen Nutzungsvertrag für zunächst fünf Jahre. Vereine, Firmen, Gesellschaften, Initiativen und ähnliche Akteure sollen bis Freitag, 2. Oktober 2020, eine Konzeption als Angebot einzureichen. Zwischen dem 12. und 16. Oktober sollen dann Gespräche und Präsentationen stattfinden. Bis zum 15. November soll eine Entscheidung fallen. Der neue Mietvertrag beginnt frühestens ab dem 1. Januar 2021. Nach drei Jahren soll die Betreibung überprüft werden.

Kündigung des bisherigen Betreibers

Bisheriger Betreiber war der TheaterRuine St. Pauli e.V., dem wurde durch den Kirchruinen-Pächter Stesad im August gekündigt (Neustadt-Geflüster vom 14. August). In der Ausschreibung wird der Theaterverein nun ausdrücklich erwähnt. So heißt es auf Seite 2 der Ausschreibung: „Der bisherige Betreiber (TheaterRuine St. Pauli e.V.) soll als Partner mit eigenen Spieltagen in die Planungen einbezogen werden.“

Der Kündigung des Theatervereins war Kritik an dessen Konzept vorausgegangen. Vor allem die Facharbeitsgruppe Kultur der Stadt Dresden kritisierte das Konzept. Die kultur- und tourismuspolitische Sprecherin der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Christiane Filius-Jehne erläuterte die Kritik: „Im vergangenen Jahr kam die Facharbeitsgruppe zu dem Ergebnis, dass der Verein jetzt zwar etwas eingereicht habe, aber sein eigenes, von ihm selbst vorgeschlagenes neues Konzept nur unzureichend umgesetzt.“ Deshalb hatte der Kulturausschuss mit breiter Mehrheit beschlossen, den Betrieb der Kirchruine neu auszuschreiben.

Besondere Herausforderungen in der Ruine

Theater-Vereinschef Jörg Berger kann die Kritik nicht nachvollziehen. Der Verein habe sich geöffnet, viele fremde Veranstaltungen finden statt. Er gibt zu bedenken, dass die Ruine schwierig zu bespielen ist, da es keine Kühlung und keine Heizung gebe und auch die Akustik sei kompliziert. Ob sich der Verein auf die Ausschreibung bewerben werde, sei noch nicht entschieden, sagt er heute. „Grundsätzlich wird das gefordert, was wir bislang gemacht haben, nur schneller, besser, höher“, so Berger. Und dies sei mit der gleichen Fördersumme nicht machbar.

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Man müsse bedenken, dass rund 100 Veranstaltungstage pro Jahr möglich seien. Bei 50.000 Euro Betriebskosten und gleichzeitiger Förderung von 25.000 Euro müssten so mit jeder Veranstaltung mindestens 250 Euro nur für die Betriebskosten erwirtschaftet werden. „Jeder, der über eine Bewerbung nachdenkt, sollte erstmal nachrechnen“, sagt Berger. „Wir konnten das bisher nur wegen dem hohen ehrenamtlichen Engagement der Vereinsmitglieder schaffen.“

Ihm fehlen in der Ausschreibung die Verweise auf die Schwierigkeiten des Objektes. Die baulichen Einschränkungen werden in der Ausschreibung nur kurz umrissen: Lärmschutz, keine Verdunklung, keine Heizung, keine Kühlung.

Die begrenzte Platzzahl von 250 Sitzplätzen wird nicht erwähnt, ebenso wenig die schwierige Akustik. „Wir werden das beraten im Verein, ob wir uns bewerben, aber theoretisch müssten ja nun Interessenten auf uns zukommen“, sagt Berger.

Für einen Weiterbetrieb der Ruine durch den Theaterverein gibt es inzwischen zwei Petitionen. Eine auf openpetion.de und eine auf dresden.de. Insgesamt sind bisher schon mehr als 2.000 Stimmen für den Erhalt des Vereins zusammengekommen. Jörg Berger: „Die Petition hat schon einen Effekt, es gab nun erste Kontakte zum Kulturausschuss und es soll in den nächsten Tagen ein Gespräch geben.“

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Hintergrund und Geschichte

St.-Pauli-Kirche wurde wurde 1889 errichtet. Das Gebäude ist frühgotischen Formen nachempfunden. Ursprünglich hatten hier einst bis zu 1.000 Personen Platz. Der Turm war mal 78 Meter hoch. Während der Bombenangriffe auf Dresden am Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Kirche mehrfach getroffen. Nur der Rest des Turmes und die Außenmauern blieben erhalten. 1996 wurde die Ruine durch die Stesad gesichert und 2011/2012 mit städtischen Mitteln in Höhe von 2,7 Millionen Euro saniert. (Ein Glasdach für die Ruine)

Die Stesad verfügt, auf der Grundlage eines im Jahr 1996 auf 50 Jahre geschlossenen Erbbaurechtsvertrages mit dem Kirchlehn zu St. Pauli in Dresden, über das Flurstück der Gemarkung Dresden-Neustadt mit der darauf stehenden Kirchruine. Die Ruine der St. Pauli Kirche in der Dresdner Neustadt ist eine eingeführte Spielstätte für Amateurtheater, Konzerte und stadtteilbezogene kulturelle Aktivitäten.

Die Kirchruine am Königsbrücker Platz.
Die Kirchruine am Königsbrücker Platz.

Ausschreibung und Petionen

2 Kommentare

  1. 51.224 € Kosten pro Jahr bei einem ungesicherten 25.000 € Zuschuss durch die Stadt.
    (Die Stadt wird wohl in Zukunft 13.000.000 € weniger Zuschuss vom Land bekommen, liest man gerade anderswo…)
    Wer sich das ans Bein bindet, der muss schon kräftig geerbt haben oder einen Sponsor aus der Wirtschaft finden müssen.
    Offensichtlich lebt die Verwaltung noch immer in einer rosaroten Blase,
    wenn sie solche Ausschreibungen rauslässt.

Kommentare sind geschlossen.