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Blitzumzug

Palais Sommer will mit 200.000 Gästen starten

Der Start des Palais Sommer rückt näher. Wenn die Stadt zustimmt, könnten ab 17. Juli 200.000 Gäste der besonderen Art zwischen Elbe und Radweg residieren: Die Palais-Bienen. Eine Premiere, zu der sich trotz Corona-Pause etliche weitere gesellen. Die Pressekonferenz nutzte Chef Jörg Polenz auch, um sich Luft zu machen.

Das Programm 2020 ist nicht so international wie erplant, aber dennoch mit 184 Veranstaltungen rappelvoll. „Und wir haben immer noch neue Ideen“, sagte Jörg Polenz, Geschäftsführer des Palais Sommer, bei der Pressekonferenz am Freitag. Konzerte, Yoga, Diskussionen, Konzerte und ein TV-Live-Stream sollen – wie immer kostenfrei – das Publikum verzücken.

Nils Hiller, Jens Köhler, Jörg Polenz, Nele Ellen Loeper und Dr. René Naumann werden für das Foto arrangiert.
Nils Hiller, Jens Köhler, Jörg Polenz, Nele Ellen Loeper und Dr. René Naumann werden für das Foto arrangiert.

Palais Sommer an den Bildschirmen

Die Idee zu einer Fernseh-Ausstrahlung des Open-air-Festivals ist durch die Krise aufgekommen. Als der Corona-Lockdown über die Veranstaltungsszene hereinbrach, war den Organisator*innen schnell klar: Wir müssen trotzdem was machen. Im Mai kam dann die gute Botschaft: Der Palais Sommer darf mit genehmigten Hygienekonzept stattfinden. Der Programmpunkt Streaming blieb dennoch erhalten.

Persönliche Ein- und Ausblicke

Unter dem Titel Blue Box – Songs, Gedichte und Geschichten beantworten Akteur*innen der Künstlerszene drei sehr persönliche Fragen, deren Beantwortung jeweils live am 21. Juli und 7. August im Sachsen Fernsehen und via Social Media übertragen wird. Angereichert sind die dreiteiligen Abende mit drei Überaschungsgästen und Musik, z.B. von Chanson-Sängerin June Cocó und Anna Depenbusch. So wurde aus der Not eine multimediale Tugend geboren, die den Palais Sommer auch jenseits der grünen Wiese oberhalb der Elbe erlebbar machen wird.

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Jörg Polenz betonte, wie bewegend und ängstigend die Corona-Pandemie auf alle der Bereiche eingewirkt hat. „Es herrschen Angst, Unsicherheit und Spaltung in der Gesellschaft. Wichtige globale Themen wurden viel zu oft ausgeklammert“, sagte er.  Das einzige Palais-Gespräch findet am 17. August statt soll deshalb ein mutiges Denken über das Gemeinwesen der Zukunft ermöglichen und dabei die Verhältnisse utopisch „vom Kopf auf die Füße stellen“. Unter dem Titel Wie leben wir morgen? Eine neue Erde? begrüßt der Moderator Jan Witza die Gäste Christian Felber, Daniela Dahn und Jörg Polenz.

Der Aufbau läuft. Am 17. Juli startet der Palais Sommer.
Der Aufbau läuft. Am 17. Juli startet der Palais Sommer.

MDR habe kalte Schulter gezeigt

In der Krise habe sich gezeigt, so Polenz, wie wichtig Solidarität ist. „Ich habe um jeden Euro gekämpft wie ein Ochse“, sagt so Polenz. Umso wütender habe ihn die Reaktion des MDR auf eine Bitte um Unterstützung gemacht. „Ich habe die Intendantin wortwörtlich um einen Euro Unterstützung gebeten und die kalte Schulter gezeigt bekommen“, wetterte er. „Der MDR macht Milliarden-Umsätze im Jahr und wird aus Steuergeldern bezahlt. Dieses unsolidarische Verhalten in Notzeiten ist ein Skandal.“ Er habe wenigstens eine Geste erwartet. Die sei weder in ideeller noch materieller Sicht erfolgt.

Die Bienen kommen

Ausgedehnt soll der Spielraum des Palais Sommer unter der Regie von Nele Ellen Loeper auch analog werden. Das Bienenkollektiv will für das Festival 200.000 Honigbienen nach Dresden bringen. Die Idee sei ganz frisch vergangene Woche entstanden und muss von der Stadt noch durchgewunken werden. Jörg Polenz zeigte sich zuversichtlich. Die „Bienenkästen“, die sogenannten Beuten, sollen zwischen Fluss und Radweg aufgestellt werden. Sie kommen aus Kreischa und reisen über Nacht an.

Noura Derani warb auch für den Besuch des Damaskuszimmers.
Noura Derani warb auch für den Besuch des Damaskuszimmers.

„Die Bienen kehren in den Abendstunden in ihre Beuten zurück. Dann können sie transportiert werden. Am nächsten Morgen verlassen sie in der unbekannten Umgebung rückwärts die Beute, um sich zu orientieren“, erklärt André Spindler. Er ist Hobby-Imker und setzt weniger auf große Erträge, als auf die Vermehrung von Bienen. Gemeinsam mit Hilke Zündorf und Sebastian Habel bildet er das Bienen-Kollektiv, das die Tiere betreut.

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Bienenkunde-Stunden am Wochenende

„Die Bienen reisen mit Gesundheitszeugnis an. Noch wichtiger sind Kontrollen aber bei der Rückreise, denn Dresden ist Faulbrut-Gebiet“, sagt Spindler weiter. „Es gibt viel zu viele Menschen, die sich Bienen anschaffen und nicht richtig pflegen. Dann wird die Krankheit schnell weitergetragen.“ Die temporäre Bienenwiese soll für die Wichtigkeit der Insekten und ihre Bedürfnisse sensibilisieren. Weitere Informationen über die essentiell wichtigen Insekten soll es an den Wochenenden in Bienenkunde-Stunden mit art of bee und Bühne sucht Blüte geben.

Honig und Limonade im Palais Café

Der Speiseplan für die Tiere ist in der Stadt trotz Ende der Honigsaison reichhaltiger als auf dem Land, weiß André Spindler. Hier werden nicht großflächig Dünger und Pestizide eingesetzt.

Willkommen sind die Honigsammlerinnen auch im Garten des Palais Café. Hier wird angebaut, was auf den Tellern der Gäste landet. Im Angebot sind themenbezogen Honig und Limonade. „Wir verfolgen ein Null-Müll-Konzept und setzen auf Kreisläufe“, so Noura Derani, Referntin für transkulturelle Methodik bei den SKD. Dazu wird im Palais-Garten gesät und geerntet.

Premieren über Premieren

Von der angedachten Nachmittags-Rasenveranstaltung zum Bühnen-Event hat Jörg Polenz das Gemeinsam Singen im Park – Ein Abend für ein Leben mit und ohne Demenz  mit dem Dresdner Seniorenchor musica 74 und dem Ensemble Vorsicht Seriös am 22. Juli auserkoren. Es handelt sich um eine Premiere, ebenso wie die Gitarrennacht am 14. August. Silvio Schneider und Falk Zenker spielen virtuos auf und liefern ein Spektrum von lateinamerikanischen Klängen über groovy-funkige Rhythmen bis hin zu klassischen Tönen.

Hans Peter Trauschke wird im Nachttheater "Der Affe".
Hans Peter Trauschke wird im Nachttheater „Der Affe“.

Ebenfalls zum ersten Mal findet am 30. Juli das Nachttheater statt. Hans Peter Trauschke bietet Kafkas Der Affe in Eigenregie und mit selbst arrangiertem Bühnenbild dar. Aus Sicht eines Primaten wird „relativ gnadenlos“ die Frage nach dem Mensch-Sein gestellt, so Trauschke.

Mach’s gut, Aleko

Mit 57 Jahren starb im vergangenen Jahr der Mitbegründer des Palais Sommer, der georgische Künstler und Professor Aleko Adamia. „Das jährliche Pleinair, der Künstleraustausch mit der Kunstakademie Tbilisi, die jährliche Ausstellung Kultur.Synchron und der Canalettopreis – all das wäre undenkbar gewesen ohne Aleko“, ruft der Palais Sommer nach. Der Abend des 22. August wird mit der elften Verleihung des Canaletto-Preises seinem Gedenken gewidmet sein. Der Preis wird vom Hauptsponsor Consus Real Estate AG beigetragen. Zum Festakt wird eine größere Delegation der Staatlichen Kunstakademie Tbilisi erwartet. Man hoffe auf die Einreise, so Jörg Polenz.

Jörg Polenz im gespräch mit Dr. René Naumann vom hauptsponsor Consus Real Estate.
Jörg Polenz im gespräch mit Dr. René Naumann vom hauptsponsor Consus Real Estate.

Täglich wird die Veranstaltung Gemeinsam Malen stattfinden – am 2. August wird die beliebte Sektion Aktmalerei wieder angeboten, am 27. Juli Porträtmalerei und das Gemeinsam Malen mit Kindern vom 27. bis 31. Juli.

Große Töne bis zum Schluss

„Wir hatten im Februar ein Grundgerüst, das ziemlich in sich zusammen gefallen ist“, sagt Lars Hiller zu den diesjährigen Palais Sommer-Konzerten. Geblieben sind 15 Bands, darunter Die höchste Eisenbahn, Karl die Grosse und Moddi als wirklich hörenswerte Felsen in der Brandung. Das große Finale des Sommers liefern Musiker*innen der Philharmonien Dresden und Berlin sowie der Staatskapelle Dresden als Ensemble Mediterrain. Einen Auftritt gibt die finnische Opern-Sopranistin Camilla Nylund.

Palais Sommer Höhepunkte

  • ab 17. Juli kommen die Palais-Bienen
  • Die höchste Eisenbahn, 19. Juli um 19.30 Uhr
  • Blue Box – Songs, Gedichte und Geschichten. TV-Live-Session am 21. Juli (mit June Cocó) und 7. August (mit Anna Depenbusch) ab 19.30 Uhr
  • Gemeinsam Singen im Park – für ein Leben mit und ohne Demenz, am 22. Juli um 18.30 Uhr
  • Nachttheater „Der Affe“ von Kafka, mit und von Hans Peter Trauschke, 30. Juli um 22.30 Uhr
  • Palais-Gespräch „Wie leben wir morgen? Eine neue Erde?“, am 17. August um 19 Uhr
  • Verleihung des Canaletto-Preises am 22. August
  • Ensemble Mediterrain mit Camilla Lylund, 23. August um 19 Uhr
  • Crowdfunding unter Startnext noch bis zum 16. Juli

5 Kommentare

  1. Hm. Warum sollte der MDR sich hier „solidarisch“ zeigen? Gerade weil es öffentliche Gelder sind, gibt es keinen Grund, eine private Veranstaltung finanziell zu unterstützen. Oder was übersehe ich dabei?

  2. @ein anderer Stefan 100% Zustimmung! Wenn das Geld dafür nicht langt muss er kürzer treten. Aber das schaffen Leute wie Polenz nicht. Viel wollen aber nur saumäßig abliefern. (entfernt, bitte keine Unterstellungen)

  3. Der Seniorenchor heißt musica 74 (Gründungsjahr 1974) Könnte vielleicht auch als Durchschnittsalter gesehen werden :-) aber egal, das Singen macht uns immer noch Spass

Kommentare sind geschlossen.