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60 Prozent Wasser, 40 Prozent Organik

„Seit zwölf Jahren lebe ich in Deutschland, seit 2007 in Dresden und ich bemerke Veränderungen. Früher waren die meisten Menschen neugierig, kamen auf mich zu und stellten mir Fragen. Doch diese Neugier hat sich bei einigen Menschen in Angst verwandelt. Es gibt Menschen, die halten ihre Tasche fest, wenn sie mich sehen oder sie spucken mich an. Da habe ich beschlossen aktiv zu werden“, sagt Gerardo Palacios Borjas. Er ist Teil des Bündnisses „100 Prozent Mensch“.

Dorothea Trappe, Mohammed Mohammed, Gerardo Palacios, David Streit - alle teil des Bündnisses- im Café Kawa.
Dorothea Trappe, Mohammed Mohammed, Gerardo Palacios, David Streit – alle teil des Bündnisses- im Café Kawa.

40 Prozent Organische Elemente, 60 Prozent Wasser

Daraus besteht jeder Mensch. Nicht mehr und nicht weniger. Das heißt auch, dass jede*r zu respektieren ist. Dennoch erleben Menschen tagtäglich Rassismus – sie erleben Benachteiligung auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt, sie erleben Diskriminierung in Ämtern und Institutionen, müssen rassistische Witze und Vorurteile ertragen oder werden. Um dem Rassismus offen entgegenzutreten, hat sich 2017 das „Bündnis gegen Rassismus“ gegründet. Ihre Kampagne „100 Prozent Mensch“ startete am Sonnabend, dem 16.November – es war der Tag der Toleranz. Am Dienstag fand im Café Kawa (Hechtstraße) ein Pressegespräch dazu statt.

„Rassismus ist nicht nur das Problem der Schwarzen – es berührt uns alle und es schmerzt mich, dass Rassismus so alltäglich ist.“ Dorothea Trappe (Entwicklungspolitische Netzwerk Sachsen e.V. (ENS))

Die Kampagne zielt darauf ab, möglichst öffentlichkeitswirksam über Plakate und Social Media die Aufmerksamkeit auf Rassismus zu lenken. Über 2.000 Plakate will das Bündnis in ganz Sachsen verteilen. Die ersten Banner und Plakate sind schon zu entdecken – so etwa am Herbert-Wehner-Haus, der Geschäftsstelle des AWO-Landesverbandes Sachsen oder an der Waldschlößchen-Brücke. Leider scheint schon das Motto „100 Prozent Mensch“ zu stören. So wurden an manchen Orten die Plakate schon wieder entfernt.

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Für Menschlichkeit, gegen Rassismus

Das sachsenweite Bündnis will das Problem Rassismus klar beim Namen nennen. Ihre Plakate fordern alle auf, sich für Menschlichkeit und gegen Diskriminierung einzusetzen. „Wir wollen, dass die Menschen rassismussensibel werden“, sagt Dorothea Trappe. Denn Rassismus heißt nicht nur, dass Vorurteile kursieren oder dass Menschen auf Grund ihrer Hautfarbe beschimpft werden. Rassismus hat viele Facetten und vor allem sitzt er tief in den Institutionen – sei es im Bildungssystem, auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt.

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. – UN-Menschenrechtscharta (Artikel 1)
Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.- Grundgesetz (Artikel 3 (3))

Warum gibt es diese Kampagne erst jetzt?!

Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum gibt es diese Kampagne erst jetzt und nicht vor der Wahl, wie wirksam sind denn 2.000 Plakate und warum hängen diese Plakate momentan an Orten, die auf den ersten Blick nicht rassistisch wirken. Dorothea Trappe antwortet dazu: „Vor der Wahl haben wir im Rahmen der #unteilbar-Demo Forderungen aufgestellt. Nach der Wahl sollte die Öffentlichkeitsarbeit aber nicht aufhören.“

David Streit (Dachverband sächsischer Migrantenorganisationen Sachsens) entgegnet: „Das Einzige, was zählt, ist, dass wir etwas tun. Diese Kampagne soll uns auch gegenseitig stärken und motivieren. Rassismus entsteht dort, wo wenige Gespräche stattfinden. Wir wollen durch diese Öffentlichkeitsarbeit die Gespräche suchen.“ Dass die Plakate auch vor der AWO hängen, findet das Bündnis nicht problematisch. Denn auch in solchen Institutionen müsse auf strukturellen Rassismus hingewiesen werden.

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2000 Plakate werden in ganz Sachsen aufgehängt.
2000 Plakate werden in ganz Sachsen aufgehängt.

Für die unterschiedlichen Plakate hat sich das Bündnis entschieden, weil sie nicht, wie es oft passiert, schwarze Menschen labeln wollten. Es werden verschiedene Menschen dargestellt – unterschiedlich in Geschlecht, Hautfarbe, Alter, – aber trotzdem gleichwertig. Dass ein Plakat mit einer weißen Person, auf dem „100 Prozent Mensch“ steht, für sich allein problematisch sein kann, findet das Bündnis nicht. Sie wollen, dass es anfangs Verwirrung stiftet. Aber in Verbindung mit den anderen Plakaten sei es verständlich.

Rassismus ist kein sächsisches Problem – es ist ein weltweites Problem, aber wir müssen lokal beginnen. – David Streit

Kampagne soll bis zum 10. Dezember laufen

Mit Spendengeldern von über 40.000 Euro konnte sich das Projekt finanzieren – vor allem durch die Bündnismitglieder. Die Kampagne wird von 40 Organisationen, Gewerkschaften, Vereinen etc. unterstützt. Dabei machte das Bündnis auch nochmal darauf aufmerksam, dass die Finanzmittel vom Land Sachsen im nächsten Jahr um zehn Prozent geringer sein werden. Am Ende der Kampagne wird Tupoka Ogette aus ihrem Buch „Exit Racism – rassismuskritisch denken lernen“ lesen. Die multimediale, kostenlose Veranstaltung findet am Dienstag, den 10. Dezember von 17 bis 20 Uhr im Haus der Kirche (Dreikönigskirche) statt – es ist der internationale Tag der Menschenrechte.

Wir haben gesagt, dass Problem heißt Rassismus. Mohammad Mohammad (Sing Asylum Dresden)

Die Kampagne „100 Prozent Mensch“

Das Banner von "100 Prozent Mensch" an der Waldschlösschenbrücke (Foto:100%Mensch)
Das Banner von „100 Prozent Mensch“ an der Waldschlösschenbrücke (Foto:100%Mensch)

5 Kommentare

  1. Die Aktion ist prima und ich verstehe, was damit gemeint ist. Nur: Organische Elemente gibt es leider nicht. Guckt denn da niemand vorher drüber, der Chemie vielleicht nicht abgewählt hat? Das ist echt ärgerlich, denn ein solcher Fehler mindert ja die Glaubwürdigkeit der Aktion entscheidend, weil Kritker jetzt eine schöne Stellvertreterdebatte über das Bildungsniveau der links-grün Versifften führen können, anstatt sich mit der Aussage der Aktion beschäftigen zu müssen. Mist.

  2. Liebes HmHm, das ist ja ein sehr gymnasialer Hinweis, klingt nach Chemielehrer. Meine Deutschlehrerin würde nun entgegnen, dass das Wort „Element“ sich nicht ausschließlich auf mit chemischen Mitteln nicht weiter zerlegbarere Stoffe bezieht, sondern noch eine ganze Menge anderer Deutungen hat.

  3. „Seit zwölf Jahren lebe ich in Deutschland, seit 2007 in Dresden und ich bemerke Veränderungen. Früher waren die meisten Menschen neugierig, kamen auf mich zu und stellten mir Fragen. Doch diese Neugier hat sich bei einigen Menschen in Angst verwandelt.“ Genau, ich bemerke diese Veränderung auch, und zwar seit Anfang 2015, dem Beginn der ungesteuerten Zuwanderung. 2 x-mal das Smartphone gestohlen, einmal überfallen und x-mal angetanzt worden verbunden mit dem Versuch mich zu bestehlen. Seitdem wähle ich nicht mehr rot und grün, sondern blau. Die Leute aber wegen ihrer Hautfarbe, Einstellung oder sonst etwas zu diskriminieren kommt mir trotzdem nicht in den Sinn, aber ich bin vorsichtiger geworden, insbesondere wenn ich in der „bunten“ und „vielfältigen“ Äußeren Neustadt unterwegs bin.

  4. @Anton

    der Kontext (60 % Wasser, …) legt sich nun aber schon auf die chemische Bedeutung der Worte fest.
    Ich gehe da mit HmHm konform, dass sachliche Richtigkeit essentiell ist, wenn man sich den „Fake News“ entgegenstellen will. Ansonsten wird das nur ein Eigentor, leider.

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