Seit über zwanzig Jahren verhilft Stephan Börner antiken Möbeln zu neuen Beschlägen und Dekors. Der „Eisen-Feustel“ für Mobiliar berät nicht nur ästhetisch, sondern auch historisch. Dank Börners Erfahrung und seinem allwissenden Katalog wird der Schlüsselkauf für Großmutters Sekretär nicht selten zur Geschichtsstunde. Sein Geschäft ist das Einzige seiner Art in Dresden.
Auf der Werbebroschüre ist ein aufgeplusterter Militär abgebildet, über und über behängt mit Orden. Darunter steht hintersinnig: „Auf die richtigen Beschläge kommt es an!“. Stephan Börner kichert.
Die Kundschaft ist angetan von der Satire, die auf die Auszeichnungs-Inflation während der DDR-Zeit anspielt und keck darauf verweist, dass ein bescheidenes Äußeres mit Blech durchaus aufzuwerten ist.
Seit 26 Jahren ist Stephan Börner im Möbel-Geschäft. „Ich bin in der Holzbranche groß geworden“, erzählt er. Mit der Wende ergab es sich mehr oder weniger durch Zufall, dass er beruflich zum Möbel-Entlacken kam. Die Stücke werden mit Lauge eingenebelt und der zersetzte Lack herunter gespült.
In den 90er Jahren, berichtet Börner, gab es einen regelrechten Boom alter Möbel: Aus Kellern und Dachböden tauchten sie auf und wurden wieder alltagstauglich gemacht. Dazu gehört nicht nur die Aufarbeitung des Holzes, sondern auch der richtige Beschlag. Börner bot aufbereitete Möbel und dazu nötiges Material an – und spezialisierte sich schließlich.
Schatzmeister der Details
In einem Katalog, dick wie ein Zauberbuch, sind sie alle versammelt: Die zierlichen und die wuchtigen, die prunkvollen und pragmatischen Schlüssellochumrahmungen von Louis Seize, Louis Philippe, Art Deko, Biedermeier und Jugendstil. Im Besitz eines Handwerkers befindet sich die jeweilige spezielle Gussform oder das Prägewerkzeug, mit denen die Teile originalgetreu produziert werden. Die Form selbst ist ein Kleinod aus vergangenen Zeiten.
Börner bestellt die Abgüsse oder Pressungen und verkauft sie – einhergehend mit entsprechender Expertise – an Privatpersonen und Handwerker*innen. Letztere suchen ihn besonders gern auf, weil das schneller geht als Bestellung und Versand. Zudem versorgt Börner mit Naturölen, Schellack, Holzzierleisten und Schlüsseln. Für verschlossene Schranktüren und Schubladen antiker Möbel hat er das richtige Schlüsselchen: „Da ist ein tierisches Problem manchmal in zwei Minuten gelöst.“
Angefangen hat Stephan Börner mit einem Geschäft auf der Hertelstraße in der Johannstadt, doch hier fand sich nicht das richtige Klientel für massive Echtholzmöbel, wie er sie anbot, ein. Also verlagerte man Geschäft und Werkstatt auf ein anderes Pflaster nach Loschwitz. Dort steht conform-Möbel seitdem am Körnerplatz für geschmackvolle Einrichtung und Upcyling. In der zweiten Filiale in der Neustadt bot Börner lange Zeit noch Möbel an. Aber: „Alte Möbel“, erklärt er „gehen schon lang nicht mehr.“ Zu groß ist die Konkurrenz auf Flohmärkten und bei ebay. Und nicht jeden Tag kommt ein vernarrter Sammler von 200 Jahre alten Möbeln des Wegs, der sich komplett neu einrichten möchte. Restaurierungen nimmt Börner nur noch auftragsweise an. Die übrige Zeit ist er Schatzmeister der Details.
Unverhoffte Halleluja-Momente
Während meines Besuches steht die Ladentür nicht lange still. Für Schrauben und Nägel leitet Börner gern zum Eisen-Feustel weiter. Das Prinzip funktioniert auch umgekehrt – eine fruchtbare Nachbarschaft, für die aus Börners Sicht der Abstand zueinander gern verkürzt sein könnte. Für andere Anfragen beschaut sich Börner Fotografien des betreffenden Möbels, geht mit kundigem Blick an den vielen Schüben und Regal entlang, um das Passende aus seinem Sortiment herauszusuchen.
Seit diesem Jahr müssen Kund*innen an der Bautzner Straße an einer anderen Tür klinken – diese befindet sich glücklicherweise genau gegenüber. Das bisherige Haus, in dem conform-Möbel eingemietet war, muss kernsaniert werden. Stephan Börner zog in die günstigerweise vakante kleinere Gewerbefläche mit Blick auf sein altes Geschäft. Aus dem benachbarten Atelier der phoenix coffeeroasters dringt ermunternder Röstbohnengeruch. Ein guter Pausenkaffee ist also nicht weit. Die Probleme liegen laut Börner woanders. Diese Ecke der Bautzner Straße läuft Gefahr zu veröden. Zu wenig verwandte Läden, zu wenig Laufkundschaft konstatiert Börner. Vor Pfund’s Molkerei spucken die Busse Touristenladungen aus, doch die halten sich erfahrungsgemäß lieber unweit der Haltestelle auf. Trotzdem kommt es vor, dass sein Geschäft Durchreisenden zu „Halleluja!“-Momenten verhilft. „Manchmal kommen Kunden herein, die haben seit drei Jahren einen Zettel im Portemonnaie und bei mir finden sie dann durch Zufall genau das Richtige.“
conform Möbel – Beschläge und Restaurierung
- Bautzner Straße 75
- Dienstag bis Freitag 12 bis 18 Uhr, Sonnabend 10 bis 13 Uhr und nach Vereinbarung
- www.conform-moebel.de
„eines Handwerker*s“
soso.. na da…
Danke für den Hinweis. Korrigiert.