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Die Ahornstraße

Ahornstraße vom Dammweg aus gesehen.
Ahornstraße vom Dammweg aus gesehen.
Da die Baumgattung Ahorn an die 200 Arten umfasst, ist es schwer nachzuvollziehen, ob die Ahornstraße nach dem Acer platanoides oder dem Acer pseudoplatanus benannt wurde. Sie ist alphabetisch betrachtet die erste der fünf Baumstraßen jenseits der Königsbrücker Straße, die diese mit dem Dammweg verbindet. Seit 1862 trägt die Ahornstraße ihren Namen. Warum, und wie die Kurzstrecke sich vorher nannte, geht aus Adolf Hantzschs “Namenbuch der Dresdner Straßen und Plätze” nicht hervor. Vielleicht wollte man durch die Benennung an diese blumenkohlartigen, borkigen Gewächse erinnern, die Richtung Himmel wachsen. Bäume? Genau, Bäume. Die waren nämlich um 1800 in Mitteleuropa, besonders im Industrialisierungs-Mutterland England eine fast vergessene, weil abgeholzte Spezies.

Initiations-Schnitzeljagden

Als einzige Wärme- und Energiequelle wurden die “Gedichte der Erde an den Himmel” (Khalil Gibran) schon im Mittelalter flächendeckend von Kaminen und Schmiedefeuern verschlungen. In Preußen setzte sich Friedrich der Große wie auch andere europäische Herrscher für eine Neupflanzung von Bäumen ein. Wald- und Weideflächen wurden voneinander getrennt, um den Bäumen eine Verschnaufpause zu gönnen und sie wenigstens fünf Ringe ausbilden zu lassen. Auch Sachsen war durch die rasante Entwicklung des Bergbaus und Hüttenwesens im 17. und 18. Jahrhundert eine Gefahrenzone für beblätterte Kameraden. Die Königlich-Sächsische Forstakademie, seit 1811 in Tharandt angesiedelt, war eine Antwort auf den rapiden Ressourcenschwund. Gründer Heinrich von Cotta hatte den Platz für seine Lehranstalt außerhalb der Stadt bewusst gewählt: “Ohne Wald und dessen Benutzung kann eine Forstlehranstalt ebenso wenig gedeihen als eine Bergwerkakademie ohne Bergwerk.” Von der versteckten Lage im Grünen profitieren Forst-Erstsemester heute noch bei feucht-fröhlichen Initiations-Schnitzeljagden.

Die Ahornstrasse ist mit ihren etwa 138 Metern sehr überschaubar.
Die Ahornstrasse ist mit ihren etwa 138 Metern sehr überschaubar.

Ein Jahr vor der Taufe der Ahornstraße hatte Sachsen als einer der letzten Staaten die Gewerbefreiheit eingeführt. Damit wurde ein wichtiges Steinchen für die Industrialisierung ins Rollen gebracht. Übrigens: der Gattungsname Ahorn existierte bei Benennung der Straße “erst” seit 109 Jahren. Carl von Linné, der reiselustige Naturbusche aus Schweden, führte ihn 1753 in seinem Species Plantarum auf, einem bedeutenden Nachschlagewerk über Flora und Fauna.

Möglicherweise kam Linnés Landesgenosse Ingvar Kamprad beim Schmökern genau dieses Buch seine zündende Geschäftsidee. Er entwickelte eine ähnlich intensive, wenn auch räuberische Liebe zu Bäumen, von der der Rest der Welt noch heute in Form analoger Zimmereinrichtungen profitiert. Wer auf der Ahornstraße steht, kann sich zwischen diesen beiden Polen der Leidenschaft entscheiden: zum bebäumten Alaunplatz sind es 600 Meter, zum gelb-blauen Möbelhaus knapp neun Kilometer.

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138 Meter herrliches Großpflaster

Ach und übrigens die Ahornstraße, die verdankt ihren Namen einem gewissen Herrn August Hecht, Gasthausbesitzer an der Radeburger-/Ecke Hechtstraße, die den Namen ihm verdankt. Dieser Herr Hecht war so ganz nebenbei auch noch Förster und in dem damals noch Oppellvorstadt genannten Viertel recht umtriebig. Und da wohl niemand widersprach, gab er den Sträßchen eben Baumnamen.

Sonst ist auf der kurzen Gasse zwischen Dammweg und Königsbrücker Straße nicht viel los. Touristen finden hier Obdach in ein paar Ferienwohnungen. Ansonsten freuen sich die Anwohner wenn es zwischen dem Rauschen von der Königsbrücker Straße und dem Bahndamm ein paar wenige ruhige Momente gibt.

Die Ahornstraße

Straßen und Plätze im Stadtbezirk Neustadt

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8 Kommentare

  1. Mir hat man mal erzählt, dass die Häuschen in der Ahornstraße seinerzeit errichtet worden waren, um die Bauarbeiter zu beherbergen, die den Bahndamm errichtet haben (oder eher deren Vorarbeiter?). Vielleicht gab es die Straße vorher noch gar nicht (denn einen Dammweg kann es ja vor dem Damm auch noch nicht gegeben haben) und also auch keinen Namen?

  2. hmm, man sollte nicht alles auf wikipedia glauben, aber beim thema “straßen mit baumnamen im hechtviertel” wird folgendes wohl stimmen:

    “Der Gutsbesitzer dieses Weinberges war Förster und hieß August Hecht. Sein Name blieb zunächst im Gasthof erhalten. Später gab dieser den Namen an die Hechtstraße und an das Viertel weiter. (…) Auffällig sind im Hechtviertel die oft an Bäume angelehnten Straßennamen. Sie sind ebenfalls auf den Förster Hecht zurückzuführen.”

    das würde auch die eschen-, buchen-, kiefern-, tannen- und eben die ahornstraße erklären. zwar unspektakulär, aber immerhin. ;-)

  3. @anton launer: content is king! ;-)
    und by the way: wie wär’s, mal in dieser serie etwas zum jorge-gomondai-platz zu machen? spätestens bis zu 13. februar? denn auch wenn der straßen-/platzname recht jung ist, ließe sich da bestimmt viel erzählen. vielleicht auch in anderer form, z.b. ein interview, eine kleine reportage, umfrage, etc. (zumal sicher recht viele leute nicht (mehr) wissen, warum und dass der springbrunnenplatz überhaupt diesen namen trägt.

  4. @avb: Der Platz steht auf jeden Fall mit auf der Liste. Mal sehen ob wir es bis Februar bis “J” schaffen. ;-) Übrigens wird der Platz fast jedes Jahr Ende März/Anfang April wird der Platz im Neustadt-Geflüster wieder erwähnt. Siehe hier.

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