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“Heimat ist kein Ort…”

“…Heimat ist ein Gefühl”, so betitelt Lina ihren Rundgang durch die Dresdner Neustadt. Lina kam 2015 aus Syrien gemeinsam mit ihrem Mann nach Dresden. “Ich wurde schon als Flüchtling geboren”, sagt sie. Als Tochter eines Palästinensers und einer Syrerin wuchs sie in Daraa, einer Stadt im Süden von Syrien, auf. Zuletzt lebte und studierte sie in Al Yarmuk, einem Camp im südlichen Teil von Damaskus. An die 300 000 Palästinenser lebten dort, bevor 2013 der IS einmarschierte.

Heute führt sie eine Gruppe aus Lübben im Rahmen des Projekts querstadtein durch die Stadt, die nach Linas Flucht zu ihrer neuen Heimat geworden ist. Ein bewegender, persönlicher Rundgang durch das Viertel.

Lina kommt regelmäßig in die Neustadt: um zu lernen, sich auszutauschen und Freunde zu treffen
Lina kommt regelmäßig in die Neustadt: um zu lernen, sich auszutauschen und Freunde zu treffen

Lina heißt ihre Gäste herzlich und mit ruhiger Stimme willkommen. Aufregung ist ihr nicht anzumerken, dabei ist es erst ihre zweite Tour. Am Startpunkt, dem Goetheinstitut, erklärt Lina einleitend das Konzept von querstadtein. Das Berliner Sozialunternehmen möchte die Kluft zwischen marginalisierten Gruppen und dem Rest der Bevölkerung überwinden helfen und bietet neben Stadtführungen mit Obdachlosen und ehemals Obdachlosen auch Touren mit Geflüchteten an. Erzählende und Zuhörende erhalten gleichermaßen Einblicke in die Lebensrealität des anderen. Ein Dialog auf Augenhöhe, der sozial an den Rand gedrängten Menschen die Möglichkeit gibt sich mitzuteilen und als Akteur wahrgenommen zu werden.

Janna von querstadtein begleitet Lina. Diese Entscheidung wurde aus gegebenem Anlass getroffen. Nach der ersten Stadtführung durch die Dresdner Altstadt im April, sah sich der damalige Stadtführer Mohammed mit Anfeindungen und Hass-Kommentaren im Internet konfrontiert. Im November werden die TeilnehmerInnen des Projekts in einem Empowermentkurs auf mögliche Konfliktsituationen vorbereitet.

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Die erste Station ist das Kästner Kolleg auf der Tannenstraße, an dem Lina Deutsch lernt und ein Stipedium erhielt. In Syrien studierte sie Elektrotechnik und möchte ihren Master abschließen, sobald sie das C1-Niveau erreicht hat. Lina zeigt Fotografien. Lange Häuserzeilen mit Geschäften im Erdgeschoss, wehender Wäsche. “Wir hatten es gut”, erzählt sie. Es gab Schulen, Lebensmittel, Wasser, Strom. Die Bilder von heute zeigen zerfetzte Fassaden.

Die ZuhörerInnen reisten im Rahmen eines Teamtages aus Lübben an
Die ZuhörerInnen reisten im Rahmen eines Teamtages aus Lübben an

In Deutschland angekommen, knüpfte Lina Kontakte um Fuß zu fassen. “Die Sprache ist der Schlüssel zu jedem Land”, sagt sie. Gemeinsam mit einem Kreis internationaler Mütter tauschte sie sich über wichtige Schritte aus: Welche Behördengänge sind zu erledigen? Welche Impfungen braucht mein Kind? Lina führt durch den Alaunpark, den sie als Treffpunkt liebt. Regelmäßig kommt sie aus der Altstadt über die Elbe, um sich in der Neustadt mit Freundinnen auszutauschen und ihr Deutsch zu verbessern. Sie zeigt das soziale Projekt Suppenküche auf der Kamenzer Straße, die Martin-Luther-Kirche, das KALEB, den Hutladen Japée. Ungewöhnliche Orte für eine Stadtführung, die für Lina Dresden charakterisieren und die sie zu Anknüpfungpunkten für die Vorstellung ihrer Kultur nutzt.

Das Angebot für Rückfragen wird rege genutzt. Mekka, Kopftuch, Pflichtabgabe als Säule des Islam, arabische Küche, Ramadan – geduldig und aufgeschlossen gibt Lina Antworten. Viele lustige Fragen habe sie bereits zu ihrem Kopftuch beantworten müssen, erzählt sie. Ob sie darunter eine Glatze trage? Ob sie das auch während des Duschens und vor ihrem Mann trage? Bei dem anschließenden Quiz zu den unterschiedlichen Formen des Kopftuches muss sie selbst kurz nachschlagen – die Runde lacht erleichtert. Nach zwei Stunden ist der Rundgang beendet. Nach einer herzlichen Verabschiedung und vielen guten Wünschen geht man bereichert auseinander. Eine Stadtführung, die sich aufgrund ihrer Individualität für Stadtfremde ebenso wie für Einheimische lohnt.

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