Eine Ausstellung zeigt ab dem 20. November im Japanischen Palais künstlerische Positionen zu einem Handwerk, das gemeinhin ein biederes Image von Betulichkeit verströmt: das Stricken. Die Gründer*innen des Start-ups „neuerdings“ konnten dafür Arbeiten internationaler Künstler*innen, Designer*innen und Maker*innen versammeln. Und die nähern sich dem Thema nicht bieder, sondern experimentierfreudig, laut und ironisch.

Der Impuls für die Ausstellung kam von Bettina Kletzsch, der Inhaberin des Modehauses Kletzsch in der Louisenstraße 72. „Zu unserer letzten Ausstellung ‚Bitte nicht setzen‘ (Neustadt-Geflüster vom 20. August 2025) kam sie auf uns zu und meinte, sie hätte Bock, eine große Decke in dem Raum auszustellen“, sagt Anna Weiß vom Start-up „neuerdings“.
Gemeinsam mit ihren Mitstreiter*innen Luise Thiem und Lorenz Köhler hat sie es sich zur Aufgabe gesetzt, ungenutzte Orte in Dresden zu beleben. Aus dem Wunsch der Modedesignerin entwickelten sie daher die Idee, das Thema Stricken zeitgenössisch zu interpretieren.
Dafür konnte „neuerdings“ zahlreiche Künstler*innen, Designer*innen und Maker*innen gewinnen. Sie nähern sich dem Handwerk überraschend vielseitig: als Kommentar zu Körper und Identität, als Recherche zu Material und Prozess oder als Ausdruck gemeinschaftlicher Fürsorge.

Zwischen Tradition und Moderne
Für die Initiator*innen bewegt sich die Tätigkeit des Strickens zwischen häuslicher Routine und künstlerischer Geste. Als meditativer Ausgleich, kollektive Erfahrung oder gestalterisches Experiment gewann das Handwerk in den vergangenen Jahren neue Aufmerksamkeit.
Anna Weiß findet, dass die neue Pop-up-Ausstellung damit auch hervorragend zum Konzept ihres jungen Unternehmens passt: „Stricken verbindet. Es führt zu einem analogen und offenen Austausch. Genau das braucht es, um eine belebte Stadt zu haben.“
Am 20. November lädt „neuerdings“ zur Eröffnung ins Japanische Palais. Das Soft Opening startet um 16 Uhr.
„neuerdings“ konzipiert Orte
Anfang 2025 gründeten Luise Thiem, Anna Weiß und Lorenz Köhler die Firma mit dem sprechenden Namen „neuerdings – konzipiert Orte“. Die drei widmen sich der unkonventionellen Gestaltung bislang ungenutzter Räume in Dresden.
Ihr erstes Projekt setzten sie in der Markthalle um. Statt langfristiger Verträge sollen die Flächen an wechselnde Gastronomie- oder Einzelhandelsangebote vergeben werden. So können Betreiber*innen ohne großes wirtschaftliches Risiko testen, wie ihr Angebot angenommen wird.

Zwischen Leerstand und Raumbedarf
Grundsätzlich gäbe es in Dresden zu wenig Räume, in denen Menschen zusammenkommen, findet Luise Thiem. Hinzu käme ein großer Leerstand auf der einen, Initiativen mit Raumbedarf auf der anderen Seite.
„Statt dem Top-Down-Prinzip sind unsere Ansätze partizipativ und werden gemeinsam mit Anwohner*innen, Eigentümer*innen und Stadtpolitik entwickelt“, erklärt Lorenz Köhler. Als Vorteil sieht er dabei, dass sein junges Unternehmen schneller agieren kann als etablierte Behörden und Institutionen.
Das Interesse an kreativer Stadtentwicklung entstand beim Innenstadt-Projekt „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ), Neustadt-Geflüster berichtete. Hier lernten sich die drei Gründer*innen auch kennen. Mit ihrer neuen Firma stehen sie nun für alle bereit, die ihre Stadt voranbringen wollen.
Soft Opening und anschließende Ausstellung
- Soft Opening: 20. November, 16 bis 18 Uhr
- Ausstellung bis 18. Dezember; Mittwoch bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
- kostenfreier Eintritt (gilt nur für die Pop-Up-Ausstellung „Knit happens“, nicht für „Mythos Handwerk“)
- im Japanischen Palais, Palaisplatz 11, 01097 Dresden
- neuerdings auf Instagram: @_neuerdings_

















