In den Räumen der alten Bäckerei Rißmann an der Königsbrücker, Ecke Louisenstraße, tut sich was. Zumindest gestalterisch. Große Plakate hängen in den Fenstern: „Graffiti Grubs“ steht dran, und „wir kommen bald“. Daneben prangt eine doppelte Boulette mit einem Hauch Salat und Käse im Körnerbrötchen. Könnte als Burger gelesen werden.
Der Begriff „grubs“ ist umgangssprachlich und stammt aus dem Englischen. In Bezug auf Speisen bedeutet er: Essen, Futter oder Mampf. Hat ein wenig den Charakter von Jugendsprache. “Let’s get some grubs!” zu deutsch: „Lass uns was essen!“. Abgeleitet wird das von dem Verb to grub, zu deutsch herumwühlen, wie ein Tier beim Fressen. Andererseits steht „grubs“ aber auch für Maden.
Reingucken kann man noch nicht. Wer dahinter steckt, ist daher aktuell unklar. In St. Louis, Missouri, USA, gibt es ein Restaurant mit dem Namen „Graffiti Grub“, da gibt es aber keine Burger, sondern Südstaaten-Streetfood. Dass hier ein Ableger davon entsteht, erscheint unwahrscheinlich.
Lange Geschichte des Hauses
1908 eröffneten hier an der Ecke Arthur und Gertrud Wirth eine Feinbäckerei. Damals noch als kleines Eckgeschäft. Nebenan wurden Cigarren verkauft. Auf der Straße vor der Tür waren die Pflastersteine noch gut sortiert. 1934 übernahmen Martha und Gerhard Rißmann die Bäckerei. Es heißt, dass Erich Kästner, dessen Mutter in unmittelbarer Nachbarschaft wohnte, guter Kunde war. Er soll sich sogar später, als er schon in München lebte, noch Backwaren aus dem Hause Rißmann bestellt haben soll. In dieser Zeit gab es hier in dem Haus auch das winzig kleine „Elfenbeinstübchen“, Gerhard Laßig war hier als Elfenbeindrechsler noch bis in die 1990er Jahre tätig. Das Haus sollte in den 1990er Jahren dann schon den Ausbauplänen der Königsbrücker Straße weichen, doch trotzig wurde hier weitergebacken.
1997 übernahm dann der ehemalige Mitarbeiter Holger Thielemann die Bäckerei (Neustadt-Geflüster-Original von 2017). 2019 gab Thielemann aus gesundheitlichen Gründen die Backstube auf. Der neue Inhaber, die Bäckerei George schloss die Filiale dann 2021. Seitdem stehen die Räume leer. Nebendran gibt es noch Uhren & Schmuck, aus dem Schirmladen ist schon vor einer Weile eine Pizzastube geworden.
1934 war Kästner aber doch schon längst in Berlin?
Das ist richtig, vermutlich war er schon bei den Wirths als Bub und junget Bursche Kunde, bei den Rißmanns dann während seiner Heimatbesuche bei Mutter Ida.