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Vier Wenden für Rosa

Der Rosa-Luxemburg-Platz will beschrieben werden, weil man nichts von ihm erfahren soll. Je reibungsloser man diesen Platz hinter sich lässt, desto größer scheint der Genuss an ihm zu sein.

Denn das ist kein Spiel-Platz, Imbiss-Platz oder anderweitiger Verweil-Platz. Hier lädt nichts zum Bleiben ein. Das ist ein weitläufiger, reibungslos funktionierender Verkehrs-Platz. Ein Knotenpunkt, den stellenweise neun Fahrbahnen passieren und ohne den erhebliche Teile des Straßenverkehrs in Dresden lahmgelegt wären.

So wie der Platz angelegt ist, erlebt man dieses als Fahrbahngeflecht getarnte Denkmal aber auch: Bestenfalls gar nicht.

Rosa-Luxemburg-Platz
Rosa-Luxemburg-Platz

Blick auf das Denkmal

Kommt man mit dem Fahrrad aus der Johannstadt, kann man gut zum Eingang ins Rosengärtchen abbremsen. Das ist ein ruhigeres Eckchen an diesem vielbefahrenen Platz.

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Mit dem Rosengärtchen im Rücken sieht man auf der gegenübeliegenden Seite nebeneinander das Denkmal und die Gedenktafel für Rosa Luxemburg.

Die vier steinernen Jungs am Rande des Rosengärtchens markieren die Mitte zwischen zwei Wegen zum Denkmal. Denn der Weg geradeaus ist getrennt durch bis zu neun Fahrbahnen (zwei für Räder, vier sind Straße, Schienen in beide Richtungen, radelnde Geisterfahrer auf der Gewegspur). Beide Umwege sind hier ratsam. Entweder an der Elbe entlang und unter der Albertbrücke auf die andere Seite oder aber an die Ampel zum Carusufer.

Diese steinerne Kumpel blickt Richtung Rosengärtchen.
Diese steinerne Kumpel blickt Richtung Rosengärtchen.

Phantasie und Logik

Schlägt man im „Namenbuch“ von Adolf Hantzsch, dem Dresdenliebhaber und Forscher nach, findet man unter „Rosa Luxemburg Platz“ nichts. Auch nicht unter „Rosa Luxemburg“. Genauso wenig unter „Rosa“. Erst „Ros“ führt im Straßen- und Plätzeverzeichnis aus dem Jahr 1905 zu Ergebnissen: „Barbarossa“, „Rosenzweig“, „Rosine“.

Aber man reimt sich schnell zusammen: Der Dresdner Adolf lebte vor dem Nazi-Adolf. Ein Denkmal für Luxemburg (selbst wenn man nicht genau weiß, wann geboren und gestorben) ist mindestens nach dem 2. Weltkrieg denkbar. Wenn nicht viel später. Also muss der Platz vor Ende des zweiten Weltkriegs anders geheißen haben.

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Auf dem Stadtplan Dresdens von 1912 wird man fündig. Zu Zeiten als die Wigardstraße und das Carusufer noch „Wasser Strasse“ hießen und die Hoyerswerdaer Straße den Namen „Kurfürsten Strasse“ trug, fand man den gesuchten Platz als „Kurfürsten Platz“ vor.

Das Denkmal für Rosa Luxemburg wurde mit der Umbenennung des Platzes gesetzt. Direkt daneben steht etwas verkürzt ihr wohl bekanntestes Zitat: Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.
Das Denkmal für Rosa Luxemburg wurde mit der Umbenennung des Platzes gesetzt. Direkt daneben steht etwas verkürzt ihr wohl bekanntestes Zitat: Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.

Die Postkarte als historisches Dokument

Auf einer Postkarte aus dem Jahr 1898, auf der der Kurfürstenplatz abgelichtet ist, sieht man eine kleine Hütte an der Stelle, wo heute der Weidenbaum steht. Der erhobene Platz endete damals mit einem Geländer dort, wo sich heute der Zugang zum Rosengärtchen befindet.

Geht man wieder zurück und blättert bei Adolf Hantzsch, entdeckt man, dass der Kurfürstenplatz seit 1877 „am Anfange der Kurfürstenstraße“ gelegen ist. Die Kurfürstenstraße wiederum, seit 1873 „zur Erinnerung an die ehemaligen Kurfürsten von Sachsen“, zog sich hoch bis zur Bautzner Straße. Auf der anderen Seite der Bautzner wurde sie zur Markgrafenstraße (heute Rothenburger).

Weitere Wenden

Innerstädtische Truppenverfrachtungen, eine Seeschlacht und zwei Weltkriege später, findet man auf dem Stadtplan aus dem Jahr 1989 weder Kurfürstenplatz noch Rosa-Luxemburg-Platz. Der Platz hieß (zwischenzeitlich 9 Jahre lang Skagerrakplatz) ab 1945 bis 1991 Köbisplatz, benannt nach dem wegen Meuterei hingerichteten Albin Köbis.

Rosa Luxemburg übernahm als Patronin des Platzes ab 1991. Zuvor arbeitete sie unter anderem als Redakteurin für die sächsische Arbeiterzeitung in Dresden. Zusammen mit Karl Liebknecht wurde sie in Berlin ermordet und ihre Leiche in den dortigen Landwehrkanal geworfen.

Der Rosa-Luxemburg-Platz

Straßen und Plätze im Staadtbezirk Neustadt

8 Kommentare

  1. Das ist das Traurige an dem, was im Stadtplan oftmals als „Platz“ bezeichnet wird: egal, ob Ferdinandplatz, Pirnaischer Platz oder Rosa-Luxemburg-Platz (die Liste lässt sich schier endlos verlängern)… es ist viel Platz für MIV und wenig bis nichts, was (städtische) Lebensqualität für die Menschen ausmacht.

  2. Hmm, scheint mir nicht ganz richtig dargestellt. Letztendlich wohl doch eher erschossen. Wären die verf*ckten Mörder sicher gewesen Sie durch Schläge getötet zu haben hätten sie wohl auf den aufgesetzten Schläfenschuß verzichtet.
    Aber ist ja schon lange her und mein Wissen hab ich auch nur aus der Wikipedia…
    Aber vielleicht können wir festhalten, dass Sie (und Karl Liebknecht) wehrlos von einem Haufen patriotischer „ergänze hier ein Schimpfwort Deiner Wahl“ hinterhältig ermordet wurde.

    Mehr oder weniger im Auftrag der damaligen SPD Führung….

    Was bleibt? Parolen wie „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten! Oder Soldaten sind Mörder!

    Nunja, aktuell beschließt die ehemalige Partei des Pazifismus schwere Waffenlieferungen in nahes Kriegsgebiet. Das ich sowas niederträchtiges noch miterleben muss, hätte ich vor 15 Jahren auch noch nichtmal in schlechten Nächten geträumt.

    In diesem Sinne: Gute Nacht!

  3. @Anna Catarina:
    Mit Ferdinandplatz ist vermutlich eher der Georgplatz gemeint. Wo soll der Verkehr hin, der sich heute über diese Plätze bewegt? Neben zehntausenden KFZ geht es auch um hunderte Straßenbahnen und Busse. Müssen wir nicht vielleicht akzeptieren, dass es in einer Großstadt auch Hauptverkehrsrouten gibt, auf denen sich die Menschen innerhalb der Stadt tagtäglich zu hunderttausenden bewegen?

  4. Die prächtigen Vorkriegsgebäude am Platz und drumrum gibts ja nicht mehr. Das neue Bürocenter/Bezirksamt aus Mitte 90er mit der spitzen Nase zum Platz hin ist übrigens vom „Stararchitekten“ Stephan Braunfels (Berlin/München). Jener Architekt erwarb im Jahre 2000 per Ersteigerung das Schloßanwesen Diesbar-Seußlitz (für 360T€). Er baute in Berlins Regierungsviertel das Paul-Löbe-Haus und das E.-Lüders-Haus Teil 1 sowie später dessen Erweiterung Teil 2. Bei Teil 2 gabs später Wassereindrang durch die Bodenplatte, also Baumängel schwierigster Art (Mängel gabs auch schon an seiner Pinakothek der Moderne in München). Er stritt sich wohl viel vor Gericht mit den Staatsbauherren, offenbar muß er aber nun seit Jahren enorm haften fürs Lüdershaus-Zwo, sodaß er angeblich insolvent sei und letztes Jahr das ganze Schloßanwesen Diesbar wieder verkaufte (für mutmaßl. 3,6 Mio) – an einen Rechtsanwalt/FDP-Lokalpolitiker Braun aus München (nannte Trittin mal Bin Laden) sowie an eine recht junge Regine Gräfin von Schlieffen ebenso aus Munich.
    Aber immerhin haben wir hier am Lux-Platz einen Bau eines „Stararchitekten“, den ich im Grunde trotz Mächtigkeit für recht gelungen halte. Das gibt dem Platz wenigstens etwas Fassung, anders als die „zerpflückte Ecke“ an der Behrschen Villa, oder das schlichte Eck rechtsab, wo grad ’ne Fernwärmeanschluß 5 schöne Bäume wegsenste.

  5. Am Kurfürstenplatz in der Neustadt befand sich die Jägerkaserne nicht, sie stand am Sachsenplatz in der Johannstadt. ungefähr da, wo sich heute die Skulptur „Die große Liegende“ und das „Palaverhäußchen“ befinden.

    Die Kaserne war größer, als es der Luxemburgplatz hergeben würde, schau diese alte Ansichtskarte nochmal genau an…

Kommentare sind geschlossen.