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Wie schön, dass du geboren bist

Happy Birthday – Joyeux anniversaire

Es gibt einige lustige Geburtstagsrituale in Deutschland. Eins davon ist das sogenannte „Reinfeiern“. Die Party startet am Vorabend des tatsächlichen Geburtstags und man wartet bis Mitternacht, um dem Geburtstagskind zu gratulieren: Licht aus, Countdown und los geht’s mit dem Singen.

Zum Geburtstag viel Glück. Foto: Pixabay
Zum Geburtstag viel Glück. Foto: Pixabay

„Aber was singen sie denn da?“ fragte ich mich, als ich zum ersten Mal bei einer deutschen Geburtstagparty war. Das war weder das internationale „Happy Birthday“ noch seine deutsche Übersetzung „Zum Geburtstag viel Glück“, womit ich gerechnet hatte.

Nein, das war „Wie schön, dass du geboren bist“, das längste Geburtstagslied, das ich je gehört habe: drei Mal ein Refrain und drei lange Strophen, die ich zehn Jahre (und viele Geburtstagsfeiern) später immer noch nicht mitsingen kann.

Denn in Deutschland gibt es noch weitere Geburtstagslieder zur Auswahl. Versuche ich eins davon im Voraus zu lernen, dann wird sowieso beim Geburtstag etwas anders gesungen: “Hoch soll er Leben”, “Wenn du einmal Geburtstag hast”, “Heute ist dein Geburtstag”, “Weil heute dein Geburtstag ist”, usw. Jedes Mal kann ich bloß “lalala” summen und fühle mich dabei total fremd.

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In Frankreich haben wir auch ein spezifisches Lied: “Joyeux anniversaire, nos voeux les plus sincères…” und dann? Dann weiß niemand wie es weitergeht! Wie bei unserer Nationalhymne, der “Marseillaise”, kennen wir meistens nur die ersten Zeilen. Deswegen wird beim Geburtstag immer bloß “Joyeux anniversaire” (mit der Melodie von „Happy Birthday“) gesungen. Schade, aber praktisch!

Alles Gute!

In Deutschland wird also gerne „reingefeiert“. Aber man darf auf keinen Fall seinen Geburtstag noch früher feiern.

Für diejenigen, die in den Ferien Geburtstag haben, ist das natürlich Pech. Sie müssen sich bis nach den Ferien gedulden. Den nachfeiern darf man schon. In Frankreich ist das völlig egal, wie viel früher oder später man feiert.

Wie alle französischen Sommerkinder habe ich selbstverständlich meinen Geburtstag im Juli immer mehrere Wochen im Voraus gefeiert, bevor alle in den Urlaub verreist waren.

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Zum Glück, denn nach den deutschen Regeln und mit den ewigen Sommerferien die wir in Frankreich haben, hätte ich sonst bis September warten müssen.

Überhaupt darf man in Deutschland gar keine Geburtstagswünsche vor dem Geburtstag äußern. Das bringe Unglück, und die Deutschen nehmen diesen Aberglauben sehr ernst.

Also, liebe Ausländer, sehr wichtig: Wenn ihr zu einer deutschen Geburtstagfeier geht, vergesst bitte nicht, vorher zu fragen, ob die Person reinfeiert oder nicht.

Wie oft habe ich die Partystimmung verdorben, nur weil ich höflich “Alles Gute zum Geburtstag” als Begrüßung gewünscht hatte: Na, wie sollte ich es wissen, dass die Person erst am nächsten Tag geboren war! “Pssst, nein, der Geburtstag ist erst morgen!”, “Oje nein, nicht vor Mitternacht gratulieren” hatten mir die Gäste zugeflüstert. Zu spät. Ich hatte das Geburtstagskind bereits verflucht.

Der Geldbaum

Ein originelles Gruppengeschenk, das ich in Frankreich noch nie gesehen habe und, meiner Meinung nach, die Kreativität und Poesie der Deutschen sehr gut widerspiegelt, nenne ich “der Geldbaum”. Anstatt eines banalen Gutscheins oder Schecks (in Deutschland verwendet man sowieso keinen Scheck), kaufen oder basteln sie einen symbolischen Gegenstand, den sie mit echten Scheinen und Münzen schmücken.

Da sie meistens handwerklich so geschickt sind, entstehen großartige Dekore wie zum Beispiel ein Häuschen aus Pappe mit Fenstern und Schornstein aus gefalteten Zehn-Euro-Scheinen, oder ein Fünfzig-Euro-Schein Schiff auf einem Zwanzig-Euro-Schein See.

Diesen zauberhaften Brauch entdeckte ich zu meiner Hochzeit, als unsere Nachbarn uns eine hübsche Pflanze schenkten. Ich bedankte mich (“Ah cool eine Blume für den Balkon, wie nett.”) und kehrte zur Feier zurück. Erst als ich die Pflanze umtopfen wollte, bemerkte ich die gefalteten Euro-Scheine in Form von Blumen und Schmetterlingen, die an den Zweigen hingen. Was für eine Überraschung.

Der Blumentopf hatte tagelang bei Wind und Wetter auf dem Balkon gestanden. Zum Glück war die wertvolle Dekoration heil geblieben.

Die Französin Peps in Dresden - Zeichnung: Jean-Pierre Deruelles
Die Französin Peps in Dresden – Zeichnung: Jean-Pierre Deruelles

Ein Gastbeitrag von Peps, der Französin in der Neustadt. Aus der Reihe “C’est la vie! – Chroniken einer Französin in der Neustadt“. Illustrationen: Jean-Pierre Deruelles. Fortsetzung folgt.

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