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Kündigung: Pauliruine bald ohne Theaterverein?

Wie die Dresdner Neuesten Nachrichten melden, wurde vom Eigentümer Stesad der Mietvertrag mit dem TheaterRuine St. Pauli e.V. zum Jahresende gekündigt. Ab Januar soll ein neuer Betreiber das Haus mit einem neuen Konzept füllen.

St.-Pauli-Ruine im Hecht-Viertel
St.-Pauli-Ruine im Hecht-Viertel

Die Stadtverwaltung bestätigte die Kündigung des Mietvertrages mit dem TheaterRuine St. Pauli e.V. zum Jahresende 2020. Vereinsvorstand Jörg Berger sagt gegenüber Neustadt-Geflüster: „Die Kündigung ist angekommen. Wir lassen das rechtlich prüfen“.

Das wäre wahrscheinlich das Ende für das aus rund 70 Laienschauspielerinnen und -schauspielern bestehende Ensemble. Berger: „Man hat uns empfohlen, doch im Rudi aufzutreten.“ Das Theaterhaus Rudi ist eine Amateurtheaterstätte in Dresden-Pieschen.

Vereinsvorstand und Regisseur Jörg Berger
Vereinsvorstand und Regisseur Jörg Berger – Foto: Archiv 2019
Berger und seine Vereinskollegen trifft die Kündigung hart. Die Tendenz hatte sich aber schon länger abgezeichnet. Vor zwei Jahren war der Verein für sein Programm von der Facharbeitsgruppe Kultur der Stadt Dresden kritisiert worden. Daraufhin wurde die Förderung vom Kulturamt reduziert. Der Verein legte ein neues Konzept vor und zeigte sich im vergangenen Jahr ziemlich optimistisch. Berger war damals davon überzeugt, dass die Arbeit des Vereins nun bei den Gremien besser verstanden werde.

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Auschreibung für den Betrieb der Ruine

Allerdings hatte schon im November 2019 der Kulturausschuss des Stadtrates angeregt, den Betrieb der St.-Pauli-Ruine neu auszuschreiben. Diese Ausschreibung scheint nun fast fertig zu sein. Wie Anke Hoffmann von der Stadtverwaltung mitteilt, soll sie Ende August, Anfang September veröffentlicht werden. Im Anschluss soll eine Jury eingesetzt werden, um die Bewerbungen zu beurteilen.

Hoffmann: „Die Entscheidung wird von einer Jury getroffen, in der Stadtbezirksbeirät*innen, Stadträt*innen, das Stadtbezirksamt Dresden Neustadt, das Amt für Kultur und Denkmalschutz, die Stesad und die Facharbeitsgruppe Darstellende Kunst beteiligt sind. Im Oktober 2020 soll die Entscheidung getroffen werden.“

Der neue Betreiber solle dann auch wieder im Rahmen der kommunalen Kulturförderung institutionell gefördert werden.

Berger sagt, der Verein sei explizit aufgefordert worden, sich mit einem anderen Konzept zu bewerben. Ob sie das tun werden, ist noch nicht entschieden. Für andere Konzepte sieht er mehr Schwierigkeiten als Lösungen. „Wir brauchen mindestens zwei Neuinszenierungen pro Jahr und zwei bis drei Monate Aufführungszeit, sonst geht das wirtschaftlich nicht auf“, sagt er. 2019 habe es insgesamt 144 Veranstaltungen in der überdachten Ruine gegeben, davon waren 62 Gastveranstaltungen. „Die Entwicklung in den vergangenen Jahren war gut, trotz der heißen Sommer“, sagt er.

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Das Angebot ist in den vergangenen Jahren breiter geworden, neben Theater gibt es regelmäßig Konzerte, ein Chorfestival, Gastspiele anderer Ensemble, Märkte und auch die Kirchgemeinde hält hier Veranstaltungen ab.

Man sei auch mit weniger Förderung durch die Stadt ausgekommen. Berger fühlt sich nun ausgebremst und weiß nicht so recht, was die Stadträte im Kulturausschuss genau wollen. „Wir würden gern mit den Politikern ins Gespräch kommen“, bietet er an, aktuell hat er das Gefühl, dass der Verein von den Entscheidungsträgern ignoriert wird. Seine Kompromiss-Idee: „Wir teilen uns mit einem anderen Betreiber rein, machen nur den halben Sommer“. Nun wird der Verein erstmal die Ausschreibung abwarten.

Grandioses Objekt, aber schwierig zu bespielen

Leicht wird das auch für einen anderen Betreiber nicht. Denn die Ruine ist nicht beheizt, daher im Winter nur eingeschränkt nutzbar. Durch die große Glas-Dachfläche heizt sie sich im Sommer allerdings sehr auf. Akustisch ist der Raum auch ziemlich schwierig und die Zuschauerzahl ist bei Bestuhlung auf rund 250 Personen begrenzt.

Der Verein spielt nun schon seit 21 Jahren Theater in der Kirchruine. Anfangs gab es hier Open-Air-Theater unterm Sternenhimmel, seit 2012 wird hier unterm Glasdach geprobt und aufgeführt. (Neustadt-Geflüster vom 1. Februar 2012).

Theaterruine St. Pauli
Theaterruine St. Pauli

Aus der Geschichte

St.-Pauli-Kirche wurde wurde 1889 errichtet. Das Gebäude ist frühgotischen Formen nachempfunden. Ursprünglich hatten hier einst bis zu 1.000 Personen Platz. Der Turm war einst 78 Meter hoch. Während der Bombenangriffe auf Dresden am Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Kirche mehrfach getroffen. Nur der Rest des Turmes und die Außenmauern blieben erhalten. 1996 wurde die Ruine durch die Stesad gesichert und in Teilen saniert.

Die Kirchruine am Königsbrücker Platz.
Die Kirchruine am Königsbrücker Platz.

5 Kommentare

  1. Was ich jetzt nicht verstanden habe: Wo liegt denn das Problem mit dem aktuellem Rezept, wenn das Anlass zur Kündigung gegeben hat?

  2. Die wirklichen Grüne werden wir wie so oft niemals in der Presse lesen. Aber es ist neben den strukturellen Problemen, wobei die Baulichkeit hierbei das geringste Problemchen darstellt, ein Potpourri wie im so oft dort mit größter Spielfreude aufgeführten Sommermärchen: Begehrlichkeiten anderer, menschliche Intrigen, getroffene Eitelkeiten, dubiose Geschäfte, Hinterzimmergemauschel, persönliche Animositäten, Ungarheiten, Fehler, Mißverständnisse und wohl länger gestörte Kommunikation.
    Kein singuläres Ereignis für DD-Township. Ku-Bü Annekatrin sollte mal ihre Wertschätzung für Ruineboss Jörg offenlegen.
    Schade, daß die Warnschüsse auch über die letzten Jahre zu keinem vorbeugenden Ausgleich geführt haben.

    Ich hoffe, daß es zu jenen hintergründigen strukturellen Klärungen kommt, um Schaden von den aufrichtigen Mühen des tollen Theaterensembles der bis zu 100 ehrenamtlichen Laien abzuwenden. Das Theaterruinen-Ensemble paßt samt Zusatzkonzerten hervorragend in die Spielstätte, aber ehrlicherweise muß man auch mal andere Betreiber zum Zuge kommen lassen, um mal zu schauen ob das nicht noch viel geiler ist oder wird. Daher dürfte eine Halb-Halbe Lösung u.U. temporär günstig sein, um zu Schauen, aber die Hintertür für Vollbespielung durchs Ruine-Ensemble offen zu halten. Tür zu wäre Tür ganz zu, dann wäre das tot. Rudi ist kleinere und andere Sache, keine Alternative, eher Notlösung für Reste der Willigen, dann wäre der Theaterverein anders oder irgendwann vielleicht tatsächlich weg.

  3. Die hatten einfach kein Format mehr.
    Innerlich zerstritten, vollkommen inhomogen, trotz der Bemühungen des sehr arrangierten Herrn Bergers.
    Da ist der Abgang leider vorprogrammiert und auch nicht mehr auf zuhalten.

  4. Sehr geehrter Herr Müller, ich weiß nicht, mit welchem Löffel Sie diese Weisheit in sich aufgenommen haben, aber ich kann Ihnen versichern, dass es weder eine innere Zerrissenheit im Verein gibt, noch haben wir unser Format verloren. Wenn wir Ihren Geschmack nicht getroffen haben, ist das eine Sache und es tut uns sehr Leid, aber hier solch einen Unsinn zu verbreiten ist einfach nur armselig.
    Mit freundlichen Grüßen
    Jens Döring

  5. Der „sehr arrangierte“ Herr Berger hat mehr für die Kultur in diesem Stadtteil getan als jeder Andere. Es gäbe die Theaterruine in der heutigen Form nicht ohne ihn und den Verein. Es gäbe diesen Verein mit seinem über zwanzigjährigen, ununterbrochenem, Spielbetrieb heute gar nicht mehr, wenn er „innerlich zerstritten“ und „vollkommen inhomogen“ wäre- das ist also Mumpitz. Auch sprechen die gegenwärtigen Zuschauerzahlen nicht dafür, dass kein Format mehr bestünde. Sich hier derart unqualifiziert zu äußern und sich damit zum Claqueur der geltungssüchtigen sogenannten Experten aus dem Kulturbeirat zu machen, zeugt allerdings tatsächlich von wenig bis sehr geringem Format.

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