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Die Reds erobern die Straße

Jetzt! – ruft der Mann neben mir aus. Ich hebe den Blick zum Fernseher. Ich sehe Figuren in Grau, die ihre Arme in die Höhe reißen. Und um mich herum scheint ein Orkan losgebrochen zu sein. Aus Dutzenden Kehlen dringt der Jubelschrei.

Es ist 21.26 Uhr und der FC Liverpool hat gerade das erste Tor in einer Partie der Championsleague gegen den Deutschen Rekordmeister geschossen. Mit einem Freund hab ich mich zum Fußballgucken verabredet. Normalerweise stehe ich diesem Sport mit freundlicher Distanz gegenüber. Gerade das Gerenne der Millionäre interessiert mich herzlich wenig. Aber ein paar Grundbegriffe hatten sich mir doch eingebrannt. Zum Beispiel, dass der Fußballclub aus der englischen Küstenstadt auch „The Reds“ genannt wird und für seine Fankultur ziemlich berühmt ist.

Voll gestopfte Kneipe

Was mich überraschte, der „Irish Fiddler“ auf der Alaunstraße war nicht einfach nur voll – sondern über zwei Etagen richtig gut gestopft mit Männern. Männer zwischen 20 und 60 in allen Ausformungen. Männer, die um ein Fußballspiel zu sehen, in Kauf nehmen, knapp zwei Stunden auf der Treppe mit verdrehtem Hals zu stehen. Eine beachtliche Leidenschaft. Wir hatten es da etwas günstiger, saßen in zweiter Reihe vor dem Tresen mit gutem Blick auf die flinken Kellner.

Fußballgucken im Fiddler
Fußballgucken im Fiddler
Die Kellner jubelten beim ersten Tor am Lautesten. Denn damit war klar: es wird keine Verlängerung geben und sie kommen halbwegs zeitig nach Hause. Inzwischen haben die anderen „Roten“, die Bayern, den Ausgleich erzielt. Der Jubel hier in der Kneipe hält sich in Grenzen.

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Fußball-Ecke

Dafür ist es draußen auf der Straße etwas lauter. Ob die Bayern-Fans drüben im „Old Beams“ sind? Die Ecke Alaun-/Jordanstraße hat sich zur Fußball-Guck-Ecke entwickelt. Denn neben Michas Kneipe, in der schon seit Ewigkeiten Fußball gezeigt wird, hat der „Fiddler“ hier ja vor zweieinhalb Jahren Jahren den schicken Italiener „Al Capone“ abgelöst. Und ein paar Schritte weiter in der Purple-Magic-Shisha-Bar wird auch auf mehreren Etagen und zig Fernsehern Fußball gezeigt.

Für spontane Fans ist das sicher ideal. Sie können einfach zur Ecke gehen, irgendwo wird es schon noch ein Plätzchen geben. Zur Pause strömt alles nach draußen – rauchen. Die Männer stehen in Kleingruppen und debattieren Aufstellung und Spielzüge. Noch ist der Abend offen. Ein Tor der Münchner würde reichen, eins der „Reds“ aber auch. Drinnen nutzen die Kellner die kleine Pause, um nachzuschenken. Drei-Liter-Bier-Krüge gehen gut – die holen sich die durstigen Männer an den Tisch und haben dann gewissermaßen eine kleine Zapfanlage. Das spart Wege durch die überfüllte Kneipe.

Der Rasen ist so schön grün

In der zweiten Halbzeit wird das Geschehen auf dem wunderbar grün leuchtendem Rasen deutlicher. Die Grauen, die eigentlich die Roten sind, sie sind den roten Bayern um Klassen überlegen – und auch ihr Trainer sieht irgendwie kompetenter aus oder wenigstens engagierter. Aber was weiß ich schon.

Dann jubelt es wieder. Virgil van Dijk, ausgerechnet ein Holländer hat die „Reds“ in Führung geschossen. Die Kneipe tobt. Sollte es Bayern-Fans hier geben, sind sie sehr kleinlaut. Sadio Mané, der 26-Jährige aus dem Senegal, der macht den Sack zu, sagt der Mann neben mir. Ich winke dem Kellner, noch ein Bier.

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Dann ist das Spiel aus. Vor der Kneipe jubeln die Liverpool-Anhänger standesgemäß mit einer roten Pyro-Leuchte. Mit welcher Leucht-Farbe hätten eigentlich die Bayern gefeiert? Diese Frage muss heute offen bleiben. Nun leert sich der Pub ziemlich schnell. Die Männer müssen nach Hause, am nächsten Tag wartet Arbeit oder Studium.

Der Kellner räumt vor der Kneipe auf. Ob es beim nächsten Spiel auch wieder so voll wird? Komme drauf an, wer den Liverpoolern zugelost wird. Aber wenn sie Barca oder Real bekommen, wird es bestimmt wieder richtig voll.

Kleine pyrotechnische Einlage auf der Alaunstraße
Kleine pyrotechnische Einlage auf der Alaunstraße

12 Kommentare

  1. Hey Anton,

    hast du eigentlich schonmal über ein Lektorat deiner Artikel nachgedacht? Versteh mich nicht falsch: Es ist liebenswert, wie du berichtest, aber eine Frage darf bspw. auch gern mit einem Fragezeichen versehen werden. Und der Genitiv…

    Weiter so und vielleicht ja demnächst ein wenig konzentrierter ;)

  2. ‚Die Ecke Alaun-/Katharinenstraße hat sich zur Fußball-Guck-Ecke entwickelt.‘
    Alaun-/Jordanstraße

  3. Zitat: „Virgil van Dijk, ausgerechnet ein Holländer hat die „Reds“ in Führung geschossen.“
    Ist das etwas besonderes, wenn ein Holländer ein Tor erzielt?

  4. @Geen Voetballer: Ich hab mir sagen lassen, dass es deutsche Fußballanhänger wohl besonders schmerzt, wenn Holländer gegen ihre Mannschaft Tore schießen, kann aber auch nur ein Gerücht sein. ;-)

Kommentare sind geschlossen.