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Kleine Überraschungen oder was ist schon normal

Spaziergänge flott geführt, sind gesund. Sagt mein Arzt, und ich glaube ihm. Doch solche flotten Spaziergänge, die ich konsequent durch die Neustädter Straße und Gassen führe, haben durchaus Nebenwirkungen, vor denen er mich nicht warnt. Fast täglich treffe ich hier auf Überraschungen, dass mir die Haare zu Berge stehen.

So haben findige Bauleute an der Förstereistraße direkt an der Ecke Jordanstraße einen Zaun aufgestellt. Etwa zwei Meter hoch, mit aluminiumfarbigen Gitterstäben, fest im Boden einbetoniert. Soweit so hässlich, doch nun stellt sich die Frage nach dem warum? Denn hinter dem Zaun ist nicht etwa einer der hübschen, kleinen Vorgärten, wie sie die Timäusstraße zieren. Nein, hier zwängt sich nur ein halber Meter Grünstreifen, dahinter steht auch schon das Haus. Vollkommen verwirrt unterbreche ich meinen Spaziergang, laufe auf und ab.

Eine Lösungsidee: Der Grünstreifen soll geschützt werden, damit kein Fußgänger drauf trampelt. Klar, Schutz muss sein. Der arme Rasen kann sich ja auch nicht wehren. Innerlich bravo rufend ziehe ich von dannen.

Später, ich eile gerade an der Scheune vorbei, sehe ich einen Punk gegen einen Busch pinkeln. Dabei fällt mir der Gitterzaun von eben wieder ein. Daran haben die Erbauer offensichtlich nicht gedacht. Ein Pinkelschutz fehlt. Ob ich nochmal zurück gehe, und einen kleinen Hinweis-Zettel hinterlasse. Man könnte ja den Zaun noch mit einem durchsichtigen Plastik-Mantel verkleiden. Dann können alle Passanten den schönen Grünstreifen sehen, aber er wird sowohl vor Trampel- als auch vor Urin-Attacken geschützt.

Gerade im Begriff zu gehen, muss ich schon die zweite Überraschung an diesem Abend erleben. Die Punk-Clique vor der Scheune hat ein Radio mit dabei. Doch das spielt nicht etwa harte Rhythmen oder dreckigen Rock´n´Roll; nein, Goldkelchen Britney Spears summt aus den Boxen.

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Über einen derartigen Sittenverfall bin ich so erschrocken, dass ich fix heimwärts flüchte. Die pinkelungeschützten Gitterstäbe habe ich vollkommen vergessen. Dafür hege ich nun arge Zweifel. Sind meine Spaziergänge wirklich so gesund.