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Von ein paar Groschen und geschnorrten Anleihen

Eine zerzauste Gestalt wankt auf mich zu. Auf dem Rücken eine uralte Gitarre, über den Schultern eine abgewetzte Decke, die wohl in besseren Zeiten mal ein Parka war. „Haste mal ein paar Groschen“, sagt er zwar nicht direkt zu mir, doch schon irgendwie in meine Richtung. Ich gebe mir die größte Mühe, das Wesen zu ignorieren und steuere zielstrebig in die Scheune.

Das Gesicht kenne ich, der lungert hier fast jeden Tag rum, erbettelt sich so seinen Lebensunterhalt. Manchmal taucht er auch in irgendwelchen Kneipen auf und quatscht die Leute an den Tischen an. Aber immer so scheu und indirekt, dass ich kaum an einen Erfolg glauben kann. Doch manchmal sieht man ihn auch in einer Döner-Bude, zahlend. Irgendwie scheint es also doch zu klappen. Andere sind da viel aggressiver und auch geschickter. Vorm Istanbul auf der Louisenstraße hat mich mal ein ziemlich wüster Punk angequatscht.

„Eh, haste mal ´ne Lulle.“ Als ich ihm die Zigarette gab, wollte er noch einen Schluck Bier und war auch sofort bereit, eine Diskussion anzufangen. Das zwar zum Einen früher alles besser war, aber er trotzdem ständig von der Stasi verfolgt wurde, nur wegen seiner roten Haare. Die Äußerungen waren so wirr, wie seine Haartracht, die noch nicht mal mehr einen Hauch von Rot ausstrahlten. Schließlich um das zunehmend lästiger werdende Gespräch zu beenden, drücke ich ihm die Bierdose in die Hand und bekomme zum Dank eine handfeste Umarmung. Dabei läuft die Dose auch noch aus und ich habe künftig allen Grund, solchen Gestalten aus dem Wege zu gehen.

Dabei trifft man sie täglich vor dem Konsum auf der Alaunstraße, dort wurde jetzt extra der Wachschutz verstärkt, doch die schnorrenden Typen werden wahrscheinlich nie verschwinden. Nachdem ich nun schon lange dachte, gegen solche Attacken gefeit zu sein, wurde ich kürzlich mal wieder überrascht. Erst der Standard-Spruch, der mit den Groschen; dann als das nichts fruchtete, rief mir das von zwei Hunden umgebene Wesen noch nach: „Ich nehm’ auch Aktien, Rentenpapiere und Options-Scheine.“ Da war ich dann doch etwas baff. So viel Kreativität hätte ich einem Punk nun wirklich nicht zugetraut.

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