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Nachtrundgang mit dem Revierleiter

Und plötzlich ist es still. Als hätte jemand bei einer zu lauten Feier den Stecker gezogen. Gemeinsam mit Revierleiter Jürgen Kunath stehe ich auf der oberen Alaunstraße, zwischen Sebnitzer und Bischofsweg – kurze Pause bei einem spannenden Neustadt-Nacht-Rundgang.

Was vom Abend übrig bleibt, findet sich im Müllcontainer an der Alaunstraße. Foto: Anton Launer
Was vom Abend übrig bleibt, findet sich im Müllcontainer an der Alaunstraße. Foto: Anton Launer

Eben noch umgab uns lauter Trubel. In Katys Garage feierten unzählige Sportler*innen, die am Tage bei den Finals dabei waren. An der Ecke Alaun- und Louisenstraße wirbelte die Jugend der Stadt zwischen den verschiedenen Imbissen und Szene-Kneipen.

Ein Stück weiter ist der Eingang zur Alaunstraße am Albertplatz. Der ausgewiesene Kriminalitätsschwerpunkt macht seinem Namen alle Ehre. Es vergeht nahezu kein Tag, an dem die Beamten hier keine Delikte feststellen. Und prompt erleben wir auch gleich eine Maßnahme. Ungefähr sieben oder acht, teils sehr junge Burschen stehen an der Hauswand, die Polizei hat von allen die Ausweise eingesammelt und überprüft die Personalien.

Sorgenkind Albertplatz

„Die Situation hier ist sehr unübersichtlich“, sagt Kunath. Ständig gebe es Rangeleien, immer wieder auch mal Schlägereien, die Kolleg*innen treffen immer wieder auf Verletzte. Allerdings wollten die Opfer meist nichts sagen, können dann in Gegenwart der Polizei nur ganz wenig Deutsch. „Manchmal rufen uns Passanten an, dass es Gewalt gebe, wenn wir dann vor Ort sind, haben sich die Gruppen wieder aufgelöst und übrig bleibt ein junger Mann, der zwar am Arm stark blutet, aber versichert, dass gar nichts passiert sei“, beschreibt Kunath die Lage.

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Der Revierleiter kann das Geschehen auch in Zahlen ausdrücken. 110 Fälle von Straßenkriminalität zählte die Polizei in den vergangenen sechs Monaten an der Alaunstraße, Ecke Bautzner. Das waren 35 Prozent mehr als noch im ersten Halbjahr 2024. Die festgestellten Körperverletzungen haben sich von 12 auf 46 fast vervierfacht. „Wir registrierten allein von April bis Juni elf Raubüberfälle“, so Kunath. Man merkt ihm an, dass er mit der Situation hier vor Ort nicht zufrieden ist.

Auffällig sei, dass die Beteiligten deutlich jünger geworden sind. „Wir haben es hier tatsächlich häufig mit Minderjährigen zu tun“, sagt Kunath, und wie zum Beweis seiner Worte sind zwei Beamtinnen damit beschäftigt, herauszufinden, in welche betreute Wohngemeinschaft zwei junge Mädchen gehören.

Empfangshalle der Neustadt

Die untere Alaunstraße mit der grellen Leuchtreklame, dem billigen und schnellen Imbiss-Essen und der alkoholischen Erstversorgung ist so etwas wie die Empfangshalle für Nachtschwärmer*innen, die mit der Straßenbahn über den Albertplatz anreisen. Hier steigt der Alkoholpegel schnell. Für einige ist es das Warm-Up vor dem Clubbesuch, andere wittern ihre Geschäfte.

Wir ziehen weiter durch die nächtliche Neustadt. Erheblich belebt hat sich der Martin-Luther-Platz. Rund um den Kugelbrunnen treffen sich Jugendliche, die sonst so ruheverwöhnte östliche Neustadt, hier ist sie auch kurz nach Mitternacht noch ziemlich laut. „Das haben wir im Auge, aber aktuell gibt es aus polizeilicher Sicht keine erhöhte Problemlage“, sagt der Revierleiter.

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Entspannung nach Ende der Pandemie

Weiter geht’s zur Kreuzung Görlitzer, Louisenstraße, die sogenannte Schiefe Ecke. Die hatte ich mir mit Kunaths Vorgänger, Sven Fischer, vor fünf Jahren angesehen. Damals krachte es hier nahezu jeden Abend. Hunderte saßen auf Bordsteinen und mitten auf der Kreuzung. Zigmal mussten die Dresdner Verkehrsbetriebe ihre Bahnen umleiten, es war kein Durchkommen. Körperverletzungen, Diebstähle, Belästigung und auch Raub waren keine Seltenheit.

Anders heute an diesem Freitagabend Anfang August, nur wenige Leute tummeln sich an der Ecke, auch die Nachtschlichter haben schon Feierabend. Dabei ist das Wetter gar nicht schlecht, der Regen hat aufgehört, die Sommernacht ist lauwarm. In und vor den Kneipen im Bermuda-Dreieck ist es voll und Musik tönt auf die Straße.

Schiefe Ecke - wie leergefegt, kurz nach Mitternacht - Foto: Anton Launer
Schiefe Ecke – wie leergefegt, kurz nach Mitternacht – Foto: Anton Launer

Kunath macht mehrere Faktoren für die Entwicklung an der Ecke aus. Da sei die gute Arbeit der Nachtschlichter, dann die verbesserte Abstimmung von Polizei und Ordnungsamt. Außerdem sei der Druck auf den Platz nach Ende der Pandemie nicht mehr so groß, die jungen Leute würden wieder mehr in die Clubs gehen. Am Café Continental weist ein Monitor auf die Programme des Klubnetzes hin.

Sonderkomission für Jugendkriminalität

„Wir konnten hier unsere Präsenz erheblich reduzieren“, sagt Kunath. Die Schiefe Ecke ist seit April kein Kriminalitätsschwerpunkt mehr. Diesen Status hatte seit 2017 auch der Alaunplatz. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Raubüberfälle. Auch dank des Einsatzes der Sonderkommission Iuventus, die sich um Jugendkriminalität kümmert, konnte der Platz befriedet werden. Die Beleuchtung des Weges zur Tannenstraße habe zu einem besseren Sicherheitsempfinden beigetragen, sagt Kunath.

Zwei Kriminalitätsschwerpunkte gibt es noch in der Neustadt, neben dem eingangs beschriebenen Albertplatz gehört auch der Scheunevorplatz noch dazu. Neben dem Blechschloss steht ein Einsatzwagen der Bereitschaftspolizei, die an diesem Wochenende mal wieder einen Sondereinsatz schiebt. Aber auch hier vor der Scheune sei es deutlich friedlicher geworden, sagt Kunath. Wenn man die Situation heute mit der vor drei oder vier Jahren vergleicht, passiert hier deutlich weniger, vor allem die brutalen Gewalttaten haben abgenommen.

Fast die letzte Runde - Polizei patroulliert auf der Louisenstraße - Foto: Anton Launer
Fast die letzte Runde – Polizei patroulliert auf der Louisenstraße – Foto: Anton Launer

„Diebstahl, Körperverletzung und Raub finden immer noch statt, auch BTM spielt eine Rolle“, sagt Kunath. BTM steht für Betäubungsmittel, also Drogenhandel. Immerhin – wir werden beim nächtlichen Neustadt-Spaziergang kein einziges Mal angesprochen. Vielleicht gehören wir aber auch nicht zur Zielgruppe.

Nun stehen wir also an der Alaunstraße, Ecke Bischofsweg, und es ist einfach nur still. Das Partyviertel scheint hier ganz weit weg. Ein Blick auf die Uhr, halb zwei. Wir beschließen noch einen letzten Spaziergang Richtung Albertplatz. In der Kneipenmeile ist es leiser geworden, nur in Katys Garage wird weiter gefeiert. Die eben noch proppevollen Leihfahrradständer sind leer, das Publikum ist wieder heimwärts geradelt.

Nur unten zwischen Pizza Byte und Pizza Five ist das jugendliche Publikum noch aktiv. Dann gibt es doch noch ein wenig Action. Auf einem E-Roller prescht ein junger Bursche heran, übergibt etwas an einen Mann im weißen Kapuzenpullover, der gibt was zurück. Unauffällig gibt Kunath der Gruppenführerin Bescheid, die nehmen den Mann im weißen Pulli gründlicher unter die Lupe. Das Ergebnis steht am nächsten Tag in den Polizeimeldungen, er hatte versucht, mit verschreibungspflichtigen Medikamenten zu handeln.

Ergänzungen gern, aber bitte recht freundlich.

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