Mit einer gehörigen Portion Zufriedenheit blickten heute Verantwortliche für Sicherheit auf die vergangenen fünf Jahre.

Polizeirevierleiter Jürgen Kunath blickte zurück in eine Zeit, in der er noch gar nicht im Amt war. 2020 – haufenweise geschlossene Clubs und Kneipen – die Menschen drängten ins Freie. Vor allem an der Schiefen Ecke sammelten sich teilweise mehrere hundert Menschen. Die Polizei verzeichnete Körperverletzungen, Diebstahl, Raub, Ruhestörungen. Die „13“ kam nachts nicht mehr durch, in der Neustadt gab es vier Kriminalitätsbrennpunkte (Schiefe Ecke, Alaunplatz, Alaunstraße, Albertplatz).
Unter Koordination von Stadtbezirksamtsleiter André Barth trifft sich schon seit zehn Jahren die Arbeitsgruppe „Sicherheit“. Als die Situation vor fünf Jahren eskalierte, suchte man gemeinsam nach Lösungen. „Wir setzen auf Konfliktmanagement im Dialog“, sagt Barth. Bekanntestes Ergebnis sind die Nachtschlichter. Seit 2021 sind sie auf den Straßen der Neustadt unterwegs, in diesem Jahr mit rund 2.700 Einsatzstunden an insgesamt 98 Einsatztagen. „Ziel war, die Belastung im Viertel zu reduzieren“, so der Stadtbezirksamtsleiter. Neben den Einsätzen der Nachtschlichter wurde auch die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Stadtverwaltung, Sozialarbeit, Kulturträgern und Anwohner*innen verbessert.

Rückgang der Kriminalität und Störungen
Die Kriminalität ging zurück. Im Vergleich zu 2020 sank die Gesamtkriminalität um rund 17 Prozent“, berichtet Kunath. Gewaltdelikte hätten um 9 Prozent abgenommen, die Straßenkriminalität um 15 Prozent. Besonders auffällig: In den Bereichen „Schiefe Ecke“ und Alaunpark wurden über 50 Prozent weniger Rohheits- und Diebstahlsdelikte registriert. Beide Orte gelten seit April 2025 nicht mehr als Kriminalitätsbrennpunkt. Im Ergebnis konnte die Polizei ihre Präsenz im Viertel deutlich herunterfahren.
Auch die Lärmbelästigung ist rückläufig. Zahlreiche beschlagnahmte sogenannte Boom-Boxen zeigten hier offenbar Wirkung. Die Zahl der dokumentierten Störungen sank von 350 im Jahr 2023 auf 204 im Jahr 2025. Die Straßenbahnlinie 13 fährt seit 2023 störungsfrei in den Einsatzzeiten.
Dreiklang aus Angebot, Prävention und Kontrolle
Das städtische Konzept kombiniert kulturelle und soziale Angebote, gezielte Präventionsarbeit und Kontrollmaßnahmen. Die Stadt organisierte unter anderem Kiezsprechstunden, förderte Kulturveranstaltungen und schuf Beteiligungsformate. Der Scheune-Vorplatz entwickelte sich zu einem offenen Begegnungsraum für Anwohnende und Besuchende.
Zur Prävention gehören Kampagnen, öffentliche Toiletten, Müllkonzepte und Rückzugsräume. Der Einsatz der Nachtschlichter ist zentral. Seit 2021 intervenieren sie an Wochenenden vor Ort. Die Zahl der Nachtschlichter stieg bis 2025 auf 26 Personen. Ihr Ziel: deeskalieren, aufklären und das Sicherheitsgefühl stärken.

Nachtschlichter: Erfolgreiches Modell im Nachtleben
Das Projekt begann 2021. Über fünf Jahre hinweg wurde es professionalisiert und verstetigt. Die Einsätze erfolgen donnerstags bis sonnabends zwischen 20 und 3 Uhr. Die Finanzierung stammt aus Landesmitteln, dem Stadtbezirksbeirat und einem Stadtratsbeschluss. Die Nachtschlichter arbeiten dialogisch und kooperieren mit Akteuren im Viertel. Sie trugen zur Entzerrung des Nachtlebens und zur Reduzierung von Ordnungswidrigkeiten bei.
Starke Netzwerke und lokale Kooperationen
Die positive Entwicklung ist Ergebnis eines multiprofessionellen Netzwerks. Beteiligt sind neben Ordnungsamt und Polizei auch Sozialarbeit, Vereine, Kulturinitiativen, Gastronomie, mobile Jugendarbeit sowie Bürgerinnen und Bürger. Die Kooperation findet in festen Runden statt. Diese Struktur ermöglicht abgestimmte Maßnahmen und schnelle Reaktionen.
Blick nach vorn
Mit der Wiedereröffnung der Scheune und dem Abbau des Blech-Schlosses entsteht 2026 ein neuer Raum. Bestehende Präventionsprojekte sollen fortgeführt und weiterentwickelt werden – insbesondere im Bereich Awareness und urbane Kulturarbeit. Ziel bleibt die nachhaltige Entlastung des Quartiers und ein sicheres Miteinander im öffentlichen Raum.


















