In loser Folge und ungefährer Orientierung an das Alphabet stellen wir die Straßen und Plätze in der Neustadt vor. Wer von der Bärnsdorfer Straße im Hecht Richtung Flughafen aus der Stadt hinausfährt, erreicht nach einem Dutzend Kilometern ihren Namenspatron, die kleine Ortschaft Bärnsdorf. Ohne Witz, es war Georg der Bärtige, der in Bärnsdorf im 16. Jahrhundert die Fischzucht etablierte.
Der Wald (das Thema hatten wir schon bei der Ahornstraße) wurde im Mittelalter rapide dezimiert. Georg, Träger einer Gesichtsbehaarung, die ihn in heutigen Zeiten zum Male-Model aufsteigen ließe, baute das Moritzburger Teichgebiet weiter aus, um den Wald vor Raubbau zu schützen. Statt Kiefern wurde jetzt lieber Karpfen der Garaus gemacht.
Der Name Bärnsdorf leitet sich nicht etwa von der überwältigenden Bärenpopulation im historischen Sachsen ab, sondern ist auf den Dorfgründer Bernhard zurückzuführen. Ob Bernhard auch einen so prachtvollen Bartwuchs wie Georg hatte, wird uns aufgrund unzureichender Bildquellen verborgen bleiben. Zugegeben, soviel Abenteuerliches ist in Bärnsdorf nicht zu holen. Es sei denn, die Nackenhärchen stellen sich beim Anblick von „Kleinkuppellandschaften“ auf. Das ist vielleicht auch der Grund, warum erst 1925 in Dresden eine Straße nach dem Örtchen am Teich benannt wurde.
Bevor die Dresdner Monarchs aufgrund fehlender Tribünen für ihre Heimspiele abwechselnd ins Rudolf-Harbig- oder Heinz-Steyer-Stadion auswichen, wurde hier im Trainingszentrum auf der Bärnsdorfer Straße Nummer zwei gespielt. Der Vereinssitz befindet sich immer noch hier auf der ehemaligen Radrennbahn. Bei ihren Trainings rennen sich die American Footballer regelmäßig die Köpfe ein.
Es ist in ihrer Geschichte nicht das erste Mal, dass die Radrennbahn für andere sportliche Aktivitäten zweckentfremdet wird. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie kurzzeitig für Motorradrennen genutzt. Selbst ein Krieg kann hartgesottene Benzin-Schnüffler eben nicht erschüttern und so nahmen Motorfreunde auch mit bescheidenen Pistenzuständen vorlieb. Entstanden aus dieser Notlage ist auch die „Dresdner Autobahnspinne“: von 1951 bis 1971 nutzte man nach der Idee des Cossebauder Rennfahrers Helmut Zimmer den Autobahnabzweig Berlin-Bautzen als Rennstrecke.
Wer die Bärnsdorfer Straße entlang schlendert, passiert nicht nur Tempel der Sportlichkeit, sondern auch einen der ältesten und größten Kleingärtenvereine Deutschlands mit dem klangvollen Namen „Rudolphia“. Gegründet 1902 von Erich Rudolph, gediehen hier zur Gesundheit der im Hechtviertel dicht angesiedelten Arbeiter hinter akkurat getrimmten Hecken Grünzeug zum Genuss und zur Beschaulichkeit. Heute reihen sich, so verkündet es die Website, exakt 268 Garten-Parzellen aneinander.
Nach den Gärten lauert die Vorstadt, das kleine Wohnviertel zwischen Bärnsdorfer Straße und St.-Pauli-Friedhof mutet ein wenig wie Klein-Hellerau an. Die Gärten schlucken viel vom Lärm der Hansastraße.
Die Bärnsdorfer Straße
- Die Straße auf dem Stadtplan von dresden.de
Hallo,
zunächst einmal ein netter Beitrag, aber einige Ergänzungen möchte ich doch machen. Generell werden beim Training im American Football nicht die Köpfe eingerannt, da es sich dabei um ein Foul in Form des „Targeting“ handelt, da hierbei die Gesundheit der Spieler gefährdet werden kann. Dieses kann dann auch zu einem Platzverweis führen (Ejection)
Zudem wurde auf dem Sportplatz zu DDR-Zeiten noch Hunderennen ausgetragen.
Ferner diente es wegen Mangels geeigneter Rennstrecken auch als Rennstrecke für Motorräder.
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Also einfach mal Samstag beim Spiel der Saxony Knights (Jugendauswahlmannschaft in Sachsen) gegen die Hessen Pride vorbei schauen. Kick Off ist um 12 Uhr ;-) und mal etwas Regelkunde machen :-P
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„In loser Folge und ungefährer Orientierung an das Alphabet stellen wir die Straßen und Plätze in der Neustadt vor.“ – Stellt die Aufnahme des Hechtviertels in diese Reihe den Versuch einer Annektierung mittels Kartografierung dar? ;)
@Muyserin: Ja.
@tolkewitz: Danke für die Ergänzungen.
@Muyserin: Außerdem steht da Neustadt und nicht „Äußere Neustadt“. Insofern könnte Anton auch die Innere Neustadt, das Preußische Viertel, die Radeberger Vorstadt, die Albertstadt etc. vorstellen.
Ist es ein Tippfehler oder falsch verstanden? Es muss heißen „Kleinkuppenlandschaft“. Gemeint sind die aus der Eiszeit herrührenden kleinen Hügel und Kuppen, oft mit Wäldchen bewachsen, die rund um Bärnsdorf, Marsdorf bis Moritzburg hin zu sehen sind.