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Fallen und Aufstehen

Wenn das Radio gegen Abend eine Warnung vor Blitzeis verkündet, kann es lustig werden. Denn nicht nur die Autofahrer klemmen dann verängstigt hinter ihren Steuern, auch die Neustadt rutscht im neuen Jahr.

Es beginnt der Regen, und nach wenigen Sekunden strahlt und glitzert die Alaunstraße wie die Discokugel im Hebedas. Die Polizeiwagen bleiben in ihrem Versteck hinter der Böhmischen und der Geäuschpegel hebt sich. Denn die Passanten rutschen nun brummend und schreiend ihrem Sturz entgegen.

Dabei werden auf einmal alle gleich. Ob nun im Anzug mit Schnurrbart oder mit Turban und wallenden Filzgewändern, alle haben den Halt verloren und versuchen, mit Flüchen wieder Haftung zwischen Sohle und Straße zu bekommen. An ein Gerüst geklammert sehe ich die ungewöhnlichsten Koalitionen entstehen: Der Herr mit Schal und Mantel hilft dem Mädchen mit dem bunten Batiktuch wieder auf die Füße, nachdem sie erst in seine Arme und dann auf das Pflaster gesegelt war. Und sie können beide lachen dabei.

Auch über den Golffahrer der sein Auto verlassend erst mal ein Stück in Richtung Scheune auf dem Hosenboden gleitet. Nach fünf Minuten scheinen sich alle an die Vorsichtsmaßnahmen beim Bewegen gewöhnt zu haben. Nur ab und zu noch sehe ich jemanden aus der Kneipe heraus auf den Asphalt stürzen. Nun wird aber eines deutlich: wie Menschen laufen. Drei Mädchen tasten sich im Gänsemarsch an der Hauswand entlang. Eine Gruppe von Besuchern – wie sie aussehen wollen sie wohl zurück in ihr Hotel in die Altstadt – sie stapfen mit den Händen in den Taschen vorbei. Das ist ungünstig, denn einer nach dem anderen verliert das Gleichgewicht und wie Dominosteine fallen sie alle um.

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Blitzumzug

Auf der anderen Straßenseite kommt ein Mann in Lederjacke und mit modischem Kurzhaarschnitt kaum ins Wanken. Denn er schiebt seine dicken Kreppsohlen vorsichtig vorwärts. Dabei balanciert er um den alten Mann herum, der auf dem Gehsteig steht, um aus einem Plastikeimer Sand zu verstreuen. Solche Inseln des Winterdienstes suchend, schiebe auch ich mich nach Hause. Begleitet vom nun anschwellenden Klang der Sirenen von Krankenwagen. Ein schöner Abend fürs Auge, sicher ein schrecklicher für die Krankenkassen.