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Das Neustädter Porzellanschloss

1715 entstand am Neustädter Elbufer ein prachtvolles Gebäude mit fernöstlicher Architektur.

Wie ein Märchenschloss versteckt im hohen Gras, das Japanische Palais.
Wie ein Märchenschloss versteckt im hohen Gras, das Japanische Palais.

Der Barockbaumeister Matthias Pöppelmann entwarf das Gebäude für den dirigierenden Ministers Graf von Flemming, seinerzeit nach dem Kurfürsten August der Starke der zweitwichtigste Mann in Sachsen. Flemming verkaufte das Palais jedoch an einen holländischen Gesandten. Deshalb erhielt es anfangs den Namen Holländisches Palais. Aufgrund der späteren Dachkonstruktion, die an die japanische Bauweise angelehnt war, wurde es bald als „Japanisches Palais“ bezeichnet.

Der Holländer verstarb kurz nach dem Kauf und neuer Eigentümer wurde der Kurfürst selber. Er zahlte dafür 20.000 Taler1 und ließ das Haus umbauen. Der Sachse wollte seine Kollegen an anderen Fürstenhöfen übertrumpfen. Sonnenkönig Ludwig XIV., der am französischen Hof prunkvolle Porzellankabinette und Porzellanpavillons errichtet hatte, war sein großes Vorbild.

Kostbarkeiten aus aller Welt

In den Dresdner Porzellanpalast wurden viele „fremdländische Kostbarkeiten“ gebracht, so die über einen Meter bauchigen, mit schönen, blauen Mustern bedeckten Chinesen – bzw. Dragonervasen.

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Die Sammlung mit ostasiatischen und Meißner Porzellan wuchs und wuchs und am 10. September 1719 fand die Einweihung des Hauses mit einem glanzvollen Fest statt. Extra für die Hoftafel war ein Salon mit Porzellan und aus dem Grünen Gewölbe eingerichtet worden. Das Fest war zugleich der Auftakt der Hochzeitsfeierlichkeiten Augusts Sohnes mit der österreichischen Kaisertochter Maria Josepha von Habsburg. In der Folgezeit wurde das Barockpalais erweitert. Vorgesehen waren verkleidete Außenwände und gedeckte Dächer mit Porzellan.

Japanisches Palais an der Großen Meißner Straße.
Japanisches Palais an der Großen Meißner Straße.

Doch diese Vorstellungen blieben Illusion. Dafür zählte nunmehr das „Weiße Gold“, hergestellt in der Meißner Manufaktur, zu den Sehenswürdigkeiten. Dem Kurfürst lag viel an diesem Gebäude im „Alten Dresden“2. Er kaufte zwölf Häuser vor dem Palais, um das barocke Bauwerk zu vergrößern und somit die rechte Seite am Elbufer aufwertete. Mehrere Architekten arbeiteten im Laufe der Jahre am Japanischen Palais, dass letztendlich erst im Jahre 1733, dem Todesjahr von August dem Starken, vollendet wurde.

Bibliothek und Gefäßsammlung

Bis zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges 1756 blieb das Palais als Porzellanschloss mit „feinen Porzellanstübchen“ und riesigen Sälen erhalten. Rechtzeitig wurde die Gefäßsammlung mit 35.000 Stücken vor Verwüstung und Raub vor den Preußen gerettet. Nach dem Krieg 1763 fanden die Skulpturensammlung, das Münzkabinett und die „kurfürstliche Bibliothek“ im Japanischen Palais ihren Standort. Die Bibliothek galt bis 1945 mit einer halben Million Bücher als einer der modernsten Bibliotheken Deutschlands. Bei einem Luftangriff kurz vor Kriegsende wurde das Gebäude von Brandbomben getroffen. Tausende Kataloge und Bücher waren bereits ausgelagert worden, doch die Lektüre in vermeintlich sicheren Stahlschränken nicht.

Am vorletzten Tag der Kapitulation sprengte dann die Wehrmacht ein Munitionspaket im Garten des Palais. Dabei gerieten tausende Bücher in Brand. Die übrigen, erhalten gebliebenen Werke, wurden von der Roten Armee beschlagnahmt und in die Sowjetunion transportiert. 1958 kamen einige hundert Bücher nach Dresden zurück.

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Archiv der Avantgarden

Das Palais mit dem Beinamen „Porzellanschloss“ diente von 1951 bis 2012 als Landesmuseum für Vorgeschichte, danach als Museum für Völkerkunde. Schließlich übernahm das Museum für Archäologie in Chemnitz wesentliche Ausstellungen. Der sächsische Ex–Ministerpräsident Stanislaw Tillich schlug vor, das Gebäude wieder als Porzellanschloss zu nutzen. Doch aus diesem Vorschlag wurde nichts. Der ehemalige Glanz, trotz Wiederaufbau, ging verloren. Mit einer Neuausrichtung kämpfen seitdem die Staatlichen Kunstsammlungen.

Sonderausstellungen

Das Japanischen Palais, das Museum zur öffentlichen Nutzung, so die Bezeichnung, lockt mit diversen Sonderausstellungen für alle 15 Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die unter thematischen Schwerpunkten sammlungs- und epochenübergreifend zusammengeführt werden. Zudem befinden sich im Japanischen Palais die Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden, das Museum für Völkerkunde Dresden mit dem Damaskuszimmer und interimsmäßig das Archiv der Avantgarden. Und, sehr sehenswert, ist aktuell das Imaginarium mit tschechischer Kunst ins Haus eingezogen.

Das Palais im vergangenen Herbst.
Das Palais im vergangenen Herbst.

Auf der Wiese vorm Palais fand über mehrere Jahre hinweg der “Palaissommer” statt, ein eintrittsfreies Festival. Seit vergangenem Jahr gibt es dafür einen neuen Betreiber und das Festival heißt nun “Kultursommer”.

Übrigens, der Autor des Beitrages hatte in seiner Kinder- und Jugendzeit von zu Hause zum Japanischen Palais nur drei Gehminuten. Damals hieß der Platz Karl-Marx-Platz und rund um den Brunnen mit der vier Meter hohen Wasserfontäne, fanden oft Friedenskundgebungen statt, auch Filme wurden hier gedreht, beispielsweise 1952 „Das verurteilte Dorf“3. Die Regie führte der Dresdner Regisseur Martin Hellberg, der dafür den Weltfriedenspreis erhielt.

Am Japanischen Palais stand nicht der Philosoph, sondern der erste sächsische König, August der Gerechte. Das Japanische Palais war zerstört und wurde wieder aufgebaut. Ich spazierte im Winter, sofern Schnee gefallen war, mit meinem Schlitten zum Rodeln in den Park und, wenn es auch kitschig klingen mag, tauschte dort erste Küsse. Ja, so war das, damals vor mehr als 50 Jahren.

Autor Dietmar Sehn

  • Der Autor dieser Zeilen ist 1944 geboren und wuchs in der Inneren Dresdner Neustadt auf. In unregelmäßigen Abständen bereichern seine Texte das Neustadt-Geflüster. Er hat mehrere Dresden-Bücher geschrieben. Sein aktuelles Buch trägt den Titel „ Historische Kriminalfälle aus Sachsen“ und ist im Suttonverlag erschienen, ISBN: 9783963033001.

Anmerkungen der Redaktion

1 zum Vergleich: Ein Jahresgehalt eines Handwerksmeisters lag bei etwa 500 Talern
2 Altendresden hieß die inzwischen eingemeindete eigenständige Siedlung, der Begriff Neustadt hatte seinen Ursprung im Jahr 1732, als der zwischenzeitlich abgebrannte Stadtteil neu aufgebaut wurde als „Neue Stadt bey Dresden“
3 Das verurteilte Dorf – dein DEFA-Propagandafilm und einer der erfolgreichsten DDR-Filme überhaupt. Mehr Infos in der Wikipedia.

2 Kommentare

  1. Mal sehen ob das gut geht, wenn ab April die neue Pflegefirma für den Park zuständig ist. Der bisherige langjährige Gärtner kam samt seiner kleinen Firma bei der Ausschreibung des SIB (Staatsbetrieb Immo & Bau) nicht mehr zum Zuge, obgleich er noch gerne die zwei Jahre bis zu seinem Ruhestand geleistet hätte, und jetzt noch nicht abgewatscht sein mochte. Der SIB bestand aber auf Ausschreibung für sieben Jahre Umfang. Das beinhaltet für Firmen, daß sich die dann nötigen Investitionen (Gerätanschaffungen) amortisieren können.
    Also wie beim Palaisommer ein sonderbares Gebaren und Eigenleben im Staatsbetrieb SIB in Dresden. Aber sicher alles “formal richtig gemacht”.
    Dieser setsame SIB kümmerte sich seit Jahren auch nicht um die völlig untauglichen DDR-Betonkübel-Mülleimer, welche es mit sich bringen, daß aller Müll drumrum und dann im Park verweht liegt. Die GärtnerInnen müssen es alles mehrfach wöchentlich wieder einsammeln – ein völlig überflüssiger Aufwand zulasten der Parkpflege.

    Großen Dank jedenfalls für den bisherigen Gärtnertrupp. Amen.

  2. Das Lesevergnügen an diesem sehr interessanten Beitrag leidet doch sehr unter den zahlreichen Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Schade.

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