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Tapfer durch die Krise

Die Straßen der Neustadt sind wenig belebt, viele Türen verschlossen, die sonst zum Schlemmen oder Stöbern einladen. Kein Anblick, an den man sich gewöhnen möchte. Aber auch keiner, der von Trostlosigkeit kündet. Denn vieles ist noch immer möglich. Von der Currywurst bis zur veganen Ente wartet ein umfassendes kulinarische Angebot zum Mitnehmen oder Liefern auf. Auch der Einzelhandel nimmt vermehrt Bestellungen zum Abholen oder Versenden entgegen.

Die Plattform Neustadt Bringt‘s liefert einen Überblick über die bestehenden Möglichkeiten und macht sichtbar: für die Bedürfnisse der Neustädter*innen wird nach wie vor gesorgt.

Aber wie geht es eben jenen Sorgenden? Wie kommen die ganzen kleinen Unternehmen im Viertel mit der Situation zurecht? Ein paar davon haben es uns erzählt.

Eine Krähe füllt die ungewohnte Leere.
Eine Krähe füllt die ungewohnte Leere.

Noch lange kein Grund, den Pinsel ins Korn zu werfen

Der Farben-Voigt auf der Görlitzer Straße kann auf eine mehr als hundertjährige Tradition zurückblicken und hat also schon ganz andere Krisen miterlebt. Einer, die sich durch die ganzen letzten Jahrzehnte zieht, nämlich dem Aussterben der kleinen Geschäfte durch Etablierung von Großmarktketten, hält der Laden stand mit kompetenter Beratung und treuer Stammkundschaft, die das zu schätzen weiß.

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Auch längst in die Ferne gezogene Kund*innen konsultieren bei Besuchen in der Stadt noch immer den Rat dessen, der ihnen einst in der Studienzeit bei Entscheidungen rund ums Streichen zur Seite stand. So gelang es dem Familienunternehmen bis jetzt, der geballten Gewalt von Hornbach, Obi und Co zu trotzen.

Und nun also Corona. Auch hier hilft der angestammte Kreis aus privat und gewerblich Werkelnden. Vor allem letztere liefern nach wie vor Aufträge. Zusätzlich haben einige Gaststätten die Schließzeit für Renovierungen genutzt und sich hier mit dem nötigen Material eingedeckt. Trotzdem – viel los ist nicht.

Unbeugsamer Farben-Voigt.
Unbeugsamer Farben-Voigt.

Klaus Voigt, „mitarbeitender Ehemann“, dessen Frau Sybille Inhaberin und Erbin des Geschäfts ist, bleibt jedoch positiv: „ Man kann ja nicht einfach den Kopf in den Sand stecken.“ Mit Ach und Krach lange es bisher zum Überleben. Und im Winter werde sowieso weniger renoviert.

Wer es dennoch tun will, findet am Telefon ein offenes Ohr und tatkräftige Unterstützung.

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Standhafte Maikinder

Auch im BelaMaiKind Kidsstore wird weiterhin fleißig gearbeitet. Der Laden auf der Kamenzer Straße gehört Fritzie und Nine, die sich vor vier Jahren Hals über Kopf ins Abenteuer des eigenen Geschäfts gestürzt haben. Damals haben die beiden noch alles selbst genäht und der Verkaufsraum führte ein Zweitleben als Hebammenpraxis.

Die Mission der beiden Freundinnen ist es, nachhaltig und fair produzierte Babykleidung zu entwickeln. Jedes Jahr entwerfen und fertigen sie unter dem Label BelaMaiKind mehrere Kollektionen und haben es damit geschafft, sich einen Namen zu machen. Immer mehr musste genäht werden, sodass diese Aufgabe mittlerweile in anderen Händen liegt. Auch der Verkaufsraum und das Angebot sind gewachsen.

Gerade jetzt ist eigentlich ein Punkt erreicht, an dem es richtig gut läuft. Voller Elan wurde diesmal das im Jahr zuvor vollkommen unterschätzte Weihnachtsgeschäft vorbereitet. Der Lockdown hat dann einen Strich durch die sorgfältig vorbereitete Rechnung gemacht.

Auch wenn mal die Kraft nicht mehr reicht, finden Fritzie und Nine Wege zum Lächeln. Foto: BelaMaiKind
Auch wenn mal die Kraft nicht mehr reicht, finden Fritzie und Nine Wege zum Lächeln. Foto: BelaMaiKind

Genug zu tun ist trotzdem, der Laden ist jeden Tag besetzt. Bestellungen können telefonisch aufgegeben werden, und der Online-Shop läuft ohnehin weiter. Die nächste Kollektion wird dann eben etwas abgespeckt. Und nebenbei wollen ja dann auch noch die Kinder beschäftigt werden… Nine und Fritzie sind also gut ausgelastet und bewahren bisher ihren Optimismus. Ist halt für alle eine schwierige Zeit.

Hopfen und Malz – Gott erhalt‘s

Immerhin geöffnet bleiben dürfen „Geschäfte mit Waren des täglichen Bedarfs“. Und dazu gehört ja wohl definitiv das Bier. In der Hopfenkult Bierothek gibt es davon jede Menge – mehr als 300 Sorten stehen zur Auswahl. Normalerweise nicht nur zum Mitnehmen, sondern auch zum Genießen vor Ort und hin und wieder sogar zum Verkosten.

Seit 2013 gibt es den Hopfenkult schon, unter häufig wechselnden Besitzer*innen. Vor reichlich einem Jahr ist er schließlich Teil des Franchiseunternehmens Bierothek geworden, dem er seine Namenserweiterung verdankt. Ab Februar bekommt der Laden mit Jakob dann auch einen eigenen, ur-neustädtischen Store Manager.

Jakob versorgt die Neustadt auch weiterhin mit exotischen und heimischen Bieren.
Jakob versorgt die Neustadt auch weiterhin mit exotischen und heimischen Bieren.

Er ist seit einigen Monaten Teil des Bierothek-Teams und freut sich sichtlich auf die neue Aufgabe. In seiner vorherigen Arbeit hat er Reisen organisiert und sich so schon durch allerhand Biere der Welt probiert. Nun verkauft er sie selbst. Momentan ist natürlich wenig los; zu den karg frequentierten Straßen kommt noch der „Dry January“.

Der Blick in die Zukunft fällt aber trotzdem nicht düster aus. Für den Februar sind wieder Online Biertastings geplant, für die das Bier in der Bierothek abgeholt und dann zusammen mit einer zugeschalteten Biersommelière zuhause verkostet wird. Ein Konzept, mit dem schon im letzten Lockdown gute Erfahrungen gemacht wurden.

Die Hoffnung liegt aber vor allem auf einer baldigen Rückkehr zur Normalität. Und falls das doch noch länger dauert, muss man sich eben noch etwas einfallen lassen. „Wir halten uns auf jeden Fall – den Laden wird es auch weiterhin geben“, meint Jakob zuversichtlich.

Wie es aussieht, haben also Optimismus und Durchhaltevermögen beste Chancen, den Sieg über die widrigen Umstände davonzutragen. Mindestens bei den Voigts mit ihren Farben, Fritzie und Nine mit der Bio-Babykleidung und Jakob mit Bieren aus aller Welt.

6 Kommentare

  1. Allein auf der nördlichen Seite der Bautzner Straße zwischen Heberer und Thalia hab ich heute drei leerstehende Läden darunter der Nähmaschienen Pfaff-Geschäft bemerkt.

  2. Hallo erlkönig, der Nähmaschinen-Reparutur-Service hatte lange zu, die Inhaberin war erkrankt. Endgültig geschlossen wurde im Herbst. Außerdem geschlossen hat das ehemalige Bekleidungsgeschäft “Do”, die haben im August vergangenen Jahres zu gemacht.

  3. @Anton
    ist der Schaufuß-Schuhladen auf der Rothenburger längerfristig zu oder haben die derzeit bloß eine unsichtbare Deko?

Kommentare sind geschlossen.