Die Löwenstraße scheint auf den ersten Blick unspektakulär. Hippe Läden, urige Kneipen oder laute Clubs sucht man hier vergeblich. Der ein oder die andere wird sich fragen, wo diese Straße überhaupt zu finden ist und was es mit den Löwen auf sich hat. Spannend ist sie allemal und gewährt am Ende einen Blick auf die „andere“ Seite.
Vom Martin-Luther-Platz schlendernd, kommt man über die Pulsnitzer Straße direkt auf die Löwenstraße. Hier protzt ein imposantes Gebäude auf der linken Seite. Das Haus wurde 1913 gebaut, kurz vor dem 1. Weltkrieg. Es ist ein Beispiel der Reformarchitektur des 20. Jahrhunderts und weist historisierende Elemente auf. Der Jugendstil ist noch leicht in den floralen sowie ornamentalen Akzenten zu erkennen.
Einst ein Gässchen
Der Dresdner Maler und Sgraffito-Künstler Alfred Teichmann bezog hier einst seine Atelierwohnung. Rund vierzig Jahre lebte er in der Wohnung mit den riesigen Fenstern. Auf der Straße finden sich noch mehr Spuren von Teichmann.
Bevor jedoch die Löwenstraße richtig Fahrt aufnehmen kann, kreuzt auch schon die Holzhofgasse ihren Weg. Hier befand sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts der “Löwe”, ein Restaurant, dass dem Löwengäßchen seinen Namen gab. Das Gässchen erhielt dann 1881 seinen heutigen Namen und wurde bis zum Carusufer verlängert.
Hier verändert sich die Straße komplett. Die enge Straßenschlucht weicht und plötzlich gibt es Platz, Grünes sowie Gegensätze. Hinter den Bäumen versteckt sich die integrative Kindertagesstätte Knirpsenwiese. Sie besteht hier seit 1957 und ist eng mit Alfred Teichmanns Kunst verbunden. Im Eingangsbereich ist ein Eichhörnchen-Sgraffito zu finden, auf der Rückseite eine Sonnenuhr von ihm.
Das Original wurde allerdings im Zuge von Sanierungsarbeiten 2013 überdeckt, die jetzige Sonnenuhr ist aufgemalt und dem ursprünglichen Kunstwerk nachempfunden worden.
Herausgeputzte Fünfgeschosser
Weiter geht’s in Richtung Elbe, hier erregen drei Mehrfamilienhäuser die Aufmerksamkeit, rosa-grau mit riesigen Hausnummern. So kann auch jeder mit eingeschränkter Sehkraft den Weg hierher finden. Ein kräftig rotes und ein gelb-weißes Gebäude mit Gitterdekoration im Dachgeschoss und Balkons als weiß-rotes Karomuster.
Die Löwenstraße hat sich hier herausgeputzt, sie will etwas Besonderes sein. So zieren viele Blumen die Balkone. Ein älterer Mann zupft seine Pflanzen. Eine betagte Dame hängt ihre Wäsche auf und plauscht mit dem Nachbarn durch die Trennwand hindurch. Wie es ihr geht, fragt er. Schon besser, antwortet sie, sie könne wieder laufen. Typisches Löwenstraßengespräch.
Gleichzeitig schallt reges Pausenhoftreiben durch die Straße. Viele Kinder sind mit oder ohne Eltern auf dem Nachhauseweg. Etwas versetzt und versteckt hinter einer kleinen Parkanlage findet man die Rosengartenschule. Eine Büste steht etwas verloren vor der Grundschule. Sie erinnert an die abgerissene Villa Rosa, die von Gottfried Semper im 19. Jahrhundert gebaut wurde und für zahlreiche Dresdner Villen als Vorbild diente.
An dieser Stelle trifft das Carusufer auf die Löwenstraße. Im Hintergrund klappert das Besteck vom Café am Rosengarten und es riecht nach Mittagstisch. Man kann den Blick über die Elbe nach Johannstadt schweifen lassen, aber die Graffiti auf dem Fundament der Parkanlage erinnern daran, dass man sich noch in der Neustadt befindet. Was man auf der Löwenstraße auch einmal vergessen kann. Hier begegnen sich Rentner und Kinder, farbiger Neubau trifft dezenten Altbau, grüne Bäume und kleine Wiesen rahmen parkende Autos und vom Asphalt aus kann man das Wasser sehen.
Die Löwenstraße
- Die Straße auf dem Stadtplan von dresden.de
Auf dem nördlichsten Teilstück der Löwenstraße fuhr übrigens auch mal die Straßenbahn, ist aber schon etwas länger her.
@Stefan E.
Sch… an die Strassenbahn. Viel interessanter ist doch die Frage, warum hier ständig neue junge Dinger protegiert werden.
Midlifecrises ?