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Lungernde Punks und verdrängte Erinnerungen

Eilig komme ich am Vormittag aus der Stadt. Genervt vom Stau, wieso musste ich auch wieder mit dem Auto fahren. Nun aber schnell rechts ran, einen Brief will ich einstecken, in den Kasten an der Post auf der Königsbrücker Straße.

Dann ein Ruf.

Irgendwer kennt meinen längst verschollen geglaubten Spitznamen. Und dann der Spruch hinterher: „Du hast es ja wohl geschafft. Glückwunsch.“ Und der Rufer deutet auf den Stern auf der Motorhaube meines Wagens. Ich will etwas erwidern, etwas in der Richtung von 14 Jahre alt und gebraucht gekauft.

Doch er ist schon außer Hörweite und außerdem mit seinen zwei Hunden beschäftigt, die, der Größe nach zu urteilen, bestimmt mehr Unterhalt kosten als mein kleines Automobil.

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Gedankenverloren strebe ich nun dem Briefkasten zu, wer war der dreiste Rufer. Wen kann ich kennen, mit so langen Haaren und einem Rock über der Hose im klassischen Hippie-Look.

Später fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Mit dem Typen habe ich eine zeitlang im gleichen Haus gewohnt. Damals hatte er die Haare noch raspelkurz und musste sich verstecken, da er gerade aus der ostsächsischen Neonazi-Szene ausgestiegen war. Die Verwandlung ist perfekt, denke ich. Habe ich mich auch so verwandelt?

Noch später, am Abend, ich trotte die Alaunstraße entlang und sehe Jugendliche, herumlungernde Punks mit wilden Frisuren, zerrissenen Jeans und Lederjacken. Leise stöhne ich, weil mich bestimmt gleich wieder einer anschnorren wird. Mein Begleiter stupst mich an: “Sei mal nicht so intolerant. Immerhin hast du früher hier auch herumgelungert.”

Sogleich muss ich lautstark protestieren. Damals, Anfang der 90er standen hier noch keine Häuser und wir haben immer auf der Wiese gelegen. Aber ob das nun unbedingt wesentlich zivilisierter ist? Denn zerrissene Jeans und Lederjacken, das hatten wir auch vor 15 Jahren schon, nur zum Schnorren, da war ich mir stets zu fein.

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Dann fällt mir der Spruch vom Vormittag wieder ein. Vielleicht habe ich ja doch etwas geschafft. Denn einige meiner Weggefährten aus vergangenen Tagen sind böse abgestürzt: Drogen, Knast und Gewalt. Da bin ich schon froh, dass der Bursche vom Vormittag mich wieder erkannt und offenbar mit solchen Problemen nichts mehr zu tun hat.

11 Kommentare

  1. Hallo Anton, wie war denn dein Spitzname? Ich kenne noch so einige der Leute von “damals”. Da gabs Pitti, Charlie, Rotze, drei mal Socke, Kippe, Abwasch, Butz usw. usw.

  2. Nicht zu vergessen, Sternchen, Kette, Chaos, Plenum, Otto (wobei ich nicht sicher bin, ob der nicht sogar mit bürgerlichem Namen so hieß), Pfeffi, Ratte, Kralle. Meiner war Schmuddel.

  3. LOL

    Soso…. “Schmuddel”. So ändern sich die Zeiten. Heute bricht der feine Herr ein Gepräch auf der Strasse mit den Worten:”Du, ich muss echt los, ich hab noch einen Termin…..” ab.

    ;-))

  4. @Anton

    Alles ist gut….. War nur irgendwie lustig heute morgen, und dann noch die Kommentare zu Deiner Vergangenheit obendrauf. Konnten wir uns nicht verkneifen…. Einen sonnigen Abend…. ;-)

    PS: Wir waren schlimmer als Du

Kommentare sind geschlossen.