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Die Klarastraße

Für diejenigen, die wissen, dass die Pianistin Clara Schumann ohne K im Vornamen geschrieben wird, liegt die Vermutung, die Klarastraße in der Radeberger Vorstadt sei nach ihr benannt, erst einmal nicht nahe. Das weiße Hinweisschild gibt dann Gewissheit: Die Klarastraße 1904 wurde nach Frau Schumann benannt.

Verwunschene Schlösschen, Gärten wie gerahmt auf der Klarastraße
Verwunschene Schlösschen, Gärten wie gerahmt auf der Klarastraße

Die falsche Schreibweise ist ein bekannter Fehler, der nie behoben wurde. Dabei berechtigte die bewegte Biografie der prägenden Ausnahmekünstlerin durchaus zu respektvoller Korrektheit. Aus Gründen der ausgleichenden Gerechtigkeit sind im Folgenden einige wortanfänglichen K’s durch C’s ersetzt. Viva Clara!

Clara könnte, wenn sie noch lebte, noch mehr beanstanden: Grenzt doch die nach ihr (falsch) benannte Straße direkt an die von Bettina von Arnim. Als unterschätzte und stets im Schatten ihres männlichen Dunstkreises hintan stehende Künstlerinnen befinden sich die beiden theoretisch in guter Gesellschaft. Aber geteiltes Leid verpflichtet noch nicht zur Sympathie.

Die beiden schillernden Persönlichkeiten waren sich nicht sonderlich grün. Ursprünglich hatte die jüngere Clara an der “geistreichen, feurigen” Bettina nichts auszusetzen. Erst als diese die Pianistin in ihrer Abwesenheit in illustrer Runde als eine “der unausstehlichsten Künstlerinnen, die ihr je vorgekommen” bezeichnete, platzte Clara der Cragen und sie schrieb Bettina als “verrückte Frau” ab.

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Die letzte Dresdner Wohnstatt von Clara Schumann befand sich nicht auf der Klara-, sondern auf der Reitbahnstraße
Die letzte Dresdner Wohnstatt von Clara Schumann befand sich nicht auf der Klara-, sondern auf der Reitbahnstraße

Im Stänkern schien Bettina, siehe “Blutwurst”-Skandal, ein gewisses Talent an den Tag zu legen. Dass es die großmäulige Bettina nur auf den Fünfer, Clara dagegen auf den Hundertmarkschein schaffte, bewahrt letztere wohl ebenso wenig vor unterirdischer Rotation wie eine ihr zu Ehren benannte Straße mit falschem Anfangsbuchstaben.

So viel zum Konfliktpotential. In Beschaulichkeit steht die Clarastraße der Bettinastraße in Nichts nach. Verträumte Schlösschen, Gärten wie gerahmt. Auf den Gehwegen wurden noch keine Laubbläser von der Kette gelassen. Sie liegen voll raschelnder Blätter, vom Herbst verschwenderisch gefärbt. Ab und an fällt eines wie von weit her aus einem Rilkegedicht. Es könnten dieselben Bäume sein, die Clara … Nein!

Den letzten Notruf längst erlebt und dennoch gebraucht: alter Feuerwehrbus auf der Klarastraße
Den letzten Notruf längst erlebt und dennoch gebraucht: alter Feuerwehrbus auf der Klarastraße

Denn geboren wurde Clara, die Tochter von Mariane und Friedrich Wieck, in Leipzig. Mit neun Jahren gab sie im Gewandhaus ihr erstes Conzert. Eine Leistung, an der der strenge und engagierte Vater maßgeblich beteiligt war. Clara verliebte sich ausgerechnet in einen talentierten, aber finanziell nicht besonders aussichtsreichen Schüler des Vaters: Robert Schumann. Der Vater reagierte auf die sich anbahnende Beziehung mit Ablehnung und versuchte sie unter Strafe zu unterbinden. Als sich die Tochter nicht vom Heiratsplan abbringen ließen, verbat er ihr das Elternhaus und warf ihr bei ihren Conzerttourneen Cnüppel zwischen die Beine.

Ganz unrecht hatte er mit seinen Sorgen nicht: Robert nahm etliche von Claras Compositionen in seine Hefte auf – und gern einen Schluck zuviel. Am liebsten sah er die neidvoll beäugte Gattin am Herd und vertrieb sie zu seinen “Arbeitsstunden” vom Clavier, sodass sie nach der Hochzeit kaum noch Zeit für die geliebte Musik fand.

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Türmchen und Erker, Moos zwischen Kopfsteinpflasterrillen. Die Klarastraße hat Charme.
Türmchen und Erker, Moos zwischen Kopfsteinpflasterrillen. Die Klarastraße hat Charme.

In Dresden hatte Clara mehrere Auftritte, bevor sie 1844 gemeinsam mit Robert auf die Waisenhausstraße zog. Ein eigenes Zimmer gewährte ihr genug Zeit für die Musik und Abstand zu ihrem schwermütigen Mann, der in Dresden keine Anstellung fand. 1850 zog die um drei Kinder bereicherte Familie (ein viertes verstarb im Kleinkindalter) nach Düsseldorf, wo Robert als Städtischer Musikdirektor arbeitete. 1856 verstarb er zwei Jahre nach seinem Selbstmordversuch, einem Sprung in den Rhein, in einer Bonner Nervenheilanstalt.

Tröstlich sei erwähnt, dass bereits vor dem Umzug nach Dresden die verhärteten Fronten zwischen Clara und ihrem Vater erweicht werden konnten und sich beide aussöhnten. Auch die Angst der Pianistin, sie könnte in Vergessenheit geraten, hat sich nicht bewahrheitet. Ich schlendre jetzt nach Haus’ und lausche der Romance varié pour le Piano op. 3. Ach, Clärchen.

auf der Klarastraße
auf der Klarastraße

Klarastraße

Straßen und Plätze im Ortsamtsbereich Neustadt

3 Kommentare

  1. Moos zwischen Kopfsteinpflasterrillen? Das wächst doch wohl eher in den Rillen, dazwischen liegen schließlich die Kopfsteinpflastersteine selbst.

  2. Ein hübscher Artikel, den ich mit Vergnügen gelesen habe!
    Darf ich trotzdem auf ein paar Fehler im Hinblick auf die biographischen und die Lebensdaten aufmerksam machen?
    Claras Vater Wieck trug den Vornamen Friedrich, nicht Ludwig. Der Umzug der SCHUMANNS von Dresden nach Düsseldorf erfolgte erst im Herbst 1850, nicht schon 1849, und Robert Schumann starb auch in keiner Heilanstalt in Düsseldorf, sondern Ende Juli 1856 in der privaten Heilanstalt des Dr. Richarz in Bonn, wohin sich Schumann Anfang März 1854 nach seinem Selbstmordversuch im Februar auf eigenen Wunsch hatte einweisen lassen.
    Mit herzlichem Gruß,
    Ihre Ingrid Bodsch

    Projektleiterin des Schumann-Netzwerks, vgl. http://www.schumannportal.de

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