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Von einem Zigarettenstummel und dem Karussell

Aschenbecher
Aschenbecher
Es ist dunkel. Draußen wird es wohl regnen. Denn leise plätschern die Tropfen gegen die Scheibe, die irgendwo am Ende des Raumes sein muss. Zu sehen ist davon nichts, denn Licht gibt es nur selten in dem Raum, dafür jede Menge Kartons. In einem dieser Kartons liegt ein kleiner Aschenbecher, der von vergangenen Tagen träumte. Denn er ist ein besonderer Aschenbecher. Komplett aus Metall fasst sein bauchiges Inneres eine Vielzahl an ausgedrückten Zigarettenstummeln. Selbst für das Ende einer Zigarre wäre Platz. Bis zur Hüfte ist er schwarz darüber schimmert er silbrig, ein bisschen sogar noch in dieser dunklen Kiste und dem unbeleuchteten Raum. Ganz obendrauf thront ein schwarzer Plastikknopf.

Was waren das für Zeiten, als er mitten in der Gaststube auf dem schönsten Tische stand. Raucher hoben behutsam ihre Zigaretten an ihn heran, klopften leise an und dann fiel ein Stückchen Asche auf die silberne Scheibe. Je nach Spieltrieb des Rauchers betätigte er sofort den den schwarzen Knopf oder eben erst am Ende der Zigarette. Mit etwas Kraft musste der Knopf nach unten gedrückt werden. Dies löste einen Mechanismus aus, der die silberne Scheibe in eine Drehbewegung versetzte und nach unten bewegte. Den Gesetzen der Fliehkraft folgend verteilte sich die Asche und die Zigarettenstummel im dicken Bauch des Aschenbechers. Und das soll nun alles vorbei sein.

Der Anfang vom Ende kam an einem Nachmittag. Der kleine Aschenbecher thronte stolz auf dem besten Tisch des Cafés als mit einem Schwung die Tür aufging und eilig ein junger Mann hineinstürmte. Leider sind Aschenbecher nicht der menschlichen Sprache mächtig. Sonst hätte er laut aufgeschrien und wild protestiert. Der junge Mann brachte einen ganzen Stapel schnöder anderer Aschenbecher mit. Solche, die nach zwei, drei Zigaretten schon total voll aussehen und mühsam vom Personal ausgewechselt werden müssen. Außerdem hatte er noch etliche Werbeplakate dabei und wahrscheinlich auch einiger dieser modischen Zündhölzer. Der Kneipenchef war jedenfalls sofort Feuer und Flamme, spendierte dem Besucher einen Espresso und versprach, dass er ab sofort nur noch die mit billiger Reklame bedruckten Schälchen auf die Tische stellen wolle. Und tatsächlich, wenig später schickte er einen Angestellten, der die lustigen Drehaschenbecher einsammelte, sie noch einmal gründlich reinigte und in einem Karton verstaute.

Dann war es dunkel, der kleine Aschenbecher fürchtete sich erst ein wenig, als er gemeinsam mit den anderen plötzlich angehoben und fort getragen wurde. Schließlich landeten sie in dem dunklen Abstellraum und wissen nicht mehr weiter. Nun sind die plätschernden Regentropfen an der Scheibe ihre einzige Abwechslung. Ihnen bleibt nur die Hoffnung, das die bunt bedruckten Schälchen zahlreich von den Gästen entwendet werden. Denn zum einen hat das in der Neustadt schon Tradition, zum anderen wäre das für sie die Chance endlich mal wieder im Mittelpunkt zu stehen.

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