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Winterreifen, Nebenjobs und ein Kirschbaumbett

Es ist ein Ort des Chaos. Wild verteilt hängen Zettel herum. Große und kleine. Rote, grüne, weiße, meist mit schwarzer Schrift. Manche schon etwas vergilbt andere aus glänzendem und gestärktem Papier. Im Supermarkt auf der Alaunstraße hängt im Eingangsbereich ein so genanntes Schwarzes Brett, dass zwar überhaupt nicht schwarz ist, dafür mit jeder Menge Informationen dienen kann. Wenn ich wollte, könnte ich mich hier komplett eindecken. Zuerst ein Auto, da hätten wir einen Ford für rund 2 000 Euro, oder doch lieber einen billigeren BMW, aber ach, der ist ja gar nicht fahrbereit, na egal, die Winterreifen gibt es auch noch dazu, deren Markenzeichen heißt „Ultra Grip“.

Den wünschte ich mir für meine Schuhe auf den schlecht gestreuten Neustädter Fußwegen. Hm oder erstmal ne Nummer kleiner, statt Auto kann ich auch einen Kinderwagen haben, das sportliche dreirädrige Modell „Jogger“ soll nur 120 Euro kosten. Amüsiert registriere ich, wie eine junge Frau mit auffallend dickem Bauch neben mir die Telefonnummer dieses Angebotes in ihr Handy tippt.

Die übergroße Mehrheit der Angebote an dem nichtschwarzen Schwarzen Brett sind aber Wohnungsanzeigen, sowohl im Such- als auch im Angebotsbereich. Doch was soll das denn? Da bietet jemand ein WG-Zimmer in der Johannstadt. Der versucht doch nicht ernsthaft Neustadt-Bewohner zum Abwandern zu bringen? Na, wenn das jemanden interessiert, dann kann er auch gleich das Bett in Kirschbaumoptik mitnehmen, denn das sieht auf dem Foto so gruslig aus, dass ich es am liebsten abreißen und wegschmeißen würde. Aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und ich habe auch nicht das Recht, dieses Gesamtkunstwerk zu verändern.

Dann etwas versteckt hinter semiprofessionellen Wohnungsanzeigen finde ich einen ganz traurigen Zettel. Da wurde jemandem in der Scheune offenbar der Rucksack gestohlen. Darin hatte er sein Notebook mit der Arbeit eines ganzen Jahres und versucht nun an das Gewissen des Diebes zu appellieren. Mich beschleicht das Gefühl, dass auch dieser Zettel hier wohl nicht viel helfen wird.

Und letztendlich fällt mein Blick noch auf einen kleinen grünen Zettel. Der verspricht mir die Gelegenheit das nötige Kleingeld zu verdienen, um die ganzen anderen schönen Sachen kaufen zu können: Mit einem Nebenjob als Naturheilkundler.

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