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Von schwarzer Kohle und heißen Öfen

Königsbrücker - Anfang der 90er
Königsbrücker – Anfang der 90er
Hoppla, was landet denn da vor meinen Füßen? Mit reichlich Schwung ist soeben der Laster um die Ecke gebogen und hat einen Teil seiner Last verloren. Und diese rollte mir nun in ihrer ganzen schwarzen Pracht vor die Füße. Eine Kohle, manche mögen auch Brikett sagen, doch dafür ist sie zu klein. Nur was mag der Kohle-Laster in der Neustadt wollen, gibt es denn überhaupt noch Häuser mit Ofenheizung?

Es war vor etwas mehr als zehn Jahren, ich wohnte in der damaligen Otto-Buchwitz- heute Königsbrücker Straße, der größte Teil der Neustadt wurde noch mit Briketts befeuert. Und die großzügige Jugendstilwohnung verfügte über mehrere Kachelöfen und sogar einen Badeofen. Der war recht einfach zu bedienen. Mit Zeitungspapier und trockenem Holz ordentlich anfeuern, dann zwei bis drei große Briketts drauf und nach einer kleinen Weile die Lüftungsklappe schließen. So eingeheizt erwärmte das gute Stück Badewasser für mindestens zwei Personen. Nur leider war der reinigende Effekt des Bades mit dem Entsorgen der Asche wieder dahin.

Äußerst praktisch war auch das im Hausflurboden angebrachte Kellerloch. Falls wir uns den Luxus leisteten Kohlen zu bestellen, konnten die mit etwas Geschick ohne großes Geschaufel in den Keller bugsiert werden. Doch viel romantischer und vor allem billiger waren meine damaligen Streifzüge durch leerstehende Häuser und deren Keller. In den meisten waren noch riesige Kohle-Vorräte, die offensichtlich niemand mehr nutzen wollte. Bewaffnet mit Leiterwagen und Schaufel zogen wir damals im Schutz der Nacht auf Pirsch und leerten so manchen schummrigen Keller.

All dies fällt mir jetzt im Anblick der rollenden schwarzen Kohle wieder ein, doch noch immer frag ich mich, wo denn noch ein Haus steht, dass tatsächlich noch befeuert wird. Die Antwort werde ich erst später, am Abend, finden. Denn im Hebedas werde ich mich gemütlich an den warmen Kachelofen kuscheln, den der fleißige Kellner bereits am Nachmittag angeheizt hat.

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9 Kommentare

  1. Das nenne ich mal spontane Hilfe!
    Hm huuh, und irgendwie ist das auch gruselig … gerade heute! :mrgreen:

  2. Ich hatte letztens einen lautstarken Disput über den Begriff “ Leiterwagen „. Was soll das sein? Stellt man da eine Leiter drauf? Zieht man das Ding mit einer Leiter? Besteht es aus alten Leitern? Oder ist einfach ein HANDWAGEN gemeint? eieiei :)

  3. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn sich die Institution „Kohlen-Lothar“ den Rücken gebuckelt hat und die Kohlen-Wagen mit Schulter-Riemen!! zog.
    Den Führererschein hat er wohl nie durchgestanden.
    Was ist eigentlich aus ihm geworden?
    Letzer Wissensstand: Fahrstuhlführer in der Yenize…, oder belächelt er inzwischen un(ter)irdisch-seelig-amüsiert das Treiben?
    Kohle-Öfen gibt es bspw. noch in den Häusern der Kamenzer Straße 30 und auch um den Martin-Luther-Platz herum wird noch heftig gequalmt.

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