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Wohnungen statt Leerstand

Von einem traurigen Ende eines niedlichen Ladens

Bösartig schreit mich ein Plakat vom Schaufenster aus an. „Räumungsverkauf“ brüllt es mit fetten Lettern, mir rutscht das Herz in die Hose. Nein, nicht der Basar in der Louisenstraße, einer meiner Lieblingsläden.
Hier hab ich immer die schönsten Geschenke für meine Lieben gefunden. Ringe, Kerzen, Ohrstecker oder kleine Anhänger. Hier hat der berühmte Eisengraf seine Kunstwerke ausgestellt. Zur bunten Republik schweißte der Stahlkünstler vor großem Publikum und feuriger Atmosphäre die Silhouette williger Passanten in rostiges Metall. Ich kenne keinen Neustädter, der noch nie in diesem Laden gestöbert hat.

Die Chefin, Petra, war immer für einen kleinen Plausch gut, bei schönem Wetter saß sie oft mit der Zeitung vor der Tür, las und blinzelte in die Sonne. Einmal hab ich mich bestimmt eine halbe Stunde mit ihr über die Gefahren gefärbter Kleidungsstücke unterhalten. Wenn ich mich recht erinnere, hatte sie vor allem vor orange gewarnt. Diese Farbe sei wohl schädlich für die Haut. Mir war das ziemlich schnuppe, da orange nicht zu meinen Favoriten zählt. Doch meine Begleiterin sortierte noch am gleichen Tag ihre Wäsche aus. Petra hat manchmal eine echt überzeugende Art. Auch bei einem Weihnachtseinkauf verführte sie mich. Eigentlich wollte ich nur eine Kleinigkeit, doch Kleines war ihr gerade aus, zumindest was das Geld betraf. Also kaufte ich immer weiter, bis ich genügend Artikel für meinen Grünen zusammen hatte.

Der Basar war für mich als Raucher auch immer eine wichtige Adresse, hier bekam ich meine Feuersteine und Benzin, nicht zu vergessen die legendären Tanks, die meinem Zippo zu einer längeren Brennzeit verhelfen. Und das alles soll jetzt vorbei sein? Nun also Räumungsverkauf. Hm, vielleicht will Petra auch nur ihr Sortiment erneuern? Ein paar Stunden später läuft sie mir auf der Rothenburger Straße über den Weg. Meine letzte Hoffnung erlischt mit ihren Worten. Nach sieben Jahren sei es nun auch mal gut, sie will was ganz anderes machen. Und vor allem erst einmal eine Pause. Was aus dem Laden wird, ist noch nicht so klar, nur sie macht dort auf keinen Fall weiter und das jemand anderes den Basar übernimmt? Nein, nein, sie schüttelt den Kopf, das kann kein anderer. Das glaub ich ihr sofort.

Nachtrag

Im selben Jahr noch zog das Tranquillo an dieser Stelle ein.

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