Juliane Goetzke, Chefredakteurin, steht Rede und AntwortIm tanteleuk, dem Café auf der Louisenstraße, drängen sich die Gäste. Bier und heiße Schokolade wechseln am Tresen den Besitzer, probeweise werden Gitarrensaiten gezupft. Nachdem jeder im Tetrisstil ein lauschiges Plätzchen erobert hat, steht Juliane Goetzke mit ihrem „Baby“ im Rampenlicht. Aufregung und gleichzeitige Erleichterung sind ihr anzusehen. Kurz vor dem Drucktermin wurden in der Redaktion zahlreiche Nachtschichten eingelegt, Seminararbeiten verschoben und Kaffeetassen geleert. Die 20-jährige Studentin ist Chefredakteurin des Magazins Tonic, dessen zweite gedruckte Ausgabe am vergangenen Freitag gefeiert wurde. Ein keckes, hintergründiges Stück Jugendkultur, das im allgemeinen Pressetenor als vielversprechende Konkurrenz zum Riesen „Neon“ gehandelt wird – und diesen Ruf gerne unterschreibt.
Robert Weinhold stellte sich in seinem Text der Frage, ob Samen spenden für ihn in Frage kämeDie Macher von Tonic fanden sich als ihres Zeichens Schreiberlinge von Schülerzeitungen zusammen. Bei Schreibwettbewerben lernte sich der harte Kern der Redaktion kennen und fasste den Entschluss, die journalistische Arbeit nach dem Abitur nicht einschlafen zu lassen. Mittlerweile, sagt Juliane Goetzke, schreiben etwa 130 Menschen für das Magazin. Daraus entsteht eine inhaltliche Vielfalt, die Tonic Jugendmagazinen wie Spiesser oder Neon weit voraus hat. Mit ihrer ersten Printausgabe 2012 erregte das non-profit-Heftchen Aufsehen, Verblüffung und Bewunderung – gedruckte Hefte, angeboten für einen Preis nach Wahl? Zu Zeiten der tintenlosen Lese-Art? Die Mitarbeiter von Tonic trafen mit dem an den Tag gelegten Idealismus ins Schwarze. Da draußen, in den endlichen Weiten unserer Realität, gibt es tatsächlich noch Leser, die Seiten nicht nur wegwischen, sondern umblättern. Im Durchschnitt spendete jeder Leser sogar mehr als die vorgeschlagenen fünf Euro.
Nach dem Erfolg der ersten Auflage von 3000 Exemplaren sammelten die ehrenamtlichen Mitarbeiter Moneten für den nächsten Druck. Das Layout erinnert an das Zeitmagazin, inhaltlich wäre das aber zu kurz gegriffen. Tonic ist ein Magazin von Journalisten für Journalisten. Ein authentisches Sprachrohr, das Fragen und Probleme diskutiert, die auch unbequeme Antworten zur Folge haben können. Menschlich sind die Beiträge, die im tanteleuk von ihrer/m jeweiligen Autor/in gelesen werden, direkt, voll Witz, Wärme und ehrlichem Interesse. Artikel ohne Zensur. Es geht um die Frage, ob man als Mann aus finanziellen und altruistischen Gründen Samen spenden sollte, wie man mit einer Freundin umgeht, die sich eigentlich als Mann fühlt – und was eigentlich diese Generation Y ist, zu der neuerdings alle nach 1980 Geborenen gehören sollen.
Juliane Goetzke ist die Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit im Magazin wichtig. Keine Werbung, keine Geldgeber, alles auf freiwilliger Basis, keine Einschränkung der Themen. Was so gelingen kann, ist ein realistischer Querschnitt durch die konfliktreiche Wahrnehmungswelt einer angestrengten Generation, die sich in einer Flut aus Möglichkeit immer entscheiden muss. Was ist richtig, was wichtig? Dabei lesen sich die Artikel so herzlich und unterhaltsam, keck und provokant, unkompliziert und direkt, dass die Bürde, die der Generation Y in Medien und Forschung oft unterstellt wird, auch als Rucksack voller Spielzeug und Werkzeug durchgehen kann.
Im „tanteleuk“ regnet es Applaus. Nicht nur für die Vorträge, auch für die Musik des Dresdner Singer/Songwriters Rany, der sich mit Trompetenunterstützung sogar an eine poppige Interpretation von „Leise rieselt der Schnee“ wagt. Er erntet mildes Lächeln und verklärte Blicke. Eine fast feierliche Stimmung für *.
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* das Tonic-Magazin möchte sich nicht auf eine spezifische Zielgruppe festlegen. Jedem Artikel … ach, seht selbst: www.tonic-magazin.de
„Rany“ untermalte die Release-Party des Tonic Magazins im Tante Leuk musikalisch
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2 Kommentare
Danke für den schönen Artikel! Der Link im Kasten „Juliane Goetzke steht Rede und Antwort“ geht leider nicht.
Das sollte auch kein Link sein … jetzt ist der Fehler behoben.
Ergänzungen gern, aber bitte recht freundlich.
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Danke für den schönen Artikel! Der Link im Kasten „Juliane Goetzke steht Rede und Antwort“ geht leider nicht.
Das sollte auch kein Link sein … jetzt ist der Fehler behoben.