In der Louisenstraße gibt es ein Haus, in dem neue Neustadt-Babys zur Welt kommen. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kneipenmeile, abgetrennt nur durch das mächtige Vorderhaus und einen grünen Hinterhof, befindet sich hier das Hebammenhaus Dresden.
In diesem Jahr feiert das Team ein besonderes Jubiläum: Vor 20 Jahren, genau genommen am 1. Februar 2005, zog das Hebammenhaus in die Räume eines ehemaligen Ingenieurbüros ein. Seither ist es für viele Frauen und Familien ein Ort der Begleitung, des Vertrauens und der Geborgenheit rund um Schwangerschaft, Geburt und die erste Zeit mit dem Neugeborenen.
Ein Haus mit Geschichte
Aus einem kleinen Team entwickelte sich im Laufe der Jahre eine feste Institution in Dresden. Inzwischen betreuen die Hebammen jährlich rund 100 Geburten – etwa ein Drittel davon direkt im Geburtshaus, die anderen bei den Müttern zu Hause. Familien reisen dafür teils bis zu 50 Kilometer an. Seit der Eröffnung haben die Neustädter Hebammen so mehr als 1.640 Kinder auf dem Weg zur Welt geholfen.
Die Räume sind dabei weit mehr als ein Ort der Betreuung: So gibt es neben einem großen Kursraum auch ein Beratungs- und ein Behandlungszimmer. „Die Nachfrage ist hoch, die Wartelisten sind aber inzwischen weniger überfüllt als in den Anfangsjahren“, sagt Hebamme Hanna Wessel. „Dennoch haben wir hier im Team gut zu tun“, ergänzt Annett Lorenz. Sie ist seit der Gründung vor 20 Jahren mit dabei.
Niedrigschwellige Angebote und enge Zusammenarbeit
Das Angebot reicht von der klassischen Geburtsvorbereitung über Wochenbettbetreuung bis hin zu Kursen für Mütter, Väter und Kinder im ersten Lebensjahr. Nach der Geburt begleiten die Hebammen Familien häufig bis zum ersten Geburtstag des Kindes – anfangs fast täglich, später in größeren Abständen. „Die Arbeit ist vielseitig“, sagt Wessel. Mal habe sie mit Schwangeren zu tun, mal mit jungen Müttern, mal mit Babys, die gerade die ersten Zähnchen bekommen.
Besonderen Wert legen die Hebammen auf eine individuelle, natürliche Betreuung. Meist reichen sanfte Mittel aus, nur rund zwölf Prozent der Geburten werden ins Krankenhaus überwiesen. Dabei arbeitet das Hebammenhaus eng mit dem Diakonissenkrankenhaus zusammen – nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung. So können auch komplizierte Situationen, wie zum Beispiel ein Geburtsstillstand, einfühlsam begleitet werden.
Herausforderungen des Berufs
Hebammenarbeit ist erfüllend, aber auch anspruchsvoll. Die Arbeitszeiten sind oft unregelmäßig, manchmal dauert eine Geburt ein bis zwei Tage. Viele Hebammen bleiben währenddessen durchgängig an der Seite der Frauen. Hinzu kommen hohe Haftpflichtversicherungsbeiträge, die lange Zeit die Existenz vieler Geburtshäuser bedrohten (Neustadt-Geflüster vom 1. Dezember 2022). Erst durch Zuschläge der Krankenkassen konnte die Arbeit abgesichert werden.
Persönliche Wege in den Beruf
Hinter der Institution stehen Frauen mit sehr unterschiedlichen Biografien. Manche kommen aus der Pflege oder aus ganz anderen Branchen. Mitgründerin Annett Lorenz hatte ihre beruflichen Wurzeln in der Textiltechnik. Über die Wochenstation im St.-Joseph-Stift und eigene Geburtserfahrungen fand sie zur Hebammenausbildung.
Für Hanna Wessel hingegen war der Berufswunsch von kleinauf klar. „Ich bin eins von sieben Geschwistern, hab schon als Elfjährige die Arbeit einer Hebamme bei uns zu Hause erlebt“, erzählt sie. Ab dem Zeitpunkt war der Weg vorgezeichnet. Außerdem wollte sie gern außerhalb der klassischen Geburtskliniken arbeiten, so führte sie ihr Weg vor sechs Jahren ins Hebammenhaus und sie hat es bislang keinen Tag bereut.
Jubiläumsfeier
Am Sonntag, 21. September, wird groß gefeiert. Es gibt ein kleines Festprogramm: Die Band Ziganimo spielt, die Hebammen haben einen kleinen Chor vorbereitet, Kinderschminken ist geplant, Kaffee, Limo und Kuchen werden gereicht. Eingeladen sind alle, die hier geboren wurden, aber auch Freunde, Verwandte, Neugierige, werdende Eltern. Los geht’s um 15 Uhr.
Hebammenhaus Dresden
- Louisenstraße 75 (HH), 01099 Dresden
- hebammenhaus-dresden.de