Seit gestern hängen entlang der Königsbrücker Straße weiße Kreuze. Mal wieder, denn mit einer ähnlichen Aktion hatten Unbekannte schon vor sechs Jahren auf den drohenden Baumverlust im Zuge des Ausbaus der Straße hingewiesen.

Die aktuellen Kreuze sind häufig, wie schon vor sechs Jahren mit kleinen Piepmätzen verziert, außerdem stehen Schriftzüge dran mit „Warum?“ oder „Rette mich!“. An allen Kreuzen prangt ein QR-Code, der direkt zur Petition der Bürgerinitiativen „Stadt muss atmen“ und „Königsbrücker muss leben!“ führt. Unter dem Titel „Königsbrücker wird Boulevard“ fordern die Initiativen, die Straße im Bestand zu sanieren. Mehr als 2.000 Personen haben diese Petition mittlerweile unterzeichnet.
Jenny Keck, Sprecherin von „Stadt muss atmen“, sagt dazu: „2.000 Unterschriften in einer Woche zeigen, wie stark der massive Ausbau von 2016 abgelehnt wird. Schon beim Bürgerforum hatten wir 2.500 Unterschriften an die Stadt übergeben – ohne Wirkung.“ Der für die Piraten in den Stadtrat gewählte Martin Schulte-Wissermann von der Initiative „Königsbrücker muss leben!“ sieht die Entscheidung im Stadtrat als einen Schicksalsmoment für die Straße. Seit 27 Jahren setzt er sich für eine lebenswerte Königsbrücker Straße ein. Seiner Ansicht nach würden mit dem geplanten Ausbau fast alle Bäume gefällt und die Gehwege stark verengt werden.

Schulte-Wissermann spricht von einer finalen Entscheidung am kommenden Donnerstag im Stadtrat. Als derzeit letzter Tagesordnungspunkt steht der Antrag einer Gruppe von Stadträt*innen aus verschiedenen Parteien und Fraktionen mit dem Titel „Königsbrücker wird Boulevard“ auf der Liste. Im Stadtbezirksbeirat war der Antrag mit großer Mehrheit (Abstimmung: Ja: 4, Nein: 10, Enthaltung: 3) abgelehnt worden. Auch im Bauausschuss war der Antrag abgelehnt worden.
Für Petition und Antrag wirbt die Neustädter Linken-Stadträtin Anja Stephan. „Die Königsbrücker ist nicht nur Verkehrsraum, sondern auch Boulevard mit Aufenthaltsqualität, Grünzone und sozialer Raum“, so Stephan. Sanieren im Bestand sei nicht nur die wirtschaftlich sinnvollste Lösung, sie erhalte auch einen großen Teil des Baumbestands und mache sicheren und komfortablen Fahrradverkehr sowie breite Gehwege möglich.
Baustart im Sommer 2026
Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) hatte Anfang des Monats den geplanten Baubeginn für die Königsbrücker Straße angekündigt (Neustadt-Geflüster vom 4. September). Damit setzt die Stadtverwaltung nun den Beschluss des Stadtrates von 2016 um (Neustadt-Geflüster vom 23. Juni 2016). Bei der Vorstellung hatte Kühn auch darauf hingewiesen, dass ein Ausbau im Bestand keine Option sei. Damit seien weder Radwege noch barrierefreie Haltestellen oder die benötigten breiteren Gleisabstände umsetzbar. Außerdem müsste ein Großteil der Bäume zwischen Bischofsweg und Stauffenbergallee dennoch gefällt werden, da sich im Wurzelwerk die zu erneuernden Leitungen befinden würden.
Dem hält Schulte-Wissermann entgegen, dass man die alten Leitungen ja nicht anfassen müsse und stattdessen die neuen Leitungen in der Mitte der Straße verlegen könne. Der breitere Gleisabstand sei auch möglich, Bahn und Autos müssten sich dann eben die Spur teilen, dann wäre auch noch genug Platz für Radschutzstreifen.

- Debatten und Berichte im historischen Verlauf unter dem Hashtag „köbrü“.



 
			
			















„Dem hält Schulte-Wissermann entgegen, dass man die alten Leitungen ja nicht anfassen müsse und stattdessen die neuen Leitungen in der Mitte der Straße verlegen könne“…. will er nicht wissen, aber da verlaufen dann die Bahngleise drüber… jetzt reparier mal… eine Windbeutel. Ich finde das mit den Bäumen auch schade, aber man kann nicht alles haben…
Wie auch jetzt passiert dies so selten, das es eine grundhafte Sanierung ist, da faehrt sowieso nix.
Und bei einer Havarie auch nicht, da immer zu befuerchten ist, das die Gleise unterspuehlt werden.
Bei einer bestandsnahen Sanierung muesste man die Baeume nicht faellen, aber da man waehrend den Bauarbeiten auch an den Wurzeln wird rumsaegen muessen, werden das nicht alle Baeume ueberstehen, aber dafuer kann man diese dann aber in der gleichen Sorte an die gleiche Stelle nachpflanzen.
Wenn, wie heute geplant, dort nur noch eine Asphaltwueste statt einer Baumscheibe ist, dann ist es gar nicht mehr moeglich den Alleecharakter wieder herzustellen.
In Dresden gibt es an der Technischen Universität, die Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“.
Was sagen denn Fachleute zur Problematik „Ausbau Königsbrücker Straße“?
Es ist meiner Meinung nach grundsätzlich wichtig und notwendig die Bürger zu beteiligen, aber das letzte Wort würde ich nicht unbedingt Laien überlassen.
Naiv wie ich bin, erwarte ich bei einer wissentschtlichen proffesionellen Herangehensweise auch Weitsicht und keine Augenblicks- oder Bauchentscheidungen.
Die Devise „Stadt muss atmen“ klingt mir dazu auch etwas zu sehr nach Populismus, um ernst genommen zu werden..
@sachse: Schulte-Wissermann führt diesbezüglich gern die Bautzner Straße als Beispiel an, dort ist es auch gelungen, die Bäume zu erhalten.
@Anton
Diese Visualisierungen von der Stadt nehmt ihr ja bei dem Thema immer mal wieder gern hier mit rein. Habt ihr das schon mal selbst mit den tatsächlichen Plänen verglichen?
https://www.uvp-verbund.de/trefferanzeige?docuuid=D874AE8E-2171-46D3-AEEA-8F31113ABD37
Ich find´s alles andere als maßstabsgetreu und teilweise krass verzerrend wirkende Perspektiven, man könnte fast denken, der Fußweg würde eher noch breiter werden ;).
Und bei den Szenarien die die Stadt da so darstellt, stellt es mir echt die Nackenhaare unterm Fahrradhelm auf, das man meinen könnte, nach Fertigstellung 2029 wird die Köni dann in „Alte St. Petersburger“ Straße umbenannt?:
https://adfc-dresden.de/meldung/adfc-erfolg-auf-der-st-petersburger-strase
Dieses Bild sieht man dagegen eher nicht so oft:
https://www.dresden.de/media/bilder/strassenbau/20250821_StadtDD_Koenigsbruecker_STP1_03.jpg
Sollen wir unsere Räder dann lieber tragen oder was ist die Botschaft dahinter?
@Zweiradhecht, stimmt. Vermutlich sollte man sich am besten am Querschnitt orientieren.
Der Fahrradträger hat interessanterweise auch nen Helm auf.
Die ewig gestrigen. Es ist einfach nur noch peinlich. Manchmal könnte man vermuten, das sie gegen alles sind, was längst entschieden ist. Die TU Dresden mit ihrer Fakultät ist nun echt kein Lobby Verein. Da ist fundiertes Wissen und Verständnis vorhanden. Bei den verhinderten ist bestimmt auch etwas gekränkt Eitelkeit vorhanden. Sie sind gegen alles und jedem und haben noch nie etwas erreicht. So, und nun guten und zügigen Bau
Ich finde bemerkenswert, das die zwei wichtigen Kreuzungen Albertplatz und Stauffenberg-Allee kein Teil der Planung sind. Wenn es jedoch um Verkehrsflüsse geht, dann zählt vor allem die Leistungsfähigkeit der Kreuzung. Auf der Strecke hat die Breite der Straße kaum Auswirkungen. Die Lampe brennt auch nicht heller, nur weil man ein dickeres Kupferkabel verwendet. Beim Verkehr bestimmen die Kreuzungen und die Höchstgeschwindigkeit die Flussgeschwindigkeit. Die Höchstgeschwindigkeit ist derzeit offiziell 30 km/h ab Schauburg. Laut Google ist sie im Schnitt 42 km/h tagsüber. Im Berufsverkehr staut es überwiegend an der Stauffenberg-Allee. Stadtauswärts am morgen. Stadteinwärts am Nachmittag. Die Verbreiterung oberhalb der Schauburg kostet Bäume aber bringt flusstechnisch nichts.
Mein Freund der Baum ist tot, alles hat eben ein Ende… nur die Wurst hat Zwei. Die Wurst kommt mir zum Beispiel wenn ich lese, dass nun der Radweg mal wieder misslungen ist. Im besten Fall verweisen wir im Anschluss auf Städte in denen es viel besser für Radfahrer läuft. Wahrscheinlich müssen da auch nie Bäume für Straßenbaumaßnahmen weichen. Vielleicht waren dort aber auch einfach weniger Bäume als im grünen Dresden. Vielleicht sind die Menschen da auch flexibler: wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Sicherer unterwegs ist Mann dann doch vielleicht im Pkw.. am besten SUV.. oder gar Panzer – bis 2029 läuft ja noch viel Wasser die Elbe runter also: Wer weiß!
@dirk söderberg: es geht eben nicht um Flüsse, sondern um die Erneuerung völlig maroder Infra unter und über der Erde. Die meisten alten „Bäume“ sind, wenn man mal genau hinschaut, nur immer wieder gestutzte Krüppel und keine vollen Bäume. Das ist aber fast immer so in Dresden, das geht mit dem steten DVB-Lichtraum-Freischnitt los – krass großzügig, dann „Verkehrssicherungspflicht“, dann „Erziehungsschnitt“ bei Jungbäumen und natürlich das Aussägen von Totholzästen. Meist stehen nur Drittel oder Viertel echter Bäume an solchen Straßen.
Aber ja, das wird eine krasse optische Umstellung, wenn die Rodung vollführt ist. Das muß ja in letzter Fällperiode vor Baustart sein, also bald, vermutlich Januar oder Februar, wenn nicht schon ab Oktober-November. Viele werden erstmals die Gebäude entlang der Straße wahrnehmen usw.
Schön in den Baum getackert! Bitte nächstes mal gleich die Rinde abreißen. Braucht der Baum eh nicht…
gut, dass tomdd wieder genau bescheid weiss, wer die menschen sind, die kreuze anbringen. ein erleuchteter leuchter.
ich finde es gut, noch einmal symbolisch mit den kreuzen aufzuzeigen, was mit den bäumen passiert, denn nicht alle sind so gut informiert, wie die allwissenden.
aber das thema ist wahrscheinlich wirklich durch, dazu hat der planungsprozess zu lange gedauert und stellt ja schon einen kompromiss dar.
obwohl, vielleicht sollte man/frau doch noch einmal über einen vierspurigen ausbau der königsbrücker nachdenken – würde besser zu vierspurigen carolabrücke passen.
@dirk söderberg:
> Die Lampe brennt auch nicht heller, nur weil man ein dickeres Kupferkabel verwendet.
Wenn du die Zuleitung zur Lampe meinst, dann stimmt das nicht -> Widerstands-Bemessungsgleichung. Gleicher spezifischer Widerstand von Cu (z.B.) + gleicher Querschnitt + unterschiedliche Leitungslänge führen zu unterschiedlichen Widerstandswerten im Kabel -> unterschiedliche Stromstärke.
Wenn ich das so lese … Entscheidungsfähigkeit, Entscheidungstoleranz, Umsetzungsgeschwindigkeit und Ergebnisorientierung sind echt nicht so die Stärke von uns Deutschen. Ich persönlich hätte einfach „irgendwann einmal“ gerne einen normal lauten Straßenbelag, einen durchgehend sicheren Fahrradweg von Hellerau bis Stadtzentrum und natürlich weiterhin immer Wasser aus dem Hahn (allg. keine Havarien) … ob da jetzt ne Fahrspur 3,84 oder 2,95m breit ist xyz Varianten der Spurführung oder 130 oder 140 neue / alte Bäume hin oder weg müssen … das ist doch Prio B! ^^enttäuscht / verwundert guck^^
@ hahnemann , jaaaa sehr geil , :)) Du bist hier mein Favorit!! :)) 1 , setzen ……
Danke…….lg
Aus bzw. nach der Ratsentscheidung:
Martin Schulte-Wissermann: „27 Jahre habe ich getan, was ich konnte. Aber nun fällt eine demokratische Entscheidung. Mir war es extrem wichtig, dass dieser Rat noch einmal über die Königsbrücker Straße beschließt.“..
Damit sollte jetzt alles klar sein und Ruhe einkehren, bis der Bau beginnt….