Der Weg zur größten legalen Graffiti-Fläche ist etwas versteckt. Am nördlichen Ende des Parkplatz Elisabeth-Boer-Straße steht ein robuster Quader. Auf der rechten Seite führt eine Treppe zur Straßenbahnhaltestelle. Hinter dem Quader liegt ein zugewuchertes und schon lange stillgelegtes Bahngleis.
Wenn man dort entlang tappert, öffnet sich das kleine Wäldchen zu einer Lichtung, begrenzt von den S-Bahn-Gleisen Richtung Klotzsche und der Brücke der Königsbrücker Straße über ebenjene Gleise.
Zehnte legale Fläche in Dresden
Bei einem Pressetermin stellen Stadtbezirksamtsleiter André Barth, Neustadt-Kümmerer Peter Thormeyer und Sarah Reichelt vom Kriminalpräventiven Rat und Vertreter*innen der Mobilen Jugendarbeit die Fläche vor. Der Amtsleiter hat sogar ein eigenes kleines Graffiti gesprüht – eine Ameise. Es ist der zehnte sogenannte legal plain, eine legale Graffiti-Fläche. Weitere gibt es unter anderem an der Scheune (derzeit eingeschränkt) und im Alaunpark.
„Wir haben die Fläche hier ausgesucht, weil sie schon genutzt wird“, sagt Barth. 14 Monate habe es gedauert, bis man sich mit allen Beteiligten vom Grünflächenamt über Polizei bis hin zur Deutschen Bahn geeinigt habe. Zu den Bahngleisen hin wurden Absperrungen errichtet und Hinweisschilder aufgestellt. Für Sarah Reichelt vom Kriminalpräventiven Rat der Stadt Dresden bieten legale Flächen Chancen, künstlerische Fähigkeiten legal auszuleben.
Die Brücke der Königsbrücker Straße soll in den kommenden Jahren saniert werden. Aktuell wird sie mit Schallemissionsgeräten überwacht, weil die Brücke seinerzeit mit einer ähnlichen Spannbetonkonstruktion wie die Carolabrücke errichtet wurde. Bis zur Sanierung steht die riesige Wand den Sprayern offen – wie es danach weitergeht, ist allerdings noch unklar.
Nähe zur Clubszene
Barth und Kollegen können sich jedoch vorstellen, dass hier dann auch weiterhin eine legale Graffiti-Fläche entstehen könnte, auch ein Skatepark sei denkbar. Immerhin befindet sich das Gelände in der Nähe der Clubszene im Industriegelände.
Mit der Bereitstellung dieser legal plains sollen illegale Graffiti verringert und das Verständnis zwischen Sprayern und Kritikern gefördert werden. Außerdem kann so ein konsumfreier Raum für kreatives Arbeiten entstehen.
Graffiti-Jam am Sonnabend
Um die Fläche bekannter zu machen, findet am Sonnabend, 9. August, von 12 bis 22 Uhr der „Supreme Graffiti Jam“ statt, unterstützt vom Neustädter Sprühzubehör-Laden „Supreme“. Den legal plain findet man über folgende Koordinaten: 51°05’13.5″N 13°45’47.0″E – Google Maps, Dresden-Stadtplan, Openstreetmap.
Sammelcontainer für Spraydosen
Der klobige Quader am Eingang zum Weg verfügt übrigens über einen Einwurfschacht für benutzte Spraydosen. Die Stadtreinigung Dresden übernimmt die regelmäßige Leerung.