In einer Pressekonferenz hat Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) heute die Eckpunkte für die Aufgabenstellung eines Ersatzneubaus der Carolabrücke vorgestellt. Ziel soll ein zügiger, nachhaltiger und städtebaulich integrierter Wiederaufbau der Brücke sein. Dabei sollen alle relevanten Anforderungen an Verkehr, Umwelt, Schifffahrt und Stadtbild berücksichtigt werden.
Der Baubürgermeister erklärte, dass eine innovative und den zukünftigen Anforderungen Dresdens entsprechende Brücke entstehen solle. „Wir wollen keine überdimensionierte Verbreiterung der Gesamtanlage“, so Kühn. Geplant ist der Wiederaufbau als sogenannter Ersatzneubau, mit dem ein Planfeststellungsverfahren vermieden werden könnte. Gegen eine längere Planung und eine Interimsbrücke hatte sich der Stadtrat in der letzten Sitzung mehrheitlich ausgesprochen.
Konkrete Inhalte der Eckpunkte der Aufgabenstellung für den Ersatzneubau sind unter anderem:
- eine möglichst kurze Bauzeit
- sichere und bedarfsgerechte Verkehrsanlagen für Kfz-, Rad-, Fußverkehr und ÖPNV gemäß den Prognosezahlen
- Anbindung des Elberadwegs
- Beibehaltung wichtiger Blickbeziehungen
- Sicherung der Anforderungen der Schifffahrt durch keine weiteren Pfeiler
- Integration Fernwärmeleitung
- robuste, wartungsarme, langlebige und widerstandsfähige Konstruktion

Zur Begleitung des Projekts soll ein Gremium eingerichtet werden, das sich aus Mitgliedern des Stadtrats, Vertretern des Freistaats Sachsen sowie aus verschiedenen Wirtschafts-, Verkehrs- und Umweltverbänden zusammensetzt. Dieses Begleitgremium wird über alle wesentlichen Schritte der Planung informiert und ist beratend tätig – unter anderem bei der Bewertung der Angebote im Rahmen des Vergabeverfahrens. Die Arbeit des Gremiums endet mit dem endgültigen Baubeschluss, der die Objekt- und Tragwerksplanung sowie die Gestaltung der neuen Carolabrücke umfasst.
- Die Stadtverwaltung informiert unter: www.dresden.de/carolabruecke
CDU für vier Autospuren – dreidimensional denken
Die CDU-Stadtratsfraktion in Dresden spricht sich für einen schnellen Ersatzneubau der Carolabrücke aus, der weiterhin vier Autospuren aufweisen soll. Möglicherweise könne man in zwei Etagen bauen und den Fuß- und Radverkehr unter den Brückenzug mit Straßenbahnen und Autos legen. Die Fraktionsvorsitzende Heike Ahnert verweist auf bestehende Rahmenbedingungen, die Anpassungen ermöglichen. Eine grundlegend andere oder gar historische Brücke sei wegen der langwierigen Verfahren nicht realisierbar.
Gesellschaft historischer Neumarkt: Nicht breiter als bisher bauen
Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) hat sich zum Wiederaufbau der Carolabrücke geäußert und fordert, dass ein Wiederaufbau sich in den maximalen Maßen der 1971 fertiggestellten Carolabrücke von 32 Metern bewegen darf. Eine Breite des zweizügigen Ersatz-Neubaus von 39 Metern lehnt die GHND ab. Der Ersatz-Neubau wäre damit sieben Meter breiter als der ursprüngliche Bau. Gemäß den Prognosen der Verkehrsentwicklung ergebe sich keine Notwendigkeit einer breiteren Brücke. Die Breite der vierspurigen Albertbrücke mit zwei Fahrrad- und Fußwegen beträgt zum Vergleich im Übrigen 22,2 Meter. Eine breitere Brücke würde mehr kosten und die Altstadt-Silhouette beeinträchtigen.
Initiative Verkehrswende für autofreie Carolabrücke
Die Initiative stellt fest, dass der Autoverkehr in Dresden seit Jahrzehnten abnimmt, während öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und insbesondere Rad- und Fußverkehr zugewinnen (Neustadt-Geflüster vom 4. April 2025). Eine autofreie und damit schlanke Brücke sei zukunftsgerecht und ließe sich bei geringeren Baukosten schneller fertigstellen. Noah Wolu, Pressesprecher von Verkehrswende Dresden: „Zum einen könnte die Brücke in der Breite in etwa halbiert werden, was die Baukosten um einen zweistelligen Millionenbetrag senken würde. Zum anderen existieren für Straßenbahn- und Fahrradbrücken Förderprogramme auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene, die die für die Stadt entstehenden Kosten um bis zu 75 Prozent reduzieren könnten.“ Die autofreie Carolabrücke könnte damit nicht nur die Mobilitätswende in Dresden vorantreiben, sondern zu einer sozial gerechten Wende beitragen: indem die Einsparungen in Millionenhöhe sinnvoll genutzt werden, um die Kürzungen in den Bereichen Soziales, Gesundheit, Bildung, Kultur und ÖPNV rückgängig zu machen.
Auch aus der Mobilitätsperspektive sei die Idee einer autofreie Carolabrücke richtig. Der seit Jahrzehnten anhaltende Trend zu weniger Autoverkehr werde sich auch in den kommenden Jahren bis zur Fertigstellung fortsetzen, während gleichzeitig ÖPNV, Fuß- und Radverkehr immer bedeutender werden. Die neue Carolabrücke werde das zentrale Puzzlestück der Mobilität in Dresden werden: auf der Süd-Nord-Achse verbindet sie Universität, Hauptbahnhof und Altstadt mit der Neustadt und dem industriellen Norden. Hier verkehren tagtäglich zehntausende Menschen, die möglichst effizient mobil sein möchten. Machbar sei das nur mit einer höheren Taktung der Dresdner Straßenbahnlinien 3, 7 und 8 und einer Fahrradschnellstraße von Süd nach Nord.
BUND: zwei Kfz-Spuren reichen
„Der Ersatzneubau der Carolabrücke ist eine große Chance für eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung, die Mobilitätswende und den Schutz der Dresdner Elbwiesen“, sagt Florian Wendler, Vorsitzender der BUND Regionalgruppe Dresden. Eine schlanke Brückenvariante erfülle alle verkehrlichen Anforderungen, minimiere den Eingriff in die wertvollen Naturräume und verbinde urbanes Leben mit ökologischem Anspruch. „Als BUND Dresden setzen wir uns dafür ein, dass die neue Brücke nicht größer wird als nötig – im Sinne einer lebenswerten, klimafreundlichen Stadt“, so Wendler.
Es brauche Veränderungen an der Brücke: So seien aufgrund aktueller Regelwerke die Rad- und Fußwege beim Ersatzneubau breiter anzulegen als bisher. Zugleich sind die Kfz-Zahlen über die Brücke seit Jahren rückläufig. Eine Brückenvariante mit zwei Kfz-Spuren würde die Anforderungen aller Verkehrsteilnehmenden erfüllen. Der Ersatzneubau biete die Gelegenheit, die Fuß- und Radwege auf Straßenniveau besser an den Elberadweg anzubinden. Zugleich sei die Anpassung der Spuranzahl auf der Carolabrücke ein entscheidender Schritt zur mittel- bis langfristig angestrebten Neuordnung des Stadtraums St. Petersburger Straße und des Straßenzuges Köpcke-, Große Meißner Straße.
Bin ja kein Fan von den anti auto Ideologen, aber wo sie schon recht haben: wenn es darum geht möglichst schnell und günstig wieder viele Menschen über die elbe zu transportieren ist eine autofreie Brücke garkeine schlechte idee
Es tut mir leid, aber niemand, außer vielleicht den Vertretern der CDU, scheint zu begreifen, dass der Verkehr zwischen der Südvorstadt und dem Industriezentrum keineswegs weniger geworden ist, jedenfalls nicht in dem Maße, dass wir uns erlauben können, auf je eine Ausweichspur je Fahrtrichtung zu verzichten. Die Verkehrssituation auf der Könneritzstraße zeigt dies mehr als deutlich, zumal in absehbarer Zeit auch die Nossener Brücke ausfallen wird, von Problemen rund um die Albertbrücke berichtet wird und ich gar nicht erst von den ständigen Debatten um die DVB anfangen will. Wer gerne autofrei über die Elbe möchte, kann gerne auf die Augustusbrücke ausweichen.
Der Verkehr wird nicht weniger werden. Es entstehen neue Arbeitsplätze im Norden der Stadt. Neue Wohngebiete werden gebaut. Die Infrastruktur in Dresden ist eine Katastrophe. Die Stadt streitet um die Verlängerung des ÖPNV in den Norden. Kein Geld da, sagt man. Gerade da muss man mit Schulden in die Zukunft investieren. So wie man aber die Stadt kennt, wird in 10 Jahren über eine Anbindung diskutiert. Das ist leider zu spät, wie bei fast allen Entscheidungen dieses provinzielles Stadtrates . Die gleichen peinlichen Diskussionen finden gerade wegen der Carola Brücke statt. Natürlich ist der Verkehr vor und nach der eingestürzten Brücke weniger geworden. Die Verbindung ist ja auch weg. Aber rings herum ist der Verkehr keine Katastrophe. Herr Kühn von der Grünen tut noch sein übriges dazu. Im Grossen und Ganzen ist das ein Posse, was in dieses Stadt passiert. Ein völlig lethargischer Oberbürgermeister und einer von Ideologien besserer Baubürgermeister ruinieren die Stadt weiter.
Was ich nicht verstehen kann bei dieser Debatte, warum wird kategorisch ausgeschlossen, die historische Brücke wieder aufzubauen? Die Pläne und statischen Berechnungen sind alle noch vorhanden also würde ein kostenintensives und kostspieliges Planfeststellungsverfahren wegfallen. Die neue historische Brücke würde sehr gut nach Dresden passen. Und der Einwand mit dem zusätzlichen Brückenpfeiler ist Unsinn, die Albertbrücke hat auch einen zusätzlichen Pfeiler wie die historische Brücke und das stört die Schifffahrt auch nicht!
Als die Carolabrücke während der Baumaßnahmen einspurig war, erinnere ich mich mit Grausen zurück an die Staus bis zum Albertplatz.
Von daher halte ich nichts von nur einer Spur pro Richtung.
Das dresdner Verkehrskonzept zielte seit der Nachwende (seit 1994) klar auf eine Bündelung und Verteilung des Zentrumsverkehrs auf den 26er-Ring – also Albert- und Marienbrücke wie jetzt. Die Innenstadt im Ring sollte aus guten Gründen keinen Massen- und Durchgangsverkehr anziehen und dort hindurchleiten. Die Nord-Süd-Achse mit der raumfressenden Schneise Petersburger war einst ein Fehler und immer auf Rückbau oder Minderung ausgerichtet. Wie auch um Albert- und Köpckestraße wären damit große städtebauliche Potenziale hebbar, nur so kann die kriegsgeschädigte Stadtstruktur repariert und etwas geheilt werden. Von 1949 bis 1971 gabs auch keine Carolabrücke, und erst seitdem eine Nord-Süd-Schneise. Vor 1895 gabs auch keine Carolabrücke. Heute sind 50% des Autoverkehrs in DD aus den Landkreisen drumrum, die Stadtbewohner dürfen täglich den Wahnsinn ertragen, Abgase einatmen, krank werden, Staub, Abrieb und Lärm ertragen. Die Stadt-CDU macht also Lobbypolitik für Fremde. Eine neue stadtverträgliche Brücke muß maximal zweispurig sein, um keine Überbelastung des Stadtzentrums durch vermeidbare KFZ-Verkehre erneut anzuziehen – im Fachjargon: zu induzieren. Man sollte eher Fachleute der TUD hinzuziehen, als den Laien der Ratspolitik das letzte (wieder verfehlte) Wort zu lassen. Es hat nichts mit Demokratie zu tun, wenn Laien aus dem Bauch das Falsche tun. Und die Stadtgesellschaft muß den gestalterischen Entwurf wählen.
@Nils Pellnat: Lies Dir mal hier die Anlage 3 durch, da hat sich das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt dazu geäußert. Ganz sicher, und dies würde ich mit 100% so sehen (obwohl man mit absoluten Aussagen ja bekanntlich vorsichtig sein soll), wird es keinen zusätzlichen Strompfeiler geben. Im Wasserstraßen-Infoservice kann man sich dies auch anschauen, dort findet in der Kurve quasi ein Spurwechsel statt. Da wird die Bundeswasserstraße ganz sicher zu wichtig sein, als das wir Dresdner da einen zusätzlichen Pfeiler in die Elbe setzen dürfen. Und was vor 80 Jahren (!) da mal war, hat heute für die zuständigen Ämter keine Relevanz. Auch wenn es keine Rolle spielt, aber verwendungsfähige Pläne der Brücke von vor 130 Jahren (und statische Berechnungen) gibt es bestimmt nicht. Ist aber auch egal, weil es die Variante nicht geben wird. Wir können froh sein, wenn man uns einen Strompfeiler an der heutigen Stelle ggf. wieder genehmigt und uns ein „Rotes Wunder“ (und m.M.n. andere Varianten mit Oberbau) erspart bleibt ;-)