Polizeirat Jürgen Kunath, Leiter des Polizeireviers Dresden-Nord, stellte am Montagabend in der Sitzung des Stadtbezirksbeirats Neustadt die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2024 vor. Im Stadtbezirk wurden insgesamt 6.914 Straftaten registriert, das sind 1,62 Prozent weniger als im Vorjahr.
Die Aufklärungsquote lag bei 49,7 Prozent. Auch die Häufigkeitszahl, also die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner, sank im Vergleich zu 2023. Damit liegt die Kriminalitätsbelastung unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre und zeigt insgesamt eine stabile Entwicklung.
Verteilung der Straftaten und auffällige Entwicklungen
Den größten Anteil an der Gesamtkriminalität machten auch 2024 wieder Diebstahlsdelikte aus: 42,88 Prozent aller registrierten Fälle. Dieser Bereich verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Anstieg.
Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit – darunter unter anderem Körperverletzungen – machten 14,01 Prozent der Fälle aus. Diese Deliktgruppe ging um 11,02 Prozent zurück. Die Zahl der Raubstraftaten sank besonders deutlich um 39,62 Prozent und lag damit unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.
Anstieg bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
In einem anderen Deliktbereich zeigte sich hingegen ein auffälliger Anstieg: Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stieg im Vergleich zu 2023 um 52,78 Prozent. Laut Polizei ist dieser Anstieg unter anderem auf eine Erweiterung des Straftatbestands, eine höhere Anzeigebereitschaft und eine stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung zurückzuführen. Gleichzeitig wird betont, dass keine signifikante Verschlechterung der Sicherheitslage im öffentlichen Raum festgestellt wurde. Die Aufklärungsquote lag hier bei 82,7 Prozent.
Tatverdächtige und Jugendkriminalität
Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen belief sich im Jahr 2024 auf 2.470 Personen, was einem Rückgang um 5,83 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger betrug 34 Prozent. Insbesondere bei Jugendlichen und Heranwachsenden war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen: Die Zahl der verdächtigen Heranwachsenden ging um 17,67 Prozent zurück, die der Jugendlichen um 9,09 Prozent. Bei Kindern wurde eine leichte Zunahme festgestellt.
Insgesamt verzeichnete die Jugendkriminalität einen Rückgang um 28,59 Prozent. Zwar stiegen die Diebstahlsdelikte geringfügig an, dafür gingen Körperverletzungsdelikte sowie Raubtaten im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück. Auch hier liegt das Kriminalitätsniveau unter dem langjährigen Mittel.
Rauschgift, Straße, Gewalt
Im Bereich der Rauschgiftkriminalität wurde 2024 ein Rückgang um 31,55 Prozent gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Die Fallzahlen lagen deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Allerdings weisen andere Daten – etwa der Suchtbericht der Landeshauptstadt – auf einen anhaltend hohen oder sogar steigenden Konsum von Substanzen wie Crystal Meth, Kokain und Amphetamin hin. Mögliche Auswirkungen der Teillegalisierung von Cannabis werden ebenfalls in der Bewertung berücksichtigt.
Bei der Straßenkriminalität zeigte sich ein leichter Anstieg um 3,64 Prozent. Dennoch bleibt das Niveau deutlich unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre und liegt weiterhin unter den Werten der Jahre 2015 bis 2019. Die Gewaltkriminalität insgesamt ging um 10,44 Prozent zurück. Dabei sank insbesondere die Zahl der Raubdelikte, während es bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen einen Rückgang von 7,41 Prozent gab.
Kriminalitätsschwerpunkte und polizeiliche Maßnahmen
Zum 1. April 2025 wurden zwei bisherige Kriminalitätsschwerpunkte aus der Liste herausgenommen: der Alaunplatz mit dem angrenzenden Alaunpark sowie der Bereich Rothenburger Straße/Görlitzer Straße, bekannt als „Schiefe Ecke“. Diese Entscheidung basiert auf einem kontinuierlichen Rückgang der Fallzahlen seit dem Jahr 2021.
Die Polizei sieht die positive Entwicklung als Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen zahlreicher Akteure im Stadtteil, darunter die Initiative „Nacht(sch)lichter“, der Gemeindliche Vollzugsdienst, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter von Safe DD, die mobile Jugendarbeit sowie Einrichtungen wie der Scheune und dem Gewerbe- und Kulturverein.
Trotz dieser Fortschritte bleibt die Äußere Neustadt ein besonderer Fokus der polizeilichen Arbeit. Insbesondere der Bereich Bautzner Straße/Alaunstraße sowie der Albertplatz gelten weiterhin als belastet. Hier seien laut Polizei keine vergleichbaren positiven Entwicklungen feststellbar. In diesen Bereichen sind auch für das Jahr 2025 lageangepasste Präsenz- und Kontrollmaßnahmen vorgesehen, unter anderem mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei Sachsen. Dabei soll weiterhin auf kommunikative und deeskalierende Einsatzstrategien gesetzt werden.
Sicherheitsgefühl der Bevölkerung
Neben der objektiven Kriminalitätsstatistik berücksichtigt die Polizei auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Grundlage hierfür ist eine regelmäßig durchgeführte Bürgerumfrage der Statistikstelle der Landeshauptstadt Dresden, deren aktuelle Ergebnisse aus dem Jahr 2024 nun vorliegen. Die Umfrage soll dabei helfen, ein umfassenderes Bild über die Lebenssituation und das Sicherheitsbedürfnis der Menschen im Stadtteil zu erhalten.
Diese Daten werden zunehmend in die strategische Polizeiarbeit einbezogen. Ziel ist es, sowohl die tatsächliche Sicherheitslage als auch die Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger in die zukünftige Ausrichtung der Maßnahmen einzubeziehen. Die Polizei kündigte an, ihre Aktivitäten in der Äußeren Neustadt auch weiterhin flexibel an die jeweilige Lageentwicklung anzupassen und das Gebiet insgesamt nicht aus dem Blick zu verlieren.