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Starkes Atelier geht ins letzte halbe Jahr

Vor 20 Jahren, genauer 2003, haben Günter und Christine Starke ihr Fotoatelier auf der Louisenstraße eröffnet. Nun werden sie ihr Geschäft schließen. „Es sind wirtschaftliche und Altersgründe“, sagt Christine, die mit 72 Jahren die jüngere der Beiden ist. „Ich werde ja dieses Jahr schon 80“, sagt Günter.

Christine und Günter Starke vor ihrem Atelier in der Louisenstraße 6.
Christine und Günter Starke vor ihrem Atelier in der Louisenstraße 6.

In der Neustadt heimisch und auch beruflich tätig sind die beiden schon viel länger. Vor allem Günters schwarz-weiß Bilder des Viertels in den 1980er Jahren haben schon eine gewisse Berühmtheit erlangt, veröffentlicht in mehreren Kalendern und Büchern, zieren sie viele Wohnungen in der Neustadt. Und Christine hatte vor ein paar Jahren eine wunderbare Liebeserklärung an die Neustädterinnen herausgebracht: Die Selbständigen.

2003 ergab sich die Gelegenheit, die Vorbesitzerin des kleinen Ateliers in dem Neubau der Louisenstraße 6, wollte sich in den Ruhestand zurückziehen, so übernahmen Christine und Günter das Lädchen. „Es war schon immer mehr als nur ein Fotostudio“, sagt Christine. Regelmäßig habe es Ausstellungen gegeben, und der kleine Raum sei auch zu einer Begegnungsstätte geworden. „Wir haben bewusst auf einen Verkaufstresen verzichtet“, ergänzt Günter, der auf die schmucke Lehmwand hinweist, die Ausstellung von Studio-Räumen trennt. Thomas Hoepker haben sie ausgestellt mit Schwarz-Weiß-Fotografien der 50er, 60er Jahre, Christoph Busse und Beba Lindhorst, um nur ein paar Namen in den Raum zu werfen.

Anfangs waren Pass- und Portrait-, aber auch Familienbilder aus dem Studio stark nach gefragt gewesen. „Der Ort war gut bekannt, unsere Vorgängerin hatte einen super Ruf“, sagt Christine. Auch Reproduktionen haben sie hier angefertigt. Im Laufe der Jahre hat sich die Foto-Technik immer weiter entwickelt. In den Behörden stehen jetzt Passbilder-Automaten, die zwar nicht schön, aber eben zweckmäßig fotografieren. „Teilweise machen die Leute heute ihr Passbild mit dem Handy“, sagt Günter und Christine ergänzt, dass sich das Geschäftsmodell der Portrait-Fotostudios überlebt habe.

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Allein von dem Geschäft hätten beide ohnehin nicht leben können. „Es gab immer auch andere Foto-Aufträge, die wir verfolgt haben“, sagt sie. Aber nun lohne es einfach nicht mehr, das Geschäft hier weiter zu führen und für die Ausstellungen finden sich auch andere Räume.

Von Ruhestand wollen sie beide jedoch nichts hören. Christine hat noch einige Projekte in Planung und Günter ist im Fotoforum mit aktiv. Die letzte Ausstellung, das wird dann die 49. hier in der Louisenstraße sein, die ist schon geplant. Am 30. Mai ist dann zum letzten Mal geöffnet.

Im Hinterzimmer befindet sich das Fotostudio.
Im Hinterzimmer befindet sich das Fotostudio.

Starke Fotografen

  • Louisenstraße 6, 01099 Dresden
  • Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 10 bis 18 Uhr, Sonnabend 10 bis 13 Uhr.
  • Telefon: 0351 8010864

3 Kommentare

  1. Liebe Christine, lieber Günter- „Rudern zwei ein Boot“, das von euch beiden geliebte Gedicht von Reiner Kunze- nicht nur als Motto einer eurer Ausstellungen, sondern bezogen auf euer Leben- das hat so viel mehr Menschen etwas Wertvolles mitgegeben.
    Uns hat es in einer schweren Zeit großer persönlicher Umbrüche Trost gegeben, zu wissen, ihr wart da mit eurer Güte und Würde.
    Wir danken euch fürs Dasein und sind traurig, dass ein weitere Anker hier verschwindet.
    Norman & Annett

  2. Liebe Christine, lieber Günter,
    traurig ists, wenn etwas Großes zu Ende geht. Und ich wünsche euch, dass ihr auch an „unsteten“ Orten Gelegenheit haben werdet, eure Sicht auf Mensch und Welt im Bild festzuhalten und zu präsentieren.
    Ein Missverständnis gilt es in dem Beitrag über euch auszuräumen: Ihr habt euch nicht 20 Jahre allen Schwierigkeiten entgegengestellt, weil es sich „gelohnt“ hätte, und nun „lohne“ es eben nicht mehr. Ihr habt euch nicht aufs nur „Fotografieren“ beschränkt, sondern einen Ort in der Neustadt gegründet und 20 Jahre lang am Leben erhalten, der für Freunde, Familie und Kunden ein Kommunikationsort geworden war, ihr habt Vertrauen geschaffen, das es für ein gutes Porträt unbedingt braucht. Und bei aller technischen Möglichkeit, sich selbst abzulichten, ist genau dies der Verlust. Einen Auslöser drücken kann jeder. Und dann?
    Die StarkeFotografen werden der Neustadt fehlen.
    Trotz allem: alles Gute wünscht euch
    Gis

  3. Christine und Günter – Ihr habt der Dresdner Neustadt nicht nur ein Gesicht gegeben, sondern seid selbst Teil des Viertels. Das heißt, Euch kann man direkt ansprechen, Ihr steht immer für stadtteilspezifische Themen bereit und Ihr liebt Euer Viertel von ganzem Herzen. Ob in der Lehre im Mediencollege, in den vielen Atelierausstellungen oder Euren zahlreichen sozialdokumentarischen Fotografien, die Ihr zu den Menschen in der DDR und im Heute erschaffen habt, reflektiert Ihr über unsere Gesellschaft auf einzigartige Weise. Ihr reiht Euch damit in die DokumentatorInnen unserer Zeitgeschichte, wie Evelyn Richter, Helga Paris und Christian Borchert ein. Danke dafür und Danke, dass Ihr mit Eurem Atelier unsere Kulturszene so großartig bereichert.
    Dr. Ulrich Hübner vom kunstgehaeuse

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