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Patina und Sechsecke – Designmanufaktur Haaase

Papier ist geduldig – als Tagebuch, aber auch als Schneidebrett. Da zeigt es sich wehrhaft gegen Zwiebelgeruch, Spülgänge und Bakterien. Das macht sich der Designer Simon Haase zunutze und entwirft daraus seine sechseckigen “Bretttchen”, mit dreimal T. Für seine Designmanufaktur hat er auch seinem Nachnamen ein A addiert. Sein Studio ist ein Sammelsurium von Objekten mit Erzähldrang.

Designer Simon Haase
Designer Simon Haase

Im Bau des Haasen

Treppab geht es, wie hinein in den berühmten Kaninchenbau, in das Reich des “Haaasen” an der Leipziger Straße gegenüber des Puschkin. Das Studio liegt im Souterrain. Die hier versammelten Möbel sind zwar größtenteils alt, jedoch nicht verstaubt.

Der gelernte Tischler weiß sie zu pflegen und sie zeitlos zu inszenieren: “Ich mag Beständigkeit.” Lederbezogene DDR-Sporthocker, Rollschränke aus den Zwanzigern, Stahlregale. Die knautschigen Sitzsäcke auf dem Teppich sind aus Leder recycelt: eine zweite Haut. Für Patina schwärmt Simon ebenso wie für Bücher – und Sechsecke.

Bretttchen – spülmaschinenfestes Papier.
“Bretttchen” – spülmaschinenfestes Papier.

Form und Funktion

Deshalb haben auch seine “Bretttchen” diese Form. Gefertigt sind sie aus Papier in 66 Lagen, ein Spezialmaterial aus den USA. In ihrem matten Schwarz wirken sie wie Schiefertafeln. Jedoch sind sie freundlicher zu scharfen Klingen, antibakteriell und – Simon zückt einen weißen Kreidestift – zu beschriften. “Meine Neffen bauen daraus richtige Welten und zeichnen dann Wege ein, die von Brett zu Brett führen”, sagt er versonnen.

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Nützlich, praktisch und nachhaltig, das sind seine Ansprüche an Design. Ganz nebenbei kitzelt er noch den Spieltrieb an. Die kleinsten der Bretttchen passten sogar in die hintere Hosentasche – als Einkaufszettel.

Arbeiten und leben.
Arbeiten und leben.

Inspiration Dänemark

“Bei mir vor der Dusche liegt immer ein Bretttchen, damit ich mir Noitzen machen kann!” Die besten Ideen kämen ihm unter dem fließenden Wasser. Ganz abstellen lasse sich sein Kopf nie, immer lauern die Ideen. Nach Abschluss seiner Tischlerlehre in Erfurt, machte sich in Simon ein wegweisender Gedanke breit: “Das kann noch nicht alles gewesen sein.”

Die Aufbereitung von Möbeln war seit seiner Jugendzeit ein Hobby. Warum also nicht selbst entwerfen? Er machte sein Fachabi in Dresden und schrieb sich an der Fachhochschule Schneeberg ein. Von dort aus führten ihn Praktika nach Kopenhagen.

Blickrichtung dänisches Design.
Blickrichtung dänisches Design.

Die Schlichtheit des dänischen Designs faszinierte ihn so sehr, dass er sich Stück für Stück in die regionale Szene dort integrierte und sich einen Namen machte. Bis heute halte er die Beziehungen in den Norden. “Ich kann mir auch vorstellen, irgendwann nach Dänemarkt zu ziehen”, erzählt er. Aus persönlichen Gründen ist aber auch Dresden immer ein Ankerpunkt geblieben über die Jahre. Sein Label “Haaase” gründete Simon 2020. Das sei ein gebeutelter Start gewesen.

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Guckkasten auf der Louisenstraße

Erst jetzt laufe die Designmanufaktur so richtig an, mit Messen und Zwischenhändler*innen. Davor ging der Verkauf nur über den Onlineshop. Ein Schaufenster habe er bei seinem Freund Ronald im Croupon auf der Louisenstraße eingerichtet: Ein Guckkasten für die Neustadt. Dort liegen die “Bretttchen” aus und der Bücherständer “Liesma”.

Bücherständer "Liesma".
Bücherständer “Liesma”.

Es handelt sich um eine induktive Handyaufladestation mit einer Halterung, über die ein aufgeklapptes Buch gehängt werden kann. Das Motto: Handy weg, es ist Lesezeit! “Entschleunigung”, sagt Simon. Bücher möge er genauso wie Sechsecke, und das nicht nur wegen der Bibliothek, die seine Mutter als leidenschaftliche Leserin zuhause pflegte. “Bücher sind etwas Haptisches. Sie haben einen Geruch, eine Geschichte und lassen sich weitergeben.” Mit “Liesma” wolle er sie würdigen.

Werk- und Ideenstätte.
Werk- und Ideenstätte.

Unsterblichkeit oder Zeitlosigkeit?

Zeitlosigkeit, das strebt Simon nicht nur im Stil, sondern auch in der Verwendbarkeit an. “Ich möchte am liebsten irgendwann mal über einen Flohmarkt laufen und Dinge entdecken, die ich selbst entwickelt habe”, sagt er. “Dinge, die von den nächsten Generationen noch als schön empfunden werden.”

Er lässt den Siebträger in seine betagte Kaffeemaschine einrasten. “Unsterblichkeit für mich stelle ich mir aber wie Folter vor”, philosophiert er. “Irgendwann gibt es ja keine Überraschungen mehr.” Und die brauche es schließlich für den kreativen Antrieb.

Designmanufaktur HAAASE

Ein Kommentar

  1. Das ist ja mal lustig! Wir haben tatsächlich am Wochenende vor dem Schaufenster des CROUPON gestanden und uns ernsthaft gefragt, wie LIESMA wohl funktionieren soll. Hier also die Auflösung. Vielleicht sollte es entsprechend dekoriert werden. BÜCHERS BEST hilft bestimmt…. ;-)

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