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30 Jahre Café Europa

Herzlichen Glückwunsch altes Haus, Du hast Dich gut gehalten. Gestern Abend hat die Familie Weidel zur großen Fete eingeladen, es wurde gegrillt und Freibier gereicht. Das „Café Europa“ war proppevoll, darunter viele Leute, die offenbar schon zur Eröffnung hier waren. Graumelierte Haare, soweit das Auge reicht.

Große Feier mit vielen Gästen und bunten Luftballons.
Große Feier mit vielen Gästen und bunten Luftballons.

Irgendwie ist das Café Europa ja sowas wie die erste richtige Nachwende-Bar in der Neustadt. Während Ende der 80er und 1990 so Läden wie „Die Hundert“, das „Raskolnikoff“ oder die „Planwirtschaft“ entstanden, die alle einen gewissen Szene-Anspruch hatten, war das „Europa“ schon ein bisschen anders. Eher so eine richtige 90er Bar, mit dem frech in den Raum hineingebauten dreieckigen Tresen und der merkwürdigen Gestaltung. Besonderen Ruf erlangte die Bar, die seinerzeit von Hans-Peter Weber, Hans-Martin Jahn und Andi Tampe gegründet wurde, vor allem durch die Rund-um-die-Uhr-Öffnung.

Eröffnung im Oktober 1992

Ursprünglich sollte der Laden „McPub“ heißen, der Name setzte sich jedoch nicht durch. So wurde im Oktober 1992 das „Café Europa“ geboren. Damit war es die erste 24-Stunden-Bar Dresdens. Das war vor allem für Gastronomen wichtig, die nach der Schicht noch einen Absacker trinken wollten. Bis dahin musste man sich aufmachen und auf die andere Elbseite reisen.

Gastronom Ferenc Weidel hier bei einer Renovierung des
Gastronom Ferenc Weidel hier bei einer Renovierung des „Europa“ vor sechs Jahren

Im Mai 1996 übernahm Ferenc Weidel die als Café getarnte Bar. Weidel hatte bis dahin gastronomisch erste Erfahrungen in Radebeul gesammelt. In den Folgejahren entwickelte das „Europa“ einen gewissen Ruf. Neben den Gastronomen, kamen englische Bauarbeiter und es wurde ein beliebter After-Show-Treffpunkt. Die Ärzte feierten hier, die Jungs von U2 und auch die Dynamo-Spieler haben es hier mehrfach krachen lassen.

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Kopf auf Tisch

Mir selber wird eine denkwürdige Szene stets in Erinnerung bleiben. Ich war nach einer Spätschicht im „ReiterIn“ noch im „Europa“ versackt, wohnte damals auf der Conradstraße, lag also irgendwie auf dem Heimweg. Der Mann neben mir war heftig abgestürzt, mit dem Kopf auf sein Bierglas gesackt und schnarchte in höchsten Tönen vor sich hin.

Dem resoluten Kellner wurde das Theater zu viel. Mit einem kräftigen Ruck riss er das Glas weg, der Kopf knallte auf den Tresen, dass es mir schon vom Zusehen weh tat. Der Abgestürzte jedoch stutzte nur kurz und schnarchte dann weiter. Mit ein paar geschickten Handgriffen beförderte der Kellner ihn schließlich an die frische Luft.

Kurz nach Beginn der Feier war die Kneipe rappelvoll.
Kurz nach Beginn der Feier war die Kneipe rappelvoll.

Ob sich solche Geschichten heute noch im „Europa“ erleben lassen, ich weiß es nicht. Eins steht jedoch fest, seit der Pandemie ist das Europa keine 24-Stunden-Bar mehr. „Es rechnet sich einfach nicht mehr“, sagt Ferenc Weidel. Seitdem hat die Bar offiziell von 8 Uhr früh bis um 1 Uhr in der Nacht geöffnet.

Ein anderes Problem, das Weidel als jahrzehntelangen Psychoterror bezeichnet, ist der Ausbau der Königsbrücker Straße. „Seit wir aufgemacht haben, rechneten wir jedes Jahr mit dem Anfang der Baustelle“, sagt er. Nur deshalb habe er im Zentrum der Äußeren Neustadt erst das Continental übernommen, dann das Eckstein eröffnet. Inzwischen führt die Familie noch ein Hostel auf der Königsbrücker und ein Hotel auf der Rothenburger. Der Mix hält das Familiengeschäft stabil. Und der Ausbau der Königsbrücker lässt weiter auf sich warten.

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Generationen-Wechsel

Inzwischen hat Weidels Tochter, Luisa Maria, hier weitestgehend das Zepter übernommen. Als 18-Jährige hatte sie hier im „Europa“ mit Putzen angefangen, sich dann langsam bis zur Bar hochgearbeitet. Seit mehrere Jahren schmeißt sie den Laden und führt gemeinsam mit Ferenc auch die anderen Geschäfte.

Herzlichen Glückwunsch zu 30 Jahren "Café Europa"
Herzlichen Glückwunsch zu 30 Jahren „Café Europa“