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Dresden: Prävention an der „Schiefen Ecke“

Im Stadtbezirksbeirat haben am Abend Vertreter*innen der Stadtverwaltung ihre Erkenntnisse zur Kreuzung Rothenburger-, Louisen-, Görlitzer Straße vorgestellt.

Polizeieinsatz an der Schiefen Ecke
Polizeieinsatz an der Schiefen Ecke – Foto: Archiv 2021

Stadtbezirksamtsleiter André Barth führte ein, dass es eine hohe Kriminalität an der Ecke gibt. Außerdem sei es laut und vermüllt. Revierleiter Sven Fischer von der Dresdner Polizei ergänzte, dass vor allem in den Monaten Mai und Juni die Kreuzung sehr stark besucht war und die Polizei nahezu jedes Wochenende in der Saison vor Ort war. Im Schnitt halten sich dort an Wochenenden rund 500 Personen auf, in Spitzenzeiten bis zu 2.000. Fischer: „Wir können als Erfolg verbuchen, dass es keine Ausschreitungen gab“. Das sei auch dem kommunikativen Ansatz der Nacht-Schlichter*inen zu danken.

Bei den Massen, die dort im berauschten Zustand unterwegs waren, zeigte sich Fischer froh, dass nicht mehr passiert sei. Die konsequente Kontrolle führte zu Verdrängungseffekten in Richtung Albertplatz, Martin-Luther-Platz und in Richtung Alaunplatz. Die gestiegene Kriminalität am Alaunplatz habe zu Sondereinsätzen bis in den Herbst hinein geführt. Fischer plädierte in dem Zusammenhang dafür, dass in dem Park eine Beleuchtung installiert werden solle. Das Konzept dazu wird in der nächsten Stadtbezirksbeiratssitzung vorgestellt.

Kontrolle, Angebot und Prävention.

Revierleiter Fischer berichtet von insgesamt 39 Präsenzeinsätzen, 370 Strafanzeigen (mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr), 39 sichergestellte Bassboxen, und 23 mal wurde Wildpinkeln festgestellt. Jutta Gerschner, Ordnungsamt: „Wir haben viele Kontrollen von April bis September in enger Absprache mit der Polizei durchgeführt.“ Auch das Ordnungsamt hat Bass-Boxen eingezogen. „Aus unserer Sicht konnte die Situation verbessert werden“, so Gerschner, auch wenn man mit Lärm und Schmutz noch nicht zufrieden sein könne.

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Barth erläuterte, dass es Gesprächsrunden mit Anwohner*innen gab. Der Kultursommer wurde etabliert, die Nette Toilette bekannter gemacht. Außerdem gab es Reinigunsaktionen. Weitere Maßnahmen der Prävention seien die Geisterkampagen, ein Plakat, die Unterstützung von Anwohnerinitiativen, regelmäßige Berichterstattung im Stadtbezirksbeirat und natürlich der Einsatz der Nacht-Schlichter*innen. Dabei waren bis zu zehn Konflikt-Manager*innen im Einsatz, die insgesamt auf über 600 Einsatzstunden kamen. Insgesamt habe der Einsatz zu einer leichten Entspannung an der Ecke beigetragen.

Ideen zu Schiefen Ecke: Alkoholverbot, Nachtschlichter, Anwohnerversammlung
Ideen zu Schiefen Ecke: Alkoholverbot, Nachtschlichter, Anwohnerversammlung

Alkoholverbot an der Schiefen Ecke?

Fischer: „Wenn es wärmer wird, wird es wieder zu ähnlichen Ansammlungen kommen, dann sind wir wieder vor Ort.“ Der Revierleiter geht davon aus, dass es dann aber auch schnell wieder zu Verdrängungseffekten kommen werde. Gerschner: „Es wird zusätzliches Personal an der Schiefen Ecke geben“. Ab der Dämmerung soll ein Fahrzeug der Polizeibehörde auf einem der Taxistellplätze stehen. „Wir hoffen auf die Polizeiverordnung zum Alkoholabgabeverbot für die Äußere Neustadt und das Alkoholkonsumverbot für die Schiefe Ecke“, sagt Gerschner. Eine Entscheidung dazu steht im Stadtrat noch aus. Aus Sicht des Ordnungsamtes könne das die Situation wesentlich entschärfen.

Die Fortsetzung des Kommunikationsteams „Nachtschlichter“ ist angelaufen, insgesamt sollen 20 Konfliktmanager*innen eingesetzt werden. Der Stadtbezirk fördert den Klubkultursommer (Projektbeschreibung) für eintrittsfreie Veranstaltungen, auch die Bespielung des Scheunevorplatzes wird wieder stattfinden. Außerdem ist eine Einwohnerversammlung geplant, voraussichtlich Mitte April.

Johannes Schulz vom Kriminalpräventiven Rat Dresden erklärte, dass das Alkoholverbot noch einmal neu beraten wurde. Jetzt habe man eine Möglichkeit gefunden, dies einzurichten, der Stadtrat muss es entscheiden.

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Fragen der Stadtbezirksbeiräte

Torsten Abel (Grüne): „Wieso braucht man eine Anzeige, warum kann das Ordnungsamt nicht von allein einschreiten?“. Jutta Gerschner erläuterte die Rechtslage, ohne Gestörten sei kein Bußgeld möglich. Holger Knaack (Link): „Was für Kosten kommen bei einem Bass-Box-Einzug, welches Bußgeld ist bei gemeldeter Störung fällig, was passiert, wenn ein Delinquent wiederholt auffällt?“ Gerschner: „Für Bass-Box Verwaltungsgebühr im dreistelligen Bereich, dazu Bescheid-Gebühr, Bußgeldverfahren bis zu 1.500 Euro, je nach Häufigkeit des Verstoßes. Wir können bei wiederholten Verstoß die Box auch komplett einziehen. Solange die Bußgelder bezahlt werden, gibt es keine höheren Strafen.“

Klemens Schneider (Grüne): „Wir brauchen weitere Maßnahmen um Lärm und Müll Herr zu werden. Wir müssen aber auch darauf achten, dass die gelebte Freiheit ein Stück weit erhalten bleibt, da gilt es abzuwägen.“ Alkoholabgabe- und Alkoholkonsumverbot müssten mit der Bevölkerung diskutiert werden. Holger Zastrow (FDP), das ist völlig ausgeschlossen, dass dazu im Mai eine Entscheidung im Stadtrat fällt. Dafür müsste die Vorlage längst auf dem Weg sein. Für ein solches Alkoholverbot sei mit einer langen Diskussion zu rechnen. Interessant sei, so Zastrow, dass offenbar der Aufwand, um die Situation in den Griff zu bekommen, immer größer werde.

15 Kommentare

  1. Mir fehlen Aussagen zu den Ursachen der Ansammlungen und deren Auswüchsen. Offenbar fehlt es an sinnvollen Alternativen. Eine Ursache ist wohl auch die Corona-bedingten Schließung der Clubs, nehme ich an.
    Frage außerdem: warum wollen Menschen sich auf Kosten ihrer Gesundheit überhaupt berauschen? In Berlin soll es ja angeblich schon einen Trend zu Alkohlfreiem geben…

  2. @Jubee: Die Ursache wurde gestern nicht thematisiert. Bzgl. der Alternativen wird auf das Klubsommer-Konzept mit eintrittsfreien Veranstaltungen verwiesen. Zum Thema Alkohol gab es noch Ausführungen der Suchtbeauftragten, die unter anderem die Idee vorschlug, nach 22 Uhr gar keinen Alkohol mehr auszuschenken. Die Frage, warum sich Menschen berauschen wollen, wird wohl diese Runde nicht klären können.

  3. Prävention: (lateinisch praevenire „zuvorkommen“, „verhüten“) bezeichnet Maßnahmen, die darauf abzielen, Risiken zu verringern oder die schädlichen Folgen von Katastrophen oder anderen unerwünschten Situationen abzuschwächen. (Wikipedia)
    Am nächsten Morgen den Dreck wegräumen und dem Stadtbezirksbeirat den Umfang der Katastrophe zu melden haben nichts mit Prävention zu tun.
    Und die übrigen Maßnahmen haben offensichtlich keinerlei Erfolg gezeigt.
    „Nette Toilette“, wenn die Gaststätten sowieso geschlossen hatten oder zum Betreten eines Lokal der Impfnachweis gebraucht wird?
    600 Einsatzstunden der Schlichter (zwischen wem schlichten die denn eigentlich?) und das Ergebnis ist eine Verschlimmerung der Situation?
    Früher wurde davor gewarnt, tote Pferde weiter zu reiten.
    Alkoholverbot außerhalb von Lokalen und Biergärten ab 22:00 Uhr, das wäre mal echte Prävention.
    Und dann nach einem Jahr Bilanz ziehen.

  4. @Guardian: Vielleicht wurde das nicht deutlich genug aus dem Artikel. Sowohl das Ordnungsamt als auch die Polizei schätzen den Einsatz der Nachtschlichter als wirkungsvoll ein. Für ein Alkoholverbot sehe ich aktuell keine politische Mehrheit in Dresden.

  5. Ich habe vorher auch noch nie wahrgenommen, dass es dort überdruchschnittlich viel Gewalt gab. Jetzt passiert doch genau das was angekündigt wurde. Einige Leute haben Blut geleckt und merken wie einfach man doch bestehendes verbieten kann, notfalls mit Gewalt. Es gibt schnellere Wege von einer offenen Gesellschaft in eine die Amerikas weg einschlägt. Das Ticket lässt sich schnell buchen.

  6. Und jetzt wieder die Endlosdiskussion woran es wohl liegen könnte…
    In der Innenstadt will man ab sechs seine Ruhe haben, genau wie in den anderen Stadtteilen, weshalb man die Neustadt systematisch zum „Kneipen- und Szeneviertel“ aufgebaut hat, auch mit werbewirksamer Unterstützung aus dem Stadtteil selbst. Das ist alles. Den Rest erledigen die, die sich an der Stelle mit dem Ausschank von Alkoholika eine goldene Nase verdienen, egal ob sie das zugeben oder nicht.

  7. „Die konsequente Kontrolle führte zu Verdrängungseffekten in Richtung Albertplatz, Martin-Luther-Platz und in Richtung Alaunplatz.“
    Soll das eine Lösung sein, wird das als Erfolg der Maßnahmen gewertet?

  8. Wir als Anwohner erleben dort nahezu täglich Gewalt, Drogendealereien, Ordnungswidrigkeiten en masse, lautstarkes Gegröle, das Abspielen von Bass-Boxen bis in die frühesten Morgenstunden, Wildpinkeln in den Hausfluren, Flaschenwerfen, das Nächtigen von Alkoholleichen in den Hausfluren, an denen die Kinder auf dem Weg zur Schule vorbeimüssen, erheblichste Verunreinigungen, Meere von Scherben und Vieles mehr. Der Alkoholkonsum und der Verkauf von Alkohol und Glasflaschen durch die Spätshops trägt hierzu nach unserer Beobachtung maßgeblich bei. Die eingesetzten Nachtschlichter haben aus unserer Sicht überhaupt nichts gebracht. Es herrschen – wie wir über längere Zeit gemessen haben – nahezu jede NachtLärmpegel weit über dem Zulässigen und im gesundheitsschädigenden Bereich. Die Kinder wie auch die Erwachsenen können keinen Schlaf mehr finden. Es herrschen dort unhaltbare Zustände. Es wurde sehr lange über viele Möglichkeiten diskutiert. Geschehen ist aber nichts. Wir als Anwohner würden ein Alkohol-Konsumverbot außerhalb der Gastro wie auch ein Alkohol- und Glasflaschen-Verkaufsverbot für die Spätshops sehr begrüßen. Mit guten Worten und Diskussionen ist jedenfalls bislang leider nichts erreicht worden. Mit zunehmend schönem Wetter werden sich die bekannten Zustände mit vielen hunderten Besoffenen auf der Kreuzung wieder verfestigen. Es gibt das Recht auf körperliche Unversehrtheit und darauf, dass der Staat/ die Stadt die Anwohner schützt.

  9. Ja,si ist es. Das Wetter wird besser und schon geht’s wieder los mit Krach, Sauferei und Dreck. Und dem Satz, wahlweise: warum bist du hergezogen, oder: dann zieh doch weg.
    Es wird sich nichts ändern. Nur viel geredet und alles was man versucht ist ein Tropfen auf nem heissen Stein.

  10. Ist der Lärm also tatsächlich mehr geworden über die Zeit, oder sind die Anwohner andere geworden? Ich kenne es jedenfalls nicht anders. Ich sehe beide Seiten. Zum einen Jene, die sich eine Wohnung z.B. direkt neben dem Downtown anmieten und sich dann beschweren, was den Leuten einfällt sich nachts zu unterhalten, als auch jene die glauben sie hätten das Recht Anwohner aktiv zu belästigen.

    Ja, es gibt asoziale Besucher in der Neustadt und es wäre schön, wenn man diese erziehen könnte, z.B. in dem sie dann nicht mehr in den Club kommen, wenn sie sich nicht benehmen können. Aber wenn jemand mit Kindern ans Eck zieht, dann hat entweder der Vermieter, oder der Mieter Mist gebaut.

  11. Natürlich hat sich die Lage an der Ecke seit den letzten 2-3 Jahren erheblichst verschärft. Es hat früher nie derartige Massen-Aufläufe mit allem, was damit einhergeht, dort gegeben, insbesondere nicht den extremen Lärm nahezu jede Nacht und bis in die frühesten Morgenstunden. Nicht die Gewalt, die Dealerei in dieser Masse, asoziale Besucher von außerhalb, die nur zum Komasaufen kommen. Ich sage das als langjähriger Anwohner dort. Wenn nun die dort lange ansässigen Anwohner auch nicht geschützt werden und deswegen wegziehen, ist niemandem gedient, außer der Gentrifizierung. Das Szeneviertel schafft sich mit diesen Zuständen selbst ab. Kinder dürften ja – wie Mario oben meint – hier am besten schon gar nicht mehr leben. Und das dafür, dass man sein Recht auf Vollrausch reklamiert.

  12. Die letzten zwei Jahre dürfte allerdings den Coronamaßnahmen geschuldet sein. Sobald diese wieder entfallen, sollte sich das Geschehen hoffentlich wieder in die Clubs und Bars verlagern.
    Und ich habe nicht gesagt, dass Kinder dort nicht leben dürfen, ich finde es aber unverantwortlich mit Kindern an eine Ecke zu ziehen, wo seit vielen Jahren bekannt ist, dass es dort Nachts etwas lauter zugeht und sich dann zu beschweren, dass die Umgebung sich nicht an einen anpasst. Ich schicke meine Kinder auch nicht auf die Autobahn spielen und beschwere mich dann, dass die Autobahn nicht kindergerecht ist.

  13. Wie die letzten Nächte zeigen, ist die von Mario oben geäußerte Hoffnung, es werde sich bei Öffnung der Clubs die Situation wieder entspannen, reichlich blauäugig. Die Fakten sprechen eine andere Sprache: gesundheitsschädliche Pegel weit jenseits des Zulässigen (über 81 Dezibel am frühen Samstag Morgen zB) fast jede Nacht- bis in die frühesten Morgenstunden. Es ist also nicht nur „etwas“ lauter, wie oben verlautbart. Die Situation hat sich weiter verfestigt und die Stadt unternimmt weiterhin absolut nichts zum Schutz der Anwohner. Nichts ist zu sehen von den angeblich so wirkungsvollen Schlichtern, nichts zu sehen von Ordnungsamt oder Polizei. Die Party geht weiter. Mario: schreib doch bitte Deine Adresse, wir Anwohner organisieren Dir gerne jede Nacht eine Ballermann-Party unter Deinem Fenster. Wer hierher mit Kindern zieht, hat tatsächlich nicht nachgedacht. Nur: kann das wirklich gewollt sein? Kinderfreie Neustadt? Weitere Gentrifizierung? Und: wer denkt an die Kinder und Erwachsenen, die hier schon lange wohnen? Niemand hilft. Nur zynische Kommentare, s.o.: Man schickt die Kinder nicht auf die Autobahn zum Spielen. Aha. Da werden die Verantwortlichkeiten sehr verkannt.

  14. Lieber Mario,
    Du scheinst entweder recht jung zu sein oder Dich nicht wirklich im Viertel auszukennen und Du scheinst nicht begreifen, dass die Neustadt nicht die Reeperbahn ist, die als Partymeile ausgelegt ist sondern Lebensraum für ganz normale Menschen mit ganz normalen Lebensumständen. Und es soll Leute geben, die nicht erst sein ein paar Jahren hier daheim sind.
    Die Umgebung hat sich an genau das anzupassen und nicht andersherum, wie Du es gerne hättest. Mehr Empathielosigkeit geht ja kaum noch. Das wäre ja das Gleiche als hättest Du einen Nachbarn, der die Nacht zum Tage macht und von Dir verlangt, Du solltest doch Deinen Schlaf in die hellen Stunden verlagern, damit er nachts seinen Ausschweifungen nachkommen kann.

    Die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo die eines Anderen eingeschränkt wird.

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