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Meine Odyssee: Friseur gesucht!

Leerer Friseurstuhl - Symbolbild: Pixabay
Leerer Friseurstuhl – Symbolbild: Pixabay
Es gibt Tage, an denen geht alles schief. Meistens sind das Montage oder Freitage, die in selbsterfüllender Prophezeiung auf einen 13. fallen. Manch einer kennt das geflügelte Wort von sogenannten Montagsproduktionen. Damit sind Kaffee- oder Waschmaschinen, Laptops oder Computerspiele gemeint, die scheinbar an einem Montag produziert wurden und, gefühlt, schneller kaputt gehen.

Aber für meine Odyssee, von der ich anfangs nichts ahnte, suchte ich mir bewusst keinen Montag und auch keinen Freitag aus. Letzterer hatte in diesem Monat Oktober zum Glück auch keinen 13. im Kalender. Nein, es war ein Dienstag, genauer: es war Dienstag, der 15. Oktober 2019. Alles eigentlich unverfängliche Daten. Nahm ich in meiner grenzenlosen Naivität und meinem Glauben an das Gute an.

Ich suchte also, wie oben angekündigt, einen Friseur oder eine Friseurin. Nein, keinen Angestellten und ich habe auch keinen diesbezüglichen Laden. Ich suchte einen oder eine aus der Zunft der Barbiere, um meinem verbliebenen Kopfputz eine passende Fasson zu geben.

Es war Vormittag, nach 10 Uhr in der Äußeren Neustadt, ein goldiger Herbsttag, ganz dem Klischee entsprechend. Langsam trauen sich die ersten Nachtschwärmer ans Tageslicht. Dass hier die Geschäfte etwas später öffnen als in anderen Stadtteilen, war mir bewusst.

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tranquillo

Freudig betrat ich den ersten Laden, ohne Voranmeldung.

Er war leer.

Eine Friseuse saß hinter dem Empfangstresen. Guter Hoffnung fragte ich, ob es möglich sei, mir die Haare zu schneiden zu lassen und ob es gleich ginge. Sie musterte mich von oben bis unten und sagte, dass sie gleich eine Kundin erwarte. Könnte ich dann vielleicht etwas später wiederkommen, fragte ich, nun etwas eingeschüchtert. Nein das ginge nicht, ihr Terminkalender sei voll.

So zog ich ungeschnitten von dannen, aber immer noch optimistisch, immerhin gibt es in der Neustadt die größte Dichte an Friseurgeschäften im gesamten Stadtgebiet. Aber irgendwie war derjenige, der im Schicksalshimmel Dienst hatte, nicht ganz bei der Sache oder nach einer himmlischen Kneipennacht noch nicht ausgeschlafen, jedenfalls kam mir dieser Dienstag wie eine Montagsproduktion vor.

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Neun Salons suchte ich auf. Entweder, und das betraf die meisten, erhielt ich die Auskunft, dass gleich ein angemeldeter Kunde käme und es dann Schlag auf Schlag ginge oder, das betraf ganze zwei Läden, dass ein Kunde gerade bedient wurde und zwei weitere warteten. Oder man nannte mir Zeiten zum wiederkommen, in denen ich selbst Termine hatte.

Ziemlich frustriert beendete ich meine Odyssee in der Neustadt und fuhr mit der Bahn in die Altstadt. Vielleicht hatte ich da mehr Glück. Weit gefehlt. In weiteren vier Läden erlebte ich das gleiche: leere Läden und einen demnächst zu erwartenden Kunden in drei Fällen und ein Laden, wo mehrere Leute darauf warteten, bedient zu werden.

Und bedient war auch ich.

Könnte es an mir liegen, fragte ich mich. Rieche ich schlecht? Nein, ich hatte zuvor geduscht. Naja, ich bin kein Abkömmling von Adonis. Altersmäßig beginne ich nicht mehr mit einer zwei oder drei. Auch habe ich keine Löwenmähne (mehr). Aber ich kann mir einen Besuch beim Friseur finanziell durchaus leisten. Es könnte aber auch sein, dass die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt und es an Fachkräften mangelt. Wie dem auch sei: frustriert fuhr ich mit der Bahn nach Hause.

Wenn das so weiter gehe, werde ich mir wohl einen Rasenmäher fürs Haupthaar anschaffen müssen und alles gleichmäßig kurzhalten. Oder ich rasiere alles ab. Glatze soll ja angeblich sexy machen, habe ich kürzlich in einer TV-Magazinsendung gehört. Dann aber könnte ich mich vielleicht nicht mehr in den Kneipen der Neustadt blicken lassen, weil: alter, weißer Mann mit Glatze …


Eine Übersicht der Neustädter Haarabschneidesalons gibt es hier.

3 Kommentare

  1. Lieber Heinz, wie der Zufall so spielt, hatte ich auch gestern das Bedürfnis überflüssiges Haupthaar loszuwerden. Ich fand auf der Louisenstraße einen palästinensischen Barber-Shop, in dem ich nach kurzer Zeit dran kam. Die Friseure dort sind auf Männer spezialisiert und deren kurzfristige Haar-Entscheidungen.

  2. …ich habe auch gerade bei meinem Friseurladen meines Vertrauens angerufen,1Woche dauert es bis ich einen Termin erhalte(reingequetscht ins volle Terminbuch) und ich fahre 10 Km zum Friseur !!!

    also Leidensgefährten–seid tapfer–(an unserem Haarschnitt kann man nicht so arg dolle verdienen)

    grussi…….

Kommentare sind geschlossen.