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Papa, warst Du eigentlich bei der Stasi?

Autor und Journalist Thomas Bärsch vor seinem Lieblings-Café Combo
Autor und Journalist Thomas Bärsch vor seinem Lieblings-Café Combo
Mit dieser Frage wurde der Dresdner Journalist Thomas Bärsch vor einiger Zeit von seiner Tochter konfrontiert. „Es stellte sich heraus, dass sie Stasi-Spione wohl irgendwie cool fand – da gab es Erklärungsbedarf“, erzählt er vom Auslöser für eine etwas umfangreichere Geschichtensammlung.

„Also habe ich ihr von der DDR erzählt, von meiner Kindheit, meiner Jugend“, sagt Bärsch. Die Geschichten hat er nun in einem kleinen Buch zusammengetragen. Es heißt: „Das große Ganze im vielen Kleinen.“ Geschildert werden ganz persönliche Erfahrungen. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die vielen kleinen Konflikte, die er immer wieder mit dem DDR-System hatte, die sich irgendwann so zuspitzten, dass er 1989 fluchtartig die DDR verließ, auch, weil er hier keine Perspektive mehr sah.

Damals ahnte der gebürtige Leipziger nicht, dass er schon bald wieder hier sein würde. Nach dem Studium bot sich eine Stelle beim ZDF an, seit 1999 ist er wieder in Sachsen und arbeitet als Reporter in Dresden beim Landesstudio des ZDF.

Bärsch nippt an seinem Kaffee, die Morgensonne versteckt sich noch hinter den Wolken, aber hier in der Neustadt, auf der Louisenstraße, vorm Café Combo fühlt er sich wohl. Ein Kaffee vor Schichtbeginn, das klappt öfter mal. Das Büchlein ist nicht nur streng chronologisch gehalten. Bärsch hat auch ergänzend zu den beschriebenen Jahren den Geschichten immer noch ein paar allgemeine geschichtliche Fakten vorangestellt. „Es war mir ein Anliegen, dass meine Kinder die DDR-Geschichte eben nicht nur im Geschichtsunterricht erleben, sondern gewissermaßen aus erster Hand.“

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Die Geschichten sind unterhaltsam, teilweise sogar komisch. Wenn zum Beispiel der SED-Genosse bei der Fahrprüfung ganz fest mit einem Bestechungsgeschenk in Form eines Päckchen Mocca-Fix (8,75 Mark) rechnet oder Bärsch von Schul-Appellen und „Fürfriedenunsozialismuseidbereit“ berichtet. Als kleiner Junge nahm er an, dass es sich bei der Floskel um ein einziges Wort handelt. Von der Stasi konnte er sich übrigens erfolgreich fern halten.

Es ist vor allem die oft ironische Betrachtung des eigenen naiven DDR-Lebenswandels, die beim Lesen mehrfach zum Schmunzeln verleitet. Insgesamt lesenswerte und schnell durchgeschmökerte 270 Seiten.

Das große Ganze im vielen Kleinen

  • Für 10,99 Euro im Handel, ISBN 978-3-7450-7385-0
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3 Kommentare

  1. Ich würde mich auch sehr über eine Lesung freuen.
    Gerade solche Sachen kommen oft besser, wenn der Erzählende durch die Artikulation viele Spitzen hervorhebt.

Kommentare sind geschlossen.