La Tienda heißt übersetzt „Der Laden.“ So schlicht wie der Name sind Konstellation und Sortiment mitnichten. Drei Mitarbeiter steuern selbst genähte Mode bei, südamerikanische und asiatische Händler ergänzen um Schmuck, Handwerkskunst und farbenfrohe Kleidung. Der Tod gehört im La Tienda zum Inventar. Er nennt sich Joe, sitzt grinsend auf dem Fensterbrett und ist besonders bei Kindern beliebt.
Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 19)„Farbenvielfalt“ ist für die Initiatorin Melina Thieme eine Lebenseinstellung mit Laissez-faire-Charakter. Vor nunmehr zwanzig Jahren reiste sie durch Südamerika – ein Erlebnis, das sie nachhaltig prägte. Nun pflegt sie einen „asketischen Lebensstil“. Große Urlaube sind nicht mehr drin. „Meistens muss ich mich entscheiden: Urlaub oder Laden“, sagt sie. Die Entscheidung für letzteres ist Herzenssache und tut nicht weh.
Es gab Zeiten, in denen alles auf Kippe stand. Aber Zweifel an der Sache kamen bei Melina nicht auf. „Ich sehe den Laden hier auch in dreißig Jahren noch.“ Das Geschäft ist gleichzeitig ihr Arbeitsplatz, an dem sie täglich an der Nähmaschine sitzt. „Sieht heute etwas chaotisch aus“, entschuldigt sie sich. „Aber Aufräumen lohnt sich während des Nähens nicht.“ Nur Genies beherrschen das Chaos, sage ich.
Wir tauschen uns darüber aus, wie sehr eine Reise in fremde Kulturen die im Kopf gezogenen Grenzen des „Das geht so aber nicht“ sprengen. Was dem deutschen Auge verstörend oder turbulent erscheint, ist eben auch nur eine andere Realität.
Wieder zuhause sehen bunte Neonreklame, wilde Kleidungsmuster und abenteuerliche Konstruktionen vertrauter und verlässlicher aus. Die Dinge kommen lassen, das Leben genießen – das alles geht plötzlich leichter und macht mehr Spaß. Man hat sich das Unbekannte zum Freund gemacht.
Ebenso ging auch Melina vor, als sie direkt im Anschluss an ihr Romanistik-Studium La Tienda eröffnete. Nach langer Suche stieß sie auf den Ladenraum auf der Rothenburger Straße. „Dieser oder kein anderer“, stand für sie fest, „wegen der Steinwand.“ Jetzt gibt es La Tienda schon das zehnte Jahr. „Das Publikum hat sich etwas geändert“, sagt Melina.
Das Folkloristische habe etwas nachgelassen. Deshalb ergänzt sie seit etwa fünf Jahren mit farbenfrohen selbst genähten Klamotten. „Langeweile gibt es für mich nicht!“
Unterstützend greifen ihr beim Geschäft Freunde unter die Arme. „Und meine Mama, ganz wichtig!“ Ursprünglich stammt Melina Thieme aus Freiberg. Mittlerweile ist sie überzeugte Dresdnerin, auch wenn das Klima in der Stadt ungemütlich ist und viele wegziehen. Man müsse die Stellung halten, sagt sie. Gerade wenn man in so einem farbenfrohen Auftrag kommt wie sie.
Im Schaufenster sitzt grinsend Maskottchen Joe – ein Gerippe aus Pappmaché, original aus Mexiko mitgebracht. Seine Freundin Josy hält sich gerade in den Hinterräumen auf. Der Tod im Nacken – ist das nicht ein bisschen schauerlich? „Ich mag den unkomplizierten Umgang mit dem Tod. Er ist Teil des Lebens und wird in Mexiko als solcher gefeiert.“
La Tienda
- Rothenburger Straße 22, 01099 Dresden
Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr, Sonnabend 11 bis 17 Uhr
Telefon: 0351 8115986